Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2
Nerven gingen, dass er es nicht aushielt. Er überlegte kurz und trat dann an den Zaun neben einen der Wächter. Aufblickend erkannte er Isorn, der ihn anstarrte. Deornoth bewegte das Kinn in einem fast unmerklichen Nicken, und auch Isorn schlängelte sich unauffällig an den Zaun heran, bis er nur wenige Meter von Deornoth entfernt stand.
Josua hatte seinen Mantel bei Herzogin Gutrun gelassen, die ihn in den Armen trug wie ein Kind. Neben ihr verharrte Leleth und hielt sich mit der schmutzigen kleinen Faust krampfhaft am zerfetzten Rock der Herzogin fest. Geloë war ein Stückchen weitergegangen. Ihren gelben Blick hielt sie unter einer Kapuze verborgen.
Deornoth betrachtete die kleine Schar. Die Augen seiner Gefährten glitten von ihm ab, als scheuten sie eine längere Berührung. Sangfugol begann, leise vor sich hin zu singen.
»Nun, Priester Johans Sohn – nicht mehr ganz so groß wie einst stehst du vor dem Freien Volk der Thrithinge«, grinste Fikolmij. Seine Stammesbrüder lachten und tuschelten.
»Nur, was mein Hab und Gut betrifft«, erwiderte Josua gelassen. »Aber da ist noch etwas anderes, Fikolmij. Ich möchte dir eine Wette vorschlagen, nur zwischen uns beiden, dir und mir.«
Der Mark-Than lachte überrascht auf. »Tapfere Worte, Josua, stolze Worte von einem Mann, der weiß, dass er bald sterben wird.« Er musterte den Prinzen kalt und berechnend. »Was für eine Wette?«
Der Prinz klopfte auf seine Schwertscheide. »Ich möchte auf dies hier und auf meine gute linke Hand wetten.«
»Gute Hand, weil sie deine einzige ist«, höhnte Fikolmij. Seine Stammesgenossen brüllten vor Lachen.
»Mag sein. Wenn Utvart mich besiegt, erhält er Vara, und du bekommst den Brautpreis, ist das richtig?«
»Dreizehn Pferde«, bestätigte der Mark-Than selbstgefällig. »Und? Was soll die Frage?«
»Hör zu. Vara gehört bereits mir. Wir sind verlobt. Wenn ich also am Leben bleibe, erhalte ich nichts, das ich nicht bereits besitze.« Über der Menge der Zuschauer begegnete sein Blick dem Varas und wandte sich dann kühl wieder ihrem Vater zu.
»Du gewinnst dein Leben!«, schrie Fikolmij wütend. »Außerdem ist dieses Gerede töricht. Du wirst nicht am Leben bleiben.«
Der ungeduldig wartende Utvart gestattete sich bei diesen Worten seines Thans ein dünnes Lächeln.
»Und darum will ich eine Wette mit dir abschließen«, wiederholte Josua. »Mit dir, Fikolmij. Unter Männern.« Einige der Stammeskrieger lachten. Fikolmij sah sich erbost um, bis sie verstummten.
»Sprich weiter.«
»Es ist nur eine ganz kleine Wette, Fikolmij, wie sie kühne, entschlossene Männer in den Städten meines Volkes ohne Zögern eingehen. Wenn ich gewinne, gibst du mir denselben Preis, den du von Utvart verlangst.« Josua lächelte. »Das heißt, ich werde mir dreizehn von deinen Pferden aussuchen.«
Aus Fikolmijs heiserer Stimme klang Zorn. »Warum sollte ich überhaupt mit dir wetten? Eine Wette ist nur dann eine Wette, wenn beide Seiten etwas aufs Spiel setzen. Was könntest du schon haben, das mich reizen würde?« Verschlagen blickte er Josua an. »Und waskönnte es sein, das ich deinen Leuten nicht einfach wegnehmen kann, sobald du tot bist?«
»Die Ehre.«
Fikolmij wich überrascht zurück. Das Getuschel ringsum wurde stärker. »Beim Vierfüßigen, was soll das heißen? Ich lege keinen Wert auf deine hasenherzige Steinhäusler-Ehre!«
»Aah«, versetzte Josua mit dem Hauch eines Lächelns. »Aber auf deine eigene?«
Unvermittelt drehte der Prinz sich zu der Menge des Thrithingvolkes um, das dichtgedrängt am Zaun von Fikolmijs großer Umfriedung stand. An allen Ecken und Enden wurden leise Gespräche geführt. »Freie Männer und Frauen der Hoch-Thrithinge!«, rief der Prinz. »Ihr seid hier, um mich sterben zu sehen.« Grölendes Gelächter quittierte diese Feststellung. Ein Erdklumpen sauste auf Josua zu, verfehlte ihn nur um wenige Ellen und rollte an den sitzenden Stammesfürsten vorbei, die der Versammlung wütende Blicke zuwarfen. »Ich habe eurem Mark-Than eine Wette angeboten. Ich schwöre, dass Ädon, Gott der Steinhäusler, mich retten wird und dass ich Utvart besiege.«
»Das wollen wir sehen!«, brüllte einer aus der Menge in schwerfälligem Westerling. Neues Gelächter. Fikolmij stand auf und ging auf Josua zu, als wollte er ihn zum Schweigen bringen, schien es sich aber nach einem Blick auf die johlenden Zuschauer anders zu überlegen. Stattdessen kreuzte er die Arme über der breiten Brust und sah
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