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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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sollen es sehen und aufhören, hinter vorgehaltener Hand zu tuscheln.«
    »Herrin«, wollte Josua einwenden, »wir haben keine Zeit …«
    »Besitzt du denn kein Ehrgefühl?«, fragte Vara. »Was ist, wenn man dich tötet, bevor wir diesen Stein finden? Dann ist das Kind in meinem Leib ein Bastard … und ich bin nicht einmal eine Witwe.«
    Josua wollte etwas sagen, brach aber stattdessen von neuem in Gelächter aus. Er schlang den Arm um sie und zog sie an sich, ohne auf seine Verletzungen zu achten. Sie sperrte sich einen Augenblick und ließ sich dann umarmen, runzelte aber weiter die Stirn. »Herrin, du hast recht«, erklärte der Prinz vergnügt. »Wir werden nichts verschieben.Vater Strangyeard soll uns trauen, und ich will dir ein guter Ehemann sein und dich nach Kräften beschützen. Und falls ich sterbe, bevor wir unser Ziel erreichen, wirst du die wunderbarste Witwe im ganzen Grasland sein.« Er küsste sie. Eine Weile blieben sie Wange an Wange im Regen stehen.
    »Du zitterst«, sagte Vara endlich, aber es schien bloß ihre eigene Stimme zu sein, die bebte. Sie löste sich aus Josuas Umarmung. »Du warst zu lange auf und bist zu weit gelaufen. Wenn du noch vor der Hochzeit stirbst, hat keiner etwas davon.« Ihr Blick war jetzt milder, aber eine Spur von Besorgnis war geblieben, ein Anflug von Furcht, der sich nicht vertreiben ließ. Josua nahm ihre Hand und zog sie an die Lippen. Sie machten kehrt und wanderten langsam zum Lager zurück, so behutsam, als wären sie alle beide sehr, sehr alt.
    »Ich muss fort«, verkündete Geloë am Abend. Josua und seine Gefährten drängten sich um das Feuer, während draußen wütende Winde an den Wänden ihres notdürftigen Unterstands zerrten.
    »Ich hoffe, Ihr meint das nicht ernst«, antwortete Josua. »Wir brauchen Eure Weisheit.«
    Deornoth empfand bei dem Gedanken, dass die Zauberfrau sie verlassen würde, Erleichterung und Bedauern gleichzeitig.
    »Wir werden einander bald wiedersehen, sehr bald sogar«, erklärte sie. »Aber ich muss vor Euch am Stein des Abschieds sein. Jetzt, da Ihr in Sicherheit seid, gibt es Dinge, die ich dort tun muss, bevor Ihr kommt.«
    »Was für Dinge?« Deornoth hörte selbst, wie misstrauisch seine Stimme klang, und schämte sich deswegen. Den anderen schien nichts aufzufallen.
    »Es wird dort …«, Geloë suchte nach Worten, »… Schatten geben. Und Töne. Und schwache Spuren, wie die ganz kleinen Wellen, die sich zeigen, wenn ein Steinchen in den Bach fällt. Es ist von größter Bedeutung, dass ich das alles zu lesen versuche, bevor dort überall Menschen herumlaufen.«
    »Und was sollen Euch diese Dinge verraten?«, fragte Josua.
    Geloë schüttelte das ergrauende Haupt. »Ich weiß nicht. Vielleicht gar nichts. Aber der Stein steht an einem ganz besonderenOrt, einem Ort der Macht, und vielleicht kann ich doch etwas in Erfahrung bringen. Wir haben es mit einem Feind zu tun, der unsterblich ist; vielleicht können wir in den Spuren seines ebenfalls unsterblichen Volkes Hinweise finden, wie man ihn besiegen kann.« Sie wandte sich an Herzogin Gutrun, die die schlummernde Leleth auf ihrem Schoß wiegte.
    »Wollt Ihr das Kind hüten, bis wir uns wiedersehen?«
    Gutrun nickte. »Natürlich.«
    »Wieso nehmt Ihr sie nicht mit?«, erkundigte sich Deornoth. »Ihr habt gesagt, sie helfe Euch … Eure Fähigkeiten besser zu konzentrieren.«
    In Geloës großen Augen glomm der Feuerschein. »Das stimmt. Aber sie kann nicht reisen, wie ich reisen muss.« Die Zauberfrau stand auf und stopfte ihre Hosenbeine in die schweren Stiefel. »Und ich reise am besten bei Nacht.«
    »Aber Ihr versäumt unsere Hochzeit!«, rief Vara. »Vater Strangyeard wird Josua und mich morgen früh trauen.«
    Wer es noch nicht gehört hatte, beglückwünschte die beiden. Josua nahm alles so gelassen und gnädig entgegen, als stünde er im Thronsaal von Naglimund. Varas Lächeln löste sich schließlich in Tränen des Glücks auf; sie weinte an Gutruns freundlicher Schulter. Leleth war aufgewacht und schaute stumm auf das Getümmel. Dabei rollte sie vom Schoß der Herzogin, wurde aber sofort von Vater Strangyeards dürren Armen aufgefangen.
    »Das ist eine gute Nachricht, Vara, Prinz Josua, aber ich kann trotzdem nicht bleiben«, erklärte Geloë. »Ich glaube auch nicht, dass Ihr mich vermissen werdet. Ich bin keine große Freundin von Vergnügungen und Freudenfesten, und ich habe das nagende Gefühl, dass ich mich beeilen sollte. Ich wollte gestern schon

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