Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
Hengststammes machte sich Sorgen.
    »Komm, Herrin«, sagte Josua, als sie die Umzäunung erreicht hatten. »Wir beide sollten noch ein Stückchen weitergehen.«
    »Auf keinen Fall!«, versetzte Vara ungehalten. »Nicht mit deinen Verletzungen! Du musst dich hinsetzen und heißen Wein trinken.«
    »Trotzdem«, beharrte Josua, »komm mit. Ich freue mich auch später noch über den Wein. Deornoth – wenn du uns entschuldigen würdest?«
    Deornoth nickte, verneigte sich und blieb am Tor der Bullenkoppel stehen. Einen Augenblick sah er dem mühsam humpelnden Prinzen nach und ging dann hinein.
    Josuas Sieg über Utvart hatte ihnen allen gewisse Annehmlichkeiten verschafft. Wie seine Dame hatte auch der Prinz seine Lumpen mit neuen Gewändern vertauscht. Er trug jetzt die weiche Lederhose,die Stiefel und das weitärmlige Wollhemd eines Randwächters. Ein buntes, um die Stirn geknotetes Tuch vertrat die Stelle des prinzlichen Kronreifs. Vara hatte ein weites, graues Kleid an, das nach Thrithingsitte an den Hüften geschürzt und gegürtet war, damit der Saum nicht das nasse Gras streifte, sodass ihre Beinkleider aus dicker Wolle und die niedrigen Stiefel zu sehen waren. Das weiße Brautband hatte sie abgelegt.
    »Warum führst du mich von den andern fort, wenn du mit mir reden willst?«, erkundigte sich Vara. Ihr besorgter Blick strafte den trotzigen Ton Lügen. »Was willst du mir sagen, das verborgen bleiben muss?«
    »Nicht verborgen«, erwiderte Josua und schlang seinen Arm um ihren. »Ich suchte nur einen Ort, an dem uns niemand unterbricht.«
    »Mein Volk verbirgt nichts«, sagte Vara. »Wir leben so eng zusammen, dass wir es nicht können.«
    Josua nickte. »Ich wollte nur sagen, dass es mir leid tut, Herrin, sehr leid.«
    »Leid?«
    »Ja. Ich habe dich schlecht behandelt, so wie ich es im Wagen deines Vaters eingestand. Ich habe dir nicht die Achtung gezollt, die du verdienst.«
    Varas Gesicht verzog sich halb in Freude, halb in Schmerz. »Ach, du verstehst mich noch immer nicht, Prinz Josua von Erkynland. Ich lege keinen Wert auf Achtung, wenn das alles ist, was du mir gewähren willst. Ich wünsche mir deine Aufmerksamkeit. Ich wünsche mir dein Herz! Wenn du mir das gibst, dann kannst du mir so viel Unachtung zollen, wie du willst!«
    Leise sagte er: »Missachtung. Es heißt Missachtung.«
    »… so viel Missachtung, wie du willst. Behandle mich nicht wie die Bauern, die zu dir kommen und Gerechtigkeit erflehen. Ich will dein sorgfältiges Nachdenken nicht, dein Abwägen, deine Sprüche, Sprüche, Sprüche …« Hastig wurde eine zornige Träne weggewischt. »Gib mir nur dein Herz, verdammter Steinhäusler!«
    Sie blieben stehen. Das Gras, das im Wind wogte, reichte bis an ihre Knie. »Ich versuche es ja«, antwortete er.
    »Nein, das tust du nicht«, zischte sie bitter. »In deinem Herzenträgst du das Gesicht dieser anderen Frau, der Frau deines Bruders! Männer! Wie kleine Jungen tragt ihr alte Lieben in eurem Herzen wie glatte Steine, die ihr gefunden habt! Wie soll ich gegen eine Tote kämpfen? Ich kann sie nicht packen, nicht ohrfeigen, nicht fortjagen oder hinter dir herlaufen, wenn du zu ihr gehst!« Schwer atmend stand sie da, breitbeinig und kampflustig. Sie ließ die Hände auf den Bauch sinken. Sofort änderte sich ihre Miene. »Aber du schenktest ihr kein Kind. Das gabst du mir.«
    Hilflos betrachtete Josua ihr blasses Gesicht, die geröteten Wangen und ihr schwarzes Haar. Eine Bewegung zog seinen Blick auf sich: Aus einer Kuhle im hohem Gras tauchte ein Kaninchen auf, hielt einen Moment inne und richtete sich dann auf, um in die Runde zu sichern. Die runden, dunklen Augen begegneten ihm. Gleich darauf machte das Kaninchen einen Satz und war verschwunden, ein schmaler grauer Schatten, der über die Wiese flog.
    »Du hast nichts falsch gemacht, Herrin«, sagte Josua, »wenn man davon absieht, dass du dein Herz an ein düsteres Gespenst von Mann gehängt hast.« Er lächelte traurig und fing dann an zu lachen. »Aber eigentlich bin ich in gewisser Weise ein neuer Mensch. Ich bin am Leben geblieben, obwohl ich zweifellos hätte sterben müssen, darum muss ich das als gutes Vorzeichen ansehen und mein Leben neu überdenken. Du wirst unser Kind zur Welt bringen, und sobald wir den Stein des Abschieds erreicht haben, heiraten wir.«
    Ein Anflug von Ärger kehrte in Varas schwarze Augen zurück. »Wir werden hier heiraten, vor meinem ganzen Volk«, erklärte sie mit fester Stimme. »Wir sind verlobt; sie

Weitere Kostenlose Bücher