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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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begann er. »Ihr habt gehört, was mit Josua geschehen ist?«
    Strangyeard rang die schmalen Hände. »Unwissende Barbaren sind sie, diese Grasländer. Mutter Elysia, ich weiß, dass vor Gott alle Menschen gleich sind, aber das ist grauenhaft! Ich meine, nicht einmal Unwissenheit ist eine Entschuldigung für diese …« Er verstummte traurig.
    Sangfugol setzte sich auf. Der Schmerz in seinem Bein ließ ihn zusammenzucken. Jeder, der ihn früher gekannt hatte, wäre erstaunt gewesen: Der Harfner, früher fast bis zur Lächerlichkeit herausgeputzt, war jetzt so zerlumpt, schmutzig und voller Kletten wie ein Vagabund im Heuhaufen. »Und wenn Josua stirbt?«, fragte er leise. »Er ist mein Herr, und ich nehme an, dass ich ihn liebe – aber was wird aus uns, wenn er stirbt?«
    »Wenn wir Glück haben, werden wir um ein Geringes besser leben als Sklaven«, erklärte Deornoth und hörte sich zu, als spreche ein anderer. Er fühlte sich ganz und gar ausgehöhlt. Wie war es nur so weit gekommen? Noch vor einem Jahr war die Welt so voraussagbar gewesen wie der Sonnenuntergang. »Wenn wir allerdings kein Glück haben …«, fuhr er fort, ohne den Gedanken zu Ende zu bringen. Es war auch nicht nötig.
    »Für die Frauen wird es noch schlimmer«, wisperte Sangfugol und sah zu Herzogin Gutrun hinüber, die die schlafende Leleth auf dem Schoß hielt. »Diese Männer sind gottlose Bestien. Habt Ihr die Narben gesehen, die sie sich selbst zufügen?«
    »Isorn!«, rief Deornoth unvermittelt. »Bitte komm doch einmal her!«
    Herzog Isgrimnurs Sohn stieg um das magere Feuer herum und setzte sich zu ihnen.
    »Ich denke«, begann Deornoth, »dass wir uns darauf einstellenmüssen, morgen etwas zu unternehmen, wenn sie Josua tatsächlich kämpfen lassen.«
    Strangyeard sah besorgt auf. »Aber wir sind so wenige … ein halbes Dutzend unter Tausenden.«
    Isorn nickte, ein grimmiges kleines Lächeln im breiten Gesicht. »Wenigstens können wir uns aussuchen, wie wir sterben wollen. Meine Mutter sollen sie jedenfalls nicht haben.« Das Lächeln verschwand. »Bei Usires! Ich schwöre, dass ich sie eher selber töten werde.«
    Sangfugol schaute sie an, als hoffte er, sie würden ihm gleich erklären, dass sie einen Scherz gemacht hatten. »Wir haben doch gar keine Waffen!«, flüsterte er eindringlich. »Seid Ihr von Sinnen? Vielleicht bleiben wir am Leben, wenn wir uns nicht rühren, aber wenn wir Unruhe stiften, kommen wir ganz bestimmt um.«
    Deornoth schüttelte den Kopf. »Nein, Harfner. Wenn wir nicht kämpfen, sind wir so oder so keine Männer mehr, ob sie uns nun töten oder nicht. Wir wären weniger als Hunde, die dem Bären immerhin noch die Eingeweide herausreißen, wenn er sie zerfleischt.« Sein Blick wanderte über ihre Gesichter. »Sangfugol«, meinte er schließlich, »wir müssen einen Plan schmieden. Warum singt Ihr uns nicht ein Lied, falls einer von diesen Kuhhirten sich fragt, warum wir hier zusammensitzen oder wovon wir sprechen?«
    »Ein Lied? Was meint Ihr?«
    »Ein Lied. Ein langes, langweiliges Lied über die Vorzüge widerstandsloser Ergebung. Wenn Ihr damit fertig seid und wir immer noch reden, fangt von vorn an.«
    Der Harfner war sichtlich erregt, »So eine Weise kenne ich nicht.«
    »Dann erfindet eine, Singvogel«, lachte Isorn. »Wir haben sowieso schon viel zu lange keine Musik mehr gehört. Wenn wir morgen sterben müssen, wollen wir doch heute Nacht unser Leben noch genießen.«
    »Seid so freundlich, in Eure Überlegungen einzubeziehen«, erwiderte Sangfugol, »dass ich am liebsten gar nicht sterben würde.« Er setzte sich gerader hin und fing an, tonlos vor sich hin zu summen und nach Worten zu suchen. »Ich habe Angst«, bemerkte er dann.
    »Wir auch«, versetzte Deornoth. »Singt.«Kaum hatte die Dämmerung den grauen Himmel aufgehellt, als Fikolmij auf die Stierweide stolziert kam. Der Mark-Than der Hoch-Thrithinge trug einen schweren, gestickten Wollmantel und an einer Halskette einen roh gearbeiteten, goldenen Hengst. Er schien mitteilsamer Laune zu sein.
    »Die Abrechnung steht bevor«, lachte er und spuckte auf die Erde. Seine Gelenke waren schwer von metallenen Armreifen. »Fühlst du dich stark, Josua Ohnehand?«
    »Ich habe mich schon stärker gefühlt«, antwortete Josua und zog sich die Stiefel an. »Hast du mein Schwert?«
    Fikolmij winkte. Hotvig trat vor und brachte ihm Naidel in seiner Scheide. Der junge Thrithingmann sah neugierig zu, wie Josua sich den Schwertgurt um die Hüften schlang,

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