Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
Gerede ist das«, sagte sie laut. »Der Junge braucht Ruhe. Er ist so erschöpft und zerschlagen, dass er sich Sachen einbildet. Lasst ihn schlafen.«
    Jeremias schüttelte matt den Kopf. »Ich sage die Wahrheit«, beharrte er. »Liefert mich nicht aus!«
    »Das tun wir nicht«, versicherte Rachel. »Schlaf jetzt erst einmal.Wenn wir dich nicht verstecken können, werden wir uns etwas einfallen lassen, um dich aus dem Hochhorst herauszuschmuggeln. Dann kannst du zu deinen Verwandten gehen, wo immer sie auch sein mögen. Dieser einäugige Teufel Inch soll dich nicht zurückbekommen.«
    »Und Pryrates auch nicht«, erwiderte Jeremias stockend und immer schläfriger. »Er … redet … mit … den … Stimmen …«
    Gleich darauf war der Junge eingeschlafen. Seine vom Hunger ausgemergelten Züge sahen beinahe friedlich aus. Rachel sah ihn an und fühlte, wie das Herz in ihrer Brust hart wurde wie Stein. Dieser Teufelspriester Pryrates! Dieser Mörder! Welche Pest hatte er über ihr Haus gebracht, welches Böse über ihren geliebten Hochhorst?
    Und was hatte er ihrem Simon angetan?
    Sie musterte ihre großäugigen Mägde mit strengem Blick. »Ihr solltet jetzt besser noch schlafen, so viel ihr könnt«, knurrte sie. »Ein bisschen Aufregung heißt nicht, dass es bei Sonnenaufgang keine Böden zu scheuern gibt.«
    Als sie in ihre Betten gekrochen waren, blies Rachel die Kerze aus und legte sich mit ihren kalten Gedanken ebenfalls nieder. Draußen suchte der Wind noch immer nach einem Weg ins Innere.

    Über der grauen Wolkendecke stieg die Morgensonne auf. Sie streute ihr Licht über das wogende Grasland der Hoch-Thrithinge, konnte jedoch die Feuchtigkeit aus den endlosen Meilen voller Präriegras und Heidekraut nicht vertreiben; Deornoth war nass bis an die Oberschenkel und hatte das Marschieren gründlich satt.
    Die Thrithingmänner hielten zum Essen nicht an, sondern verpflegten sich im Reiten mit getrocknetem Fleisch und Obst aus ihren Satteltaschen. Die Gefangenen bekamen nichts. Nur einmal am Vormittag gestattete man ihnen eine kurze Rast. Deornoth und Josua nutzten diese Zeit, um ihre Gefährten leise nach dem Verbleib Varas zu fragen. Niemand hatte sie fortgehen sehen, obwohl Geloë sagte, sie hätte Vara geweckt, als sie die Reiter kommen hörte.
    »Sie ist auf diesem Land geboren«, erklärte die Zauberfrau demPrinzen. »Ich würde mir nicht allzu viel Gedanken um sie machen.« Doch Geloës eigenes Gesicht machte einen durchaus besorgten Eindruck.
    Hotvig und seine Männer scheuchten Josuas Schar nach allzu kurzer Ruhe wieder auf die Beine, und der Marsch ging weiter. Von Nordwesten kam Wind auf, zunächst schwach, dann immer stärker, bis die Bänder an den Sätteln der Thrithingmänner wie Turnierwimpel knatterten und die hohen Grashalme sich bis zum Boden neigten. Mühsam stapften die Gefangenen voran und zitterten in ihren nassen Kleidern.
    Bald zeigten sich Anzeichen von Besiedlung. Auf den flachen Hügeln grasten kleine Viehherden, bewacht von einzelnen Reitern. Als die Sonne sich ihrem mittäglichen Scheitelpunkt näherte, wurden die Viehherden, an denen sie vorüberkamen, größer und die Abstände zwischen ihnen kleiner, bis die Gefangenen endlich, immer entlang dem gewundenen Lauf eines Nebenflusses des Ymstrecca, mitten durch eine ungeheure Ansammlung von Tieren zogen. Die riesige Herde schien sich von Horizont zu Horizont zu erstrecken und bestand meist aus gewöhnlichen Rindern, zwischen denen jedoch auch zottige Bisons und Stiere mit langen, gebogenen Hörnern weideten. Sie hoben die Köpfe und glotzten die vorüberstolpernden Gefangenen trübe an. Ernsthaft kauten sie vor sich hin.
    »Ganz offensichtlich folgen diese Leute Geloës Ratschlag nicht, ausschließlich Gemüse zu essen«, bemerkte Deornoth. »Hier steht genug Fleisch auf den Hufen, um ganz Osten Ard zu ernähren.«
    Er warf dem Prinzen einen hoffnungsfrohen Blick zu, aber Josua lächelte nur müde.
    »Aber es sind viel Kränkliche darunter«, erklärte Gutrun. Während der häufigen Abwesenheit ihres Mannes verwaltete sie den herzoglichen Hof und Haushalt in Elvritshalla mit fester Hand und war mit Recht der Ansicht, etwas von Viehzucht zu verstehen. »Seht, für eine so ungeheuer große Herde gibt es viel zu wenig Kälber.«
    Einer der Reiter, der zugehört hatte, stieß ein verächtliches Schnauben aus, als wollte er seine Verachtung für die Meinung von Gefangenen ausdrücken, aber ein anderer nickte und sagte: »Es istein schlechtes

Weitere Kostenlose Bücher