Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2
Der Prinz wischte die Hand am Hosenbein ab, fuhr aber sofort wieder in die Höhe, als Utvart erneut eine Attacke vortäuschte. Wieder sickerte Blut von Josuas Handgelenk hinunter auf den Schwertgriff.
Deornoth glaubte den Grund für die seltsame Wette zu verstehen. Josua wollte Fikolmij und Utvart wütend machen, damit sie einen Fehler begingen. Aber es war nur allzu klar, dass der Plan des Prinzen nicht aufgegangen war. Allerdings schnaubte der Mark-Than vor Wut, aber Josua kämpfte nicht gegen Fikolmij, und Utvart schien keineswegs so blindwütig dreinzuhauen, wie der Prinz es vermutlich gehofft hatte. Tatsächlich erwies sich der Thrithingmann als durchtriebenerGegner. Anstatt sich blind auf seine überlegene Stärke und Reichweite zu verlassen, erschöpfte er Josuas Kraft durch wuchtige Hiebe, sprang aber jedes Mal zurück, wenn der Prinz seinerseits zuschlagen wollte.
Deornoth sah dem ungleichen Kampf zu, und sein Herz wurde schwer. Es war unsinnig gewesen, überhaupt auf einen guten Ausgang des Kampfes zu hoffen. Josua war ein ausgezeichneter Schwertkämpfer, aber er hätte selbst unter günstigsten Umständen mit einem Mann wie Utvart Schwierigkeiten gehabt. Jetzt war der Prinz verwundet und übermüdet, schwach wie ein halbwüchsiger Knabe. Es war lediglich eine Frage der Zeit …
Deornoth warf einen Blick auf Isorn. Der junge Rimmersmann schüttelte missmutig den Kopf. Auch er begriff, dass Josua sich nur verteidigte, um das Unvermeidliche so lange wie möglich hinauszuzögern. Isorn hob fragend die Brauen. Jetzt?
Vater Strangyeard murmelte Gebete, ein Kontrapunkt zum Gebrüll der Menge. Die Wachen neben ihnen starrten verzückt auf den Kampf, die Augen weit aufgerissen, die Speere nur lose in den Fingern. Deornoth hob die Hand. Warte …
Aus zwei weiteren Wunden quoll Blut, einem Schnitt an Josuas linkem Handgelenk und aus einem am Bein. Als sich der Prinz den Schweiß von der Stirn wischte, hinterließ er einen breiten, blutigen Streifen, als versuche er, mit Utvarts gefärbten Narben zu wetteifern.
Josua taumelte zurück, duckte sich ungeschickt unter einem neuen Ansturm von Hieben, spannte dann die Muskeln und versuchte einen Ausfall. Sein Vorstoß endete harmlos, weit von Utvarts eingeöltem Unterleib entfernt fuhr seine Klinge durch die Luft. Der Thrithingmann, der bisher geschwiegen hatte, lachte rauh und schlug von neuem zu. Josua parierte und griff an. Utvart war überrascht. Für einen kurzen Augenblick erfüllte das dröhnende Krachen von Stahl auf Stahl die Koppel. Die meisten Zuschauer waren aufgesprungen und johlten. Die schlanke Klinge Naidel und Utvarts langes Schwert drehten und kreuzten sich in einem kunstvollen Tanz aus silbernem Licht und klirrten dazu ihre eigene Begleitmusik.
Der Mund des Thrithingmannes war zu einer Grimasse wilder Lust verzerrt, während Josuas Gesicht aschfahl aussah. Seine blutleeren Lippen waren zusammengepresst, in den grauen Augen brannte ein letzter Rest von Kraft. Zwei mächtige Hiebe Utvarts wurden schmetternd zurückgewiesen, dann zog ein blitzschneller Ausfall Josuas eine hellrote Linie über die Rippen des Thrithingmannes. Ein paar Leute in der Menge ringsum schrien und klatschten Beifall über diesen Beweis, dass der Kampf noch nicht entschieden war. Utvart kniff zornig die Augen zusammen und sprang vor. Er hämmerte auf Josua ein wie ein Schmied auf seinen Amboss. Josua konnte nur wankend zurückweichen und versuchen, Naidel vor sich in die Höhe zu halten. Der dünne Streifen Stahl war sein einziger Schild. Eine halbherzige Offensive des Prinzen wurde fast beiläufig abgewehrt, dann fegte einer von Utvarts Keulenschlägen die Deckung des Gegners beiseite und traf ihn am Kopf. Mit weichen Gliedern taumelte Josua mehrere Schritte zurück und sackte in die Knie. Aus einer Wunde über dem Ohr strömte Blut. Er hielt Naidel vor sich, als wollte er sich damit gegen weitere Schläge schützen, aber seine Augen tränten, und das Schwert bebte wie eine Weidengerte.
Der Lärm der Menge steigerte sich zum Heulen. Fikolmij war aufgesprungen. Sein Bart wehte im scharfen Wind. Er fuchtelte mit der geballten Faust in der Luft herum wie ein zürnender Gott, der den Donner vom Himmel ruft. Utvart kam langsam auf Josua zu, noch immer erstaunlich vorsichtig, als erwarte er irgendeinen Steinhäuslertrick von ihm. Aber der Prinz war ganz offensichtlich am Ende und schaffte es nicht einmal, sich von den Knien aufzurichten. Der Stumpf der rechten Hand rutschte im
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