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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Jetzt, aufgeschreckt, spähte er um sich, als könnte er im Bachbett selbst Zeichen eines Hinterhalts erkennen.
    »Dummkopf«, meinte Geloë verächtlich. »Ja, es war ein ›Feenfluss‹. Dieses ganze Land hier war, wie Ihr es ausdrücken würdet, ein ›Feenland‹. Was glaubt Ihr denn, welche Art von Wesen Euch verfolgt?«
    »Ich … das wusste ich«, murmelte Isorn beschämt. »Aber ich hatte es anders gemeint. Ihre Pfeile und Schwerter waren Wirklichkeit, das war alles, woran ich denken konnte.«
    »So wie die Pfeile und Schwerter Eurer Ahnen, Rimmersmann, und das erklärt einiges von dem bösen Blut zwischen Euch und diesem Volk. Der Unterschied liegt darin, dass König Fingils Räuber zwarmit ihren Klingen aus schwarzem Eisen viele Sithi töteten, er selbst aber und Eure anderen Vorfahren endlich alterten und starben. Die Kinder des Ostens sterben nicht, zumindest nicht in Zeiträumen, die Ihr verstehen könnt – und ebenso wenig vergessen sie einst geschehenes Unrecht. Wenn sie alt sind, werden sie nur geduldiger.« Sie stand auf und schaute sich nach Leleth um, die ein Stück davongewandert war. »Gehen wir«, mahnte sie scharf. »Wir haben Zeit, unsere Wunden zu pflegen, wenn wir durch sind.«
    »Durch was?«, fragte Deornoth. »Und wie? Das habt Ihr uns noch nicht erzählt.«
    »Und ich brauche auch jetzt meinen Atem nicht darauf zu verschwenden«, antwortete sie. »Wir werden bald dort sein.«
    Das Licht wurde rasch schwächer, und der Untergrund war trügerisch, aber Geloë entpuppte sich als unermüdliche Führerin. Sie ging jetzt schneller und wartete immer nur, bis die ersten Nachzügler sie wieder einholten, um dann um so kräftiger voranzuschreiten.
    Der Himmel leuchtete bereits in den Farben der Nacht, als das Flussbett erneut eine Biegung machte. Plötzlich ragte eine dunkle Masse vor ihnen auf, ein Schatten so hoch wie die Bäume und schwärzer als die Finsternis, die sie umgab. Stolpernd kamen die Wanderer zum Stehen; wer noch genug Luft hatte, stöhnte vor Müdigkeit.
    Geloë holte aus ihrem Gepäck eine Fackel und gab sie Einskaldir. Eine mürrische Bemerkung blieb ihm im Halse stecken, als ihre gelben Augen schmal wurden. »Nehmt das hier und setzt Feuerstein und Stahl daran«, sagte sie. »Dort, wo wir hingehen, werden wir zumindest ein kleines Licht gut brauchen können.«
    Eine knappe Achtelmeile von ihrem Standort entfernt verlor sich das Bachbett in der Dunkelheit und verschwand in einem ungeheuren Loch im Berge, einem in die Höhe gewölbten Mund, dessen behauene Steine von einer wuchernden Moosdecke fast vollständig bedeckt wurden.
    Einskaldir schlug mit dem Axtkopf zu; ein Funke sprang vom Feuerstein und entzündete die Fackel. Ihr wachsendes gelbes Licht erhellte weitere Steine, die bleich unter dem herabhängenden Moos hervorschimmerten. Oberhalb des Bogens waren riesengroße, uralteBäume aus dem Berg herausgewachsen und hatten in ihrem Streben nach Sonne die Einfassung zur Seite gedrückt.
    »Ein Tunnel mitten durch den Berg?« Deornoth schnappte nach Luft.
    »Mächtige Baumeister waren die Alten«, erklärte Geloë, »doch niemals besser, als wenn sie umbauten, was der Erde bereits entsprossen war, damit die Stadt mit Wald und Berg gemeinsam lebte.«
    Sangfugol hustete. »Es sieht aus … als wohnten Geister hier«, flüsterte er.
    Geloë schnaubte. »Und wenn schon! Es sind nicht diese Toten, die Ihr fürchten solltet.« Sie schien noch mehr sagen zu wollen, als plötzlich etwas zischte und neben ihnen einschlug. Dicht bei Einskaldirs Kopf bebte im Stamm einer Zypresse ein Pfeil.
    »Ihr, die ihr fliehen wollt«, rief eine kalte Stimme, so voller Echos, dass man nicht erkennen konnte, woher sie kam, »ergebt euch nun. Wir haben euch lange geschont, aber wir dürfen euch nicht gestatten, durch diesen Berg zu gehen. Wir werden euch alle vernichten.«
    »Ädon erhalte uns!«, weinte Herzogin Gutrun, deren große Tapferkeit nun doch in sich zusammenfiel. »Rette uns, o Herr!« Sie sank auf dem feuchten Torfboden zusammen.
    »Es ist die Fackel!«, sagte Josua und kam hastig näher. »Lösch deine Fackel aus, Einskaldir.«
    »Nein«, gebot Geloë. »Ihr werdet im Dunkeln niemals den Weg finden.« Sie hob die Stimme. »Hikeda’yei!«, rief sie. »Wisst ihr, wer ich bin?«
    »Ja, wir kennen dich, alte Frau«, antwortete die fremde Stimme. »Doch jede Achtung, die dir einst gebührt haben mag, war verloren, als du dein Schicksal an das jener Sterblichen knüpftest. Die Welt hätte sich

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