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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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und dergleichen. Gottes kleiner Morgen, falls es je einen gegeben hat«, sagte Canfield und lachte, als er aus dem Rover stieg. Die FBI-Agenten folgten ihm.
    Canfield rief einem Mann etwas zu, der mit ein paar Leuten sprach, die Web für Landarbeiter hielt. »He, Nemo, kommen Sie mal kurz her.«
    Der Mann kam zu ihnen herüber. Er hatte etwa Webs Größe, war aber stämmiger, mit dem starken Bau eines Menschen, der sich seinen Lebensunterhalt mit körperlicher Arbeit verdient. Er hatte kurzes, drahtiges schwarzes Haar, das an den Schläfen etwas ergraut war, und markante, stattliche Gesichtszüge. Seine Kleidung war typisch für eine Ranch: weit sitzende Jeans und ein verblichenes Denimhemd. Seine Füße steckten in spitz zulaufenden Stiefeln. Sie waren ganz schlicht, weder Alligatorleder noch Känguruhaut, noch silberne Schnallen. Sie waren vom ständigen Gebrauch verstaubt und zerknautscht und dort, wo Steigbügel das Leder berührt hatten, abgescheuert. In seiner Gesäßtasche steckten verdreckte Handschuhe aus Segeltuch. Er nahm den schweißbefleckten Stetson ab, als er näher trat, und wischte die Stirn mit einem Tuch ab.
    »Nemo Strait hier ist der Verwalter des Gestüts. Nemo, das sind ein paar Leute vom FBI. Sie sind gekommen, um mir zu sagen, dass ich in Gefahr bin, weil sie das Arschloch, das meinen Sohn umgebracht hat, ausbrechen ließen und der Typ es jetzt vielleicht auf mich abgesehen hat.«
    Strait bedachte sie alle mit einem wahnsinnig unfreundlichen Blick.
    Web streckte die Hand aus. »Ich bin Agent Web London.«
    Strait schüttelte ihm die Hand, und Web spürte die zusätzliche Kraft, die der Mann in den Griff legte. Nemo Strait war ein sehr starker Bursche und wollte offensichtlich, dass Web das auch erfuhr. Web ertappte den Mann dabei, wie er sein verwüstetes Gesicht musterte. Bei den meisten rief es Mitgefühl hervor, was Web verabscheute. Nemo hingegen schaute nur etwas verdrossener drein, als würde er an einem gar nicht mal so schlechten Tag viel schlimmere Verletzungen erleiden. Web mochte den Mann sofort.
    Canfield zeigte auf Web. »Dieser Bursche hier hat tatsächlich versucht, meinen Jungen zu retten, was mehr ist, als ich von einigen anderen behaupten kann, die mit der Sache zu tun hatten.«
    »Tja, meiner Meinung nach taugt die Regierung nur dazu, das Leben ihrer Bürger zu verpfuschen«, sagte Nemo und sah Web an. Seine Stimme war reinster Slang vom Lande, mit einem kurzen Eintauchen zwischen jeder Silbe, das das Hüpfen seines gewaltigen Adamsapfels nachahmte. Aus irgendeinem Grund stellte Web sich vor, wie der große Nemo bei einem Country- and-Western-Karaoke mitmachte und dabei richtig gut ankam.
    Web sah zu Bates hinüber. »Wir wollen Ihnen doch nur helfen, Billy«, sagte der. »Wenn Ihnen irgendjemand etwas tun will, wollen wir hier sein, um es zu verhindern.«
    Canfield ließ den Blick über sein Anwesen gleiten und sah dann Bates an. »Zehn Männer sind rund um die Uhr auf meiner Ranch, und jeder einzelne von ihnen kann ziemlich gut mit einem Gewehr umgehen.«
    Bates schüttelte den Kopf. »Wir sind einfach hier hereinspaziert, und Sie haben nicht mal gewusst, wer wir sind. Sie sind unbewaffnet und allein zur Haustür herausgekommen. Wenn wir es darauf abgesehen hätten, Sie zu töten, wären Sie schon tot.«
    Canfield lächelte. »Was, wenn ich Ihnen sage, dass ein paar meiner Jungs Sie im Auge behalten haben, seit Sie meinen Besitz betreten haben? Und dass sie etwas anderes als nur ihre Finger auf Sie richteten?«
    Web und Romano sahen sich unauffällig um. Web hatte einen sechsten Sinn, der anschlug, wenn jemand eine Waffe auf ihn richtete, und fragte sich, warum er ihn nicht gewarnt hatte.
    »Dann würde ich Ihnen sagen, dass Ihre Jungs wahrscheinlich ein paar unschuldige Menschen erschießen werden«, sagte Bates.
    »Verdammt noch mal, genau dafür bin ich ja versichert, schätze ich«, schnappte Canfield zurück.
    »Ich habe die Akten überprüft, Billy. Während des Prozesses hat nicht nur Ernest Free gedroht, Sie zu töten. Damals hat das FBI Sie unter Schutz gestellt.«
    Canfields Gesichtszüge wurden sehr grimmig. »Stimmt, jedes Mal, wenn ic h mich umgedreht habe, stand ein Typ in einem Anzug und mit einer Knarre da und starrte mich an und hat mich daran erinnert, dass mein kleiner Junge tot und begraben ist. Ich will Sie nicht beleidigen, aber ich habe für den Rest meines Lebens genug von Leuten wie Ihnen. Klarer kann ich es wohl nicht ausdrücken.«
    Bates

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