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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Jahr. Viele Kühe sterben beim Kalben. Andere fressen und nehmen doch nicht zu.« Der Bart des Thrithingmannes flatterte im Wind. »Ein schlechtes Jahr«, wiederholte er.
    Hier und da standen mitten in der großen Herde im Kreis angeordnete Wagen, ringsum von Zäunen aus hastig eingeschlagenen Pfosten umgrenzt. Die Wagen bestanden aus Holz und hatten große, hohe Räder. Im Übrigen sah jeder anders aus. Manche waren so hoch wie zwei oder drei Männer, kleine Häuser auf Rädern, mit Holzdächern und Fensterläden. Andere bestanden fast nur aus einem Wagenboden mit einem tuchbespannten Schutzdach darüber, dessen Stoff in der steifen Brise wogte und knallte. Zahlreiche Kinder spielten in diesen Einfriedungen oder liefen draußen zwischen den Haufen gutmütiger Rinder umher. Auf einigen Koppeln grasten Pferde, und es waren nicht nur Zugpferde und Wagengäule. Viele hatten schlanke Glieder und wilde Mähnen, und selbst von ferne ließ sich erkennen, dass etwas in ihrem Gang lag, das so leicht und stark war wie geschmiedeter Stahl.
    »Ach Gott, wenn wir nur ein paar von diesen Tieren hätten«, meinte Deornoth sehnsüchtig. »Aber wir besitzen nichts zum Handeln. Ich bin das Marschieren gründlich leid.«
    Josua betrachtete ihn mit einem Anflug säuerlichen Humors. »Wir können von Glück sagen, wenn wir hier mit dem Leben davonkommen, Deornoth, und du hoffst auf ein paar Schlachtrösser? Ich hätte lieber deine Zuversicht als ihre Gäule.«
    Als die Gefangenen und ihre Bewacher weiter nach Süden gelangten, wuchsen die verstreuten Wagenburgen immer dichter zusammen, eng gedrängt wie Pilze nach einem Herbstregen. Gruppen von Berittenen kamen und gingen zwischen den Lagern; mit einigen von ihnen tauschten Josuas Begleiter Bemerkungen aus. Bald standen die Wagen so nahe beieinander, dass es den Gefangenen vorkam, als wanderten sie durch eine Stadt ohne Straßen.
    Endlich erreichten sie eine besonders große Einfriedigung, deren Pfosten mit Zierrat aus glänzendem Metall und poliertem Holz geschmückt waren, der im Wind klapperte. Die meisten der Reiter bogen jetzt ab, nur der Anführer Hotvig und sechs oder sieben andere führten die Schar des Prinzen durch ein Schwingtor in dasInnere. Dort gab es mehrere abgetrennte Bereiche, von denen einer rund zwanzig sehr schöne Pferde, ein anderer ein halbes Dutzend fette, glänzende Jungkühe beherbergte. In einer besonderen Umzäunung stand ein riesiger Hengst, in dessen zottige Mähne rote und goldene Bänder geflochten waren. Als sie vorbeikamen, hatte das gewaltige Tier die Nase am Boden und sah nicht auf. Der Hengst war ein Herrscher, der das Angestarrtwerden eher gewöhnt war als das eigene Anstarren. Die Männer, die Josua und seine Leute führten, berührten im Vorübergehen ehrfürchtig die Augen mit der Hand.
    »Es ist ihr Stammestier«, sagte Geloë zu niemand im Besonderen.
    Am äußersten Ende des Lagers stand ein großer Wagen mit breiten Rädern und dicken Speichen, von dessen Dachspitze ein Banner mit einem goldenen Pferd wehte. Davor saßen zwei Gestalten, ein großer Mann und ein junges Mädchen. Das Mädchen war damit beschäftigt, den langen Bart des Mannes in zwei dicke Zöpfe zu flechten, die ihm bis auf die Brust hingen. Trotz seines Alters – er schien auf gute sechzig Sommer im Grasland zurückblicken zu können – wies das lange schwarze Haar des Mannes nur wenige silberne Strähnen auf, und die breiten Schultern zeigten kraftvolle Muskeln. Mit den großen Händen, die von Ringen und Armbändern strotzten, hielt er eine Schale auf dem Schoß fest.
    Die Reiter hielten an und stiegen ab. Hotvig trat vor und nahm vor ihm Haltung an.
    »Mark-Than, wir haben Eindringlinge gefangen, die ohne deine Erlaubnis durch die Feluwelt wanderten: sechs Männer, zwei Frauen und ein Kind.«
    Der Mark-Than musterte die Gefangenen von Kopf bis Fuß. Ein breites, schiefzahniges Grinsen trat auf sein Gesicht. »Prinz Josua Ohnehand«, sagte er ohne jede Überraschung. »Bist du nun, da dein Steinhaus gefallen ist, gekommen, um unter dem Himmel zu leben wie ein Mann?« Er nahm einen tiefen Zug aus der Schale, leerte sie, gab sie dem Mädchen und winkte ihm, sich zu entfernen.
    »Fikolmij«, sagte Josua mit düsterer Heiterkeit. »Du bist jetzt also Mark-Than.«
    »Als der Tag des Wählens kam, wollte von allen Häuptlingen nurBlehmunt gegen mich antreten. Ich zerbrach seinen Schädel wie ein Ei.« Fikolmij lachte, strich sich den frischgeflochtenen Bart, hielt dann jedoch

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