Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2
möchte ich dein Wort, dass du dich, falls mir etwas zustoßen sollte, um Vara und unser Kind kümmern wirst.«
»Selbstverständlich, mein Prinz.«
»Sag es.« Und milder: »Schwör es mir.«
»Ich schwöre bei der Ehre der gesegneten Elysia, dass ich für das Wohlergehen der Herrin Vara und des Kindes, das sie trägt, sorgenwerde, als gehörten sie zu meiner eigenen Familie. Wenn nötig, werde ich ohne Zaudern mein Leben für sie hingeben.«
Josua ergriff das Handgelenk des Ritters und hielt es einen Augenblick lang fest. »Gut. Ich danke dir von Herzen. Der Herr segne dich, Deornoth.«
»Möge er auch Euch segnen, Prinz Josua.«
Der Prinz seufzte. »Und alle anderen ebenfalls. Wusstest du, Deornoth, dass morgen der erste Anitul ist? Das bedeutet, dass wir morgen Hlafmansa haben. Es gibt viele ferne Freunde, die wir heute Nacht segnen sollten – und darunter bestimmt manche, die dem furchtbaren Gesicht der Finsternis näher sind als wir.«
Deornoth sah, wie der Schatten neben ihm eine hastige Bewegung machte und der Prinz das Zeichen des Baumes schlug. Einen langen Augenblick schwiegen sie einträchtig, dann sagte Josua: »Möge Gott uns segnen und von allem Übel erlösen.«
Die Männer erhoben sich mit dem ersten Morgengrauen, sattelten die Pferde und packten die Vorräte zusammen. Josua hatte zwei der neugewonnenen Rosse gegen Nahrung und Kleidung eingetauscht. Da Leleth bei Herzogin Gutrun mitreiten und auch Strupp und Sangfugol sich ein Pferd teilen würden, blieben noch vier Pferde übrig, die ihre Besitztümer tragen konnten.
Als die Tiere bereitstanden, gingen die Männer wieder auf die Bullenweide, wo sie feststellten, dass sich dort eine große Anzahl neugierigen Thrithingvolkes eingefunden hatte.
»Du hast es doch nicht etwa bekanntgegeben?«, fragte Josua ärgerlich. Vara musterte ihn, ohne zu blinzeln. Sie hatte wieder ihr weißes Brautband angelegt.
»Meinst du, unsere Leute würden nicht merken, wie ihr die Pferde beladet?«, fragte sie bissig zurück. »Außerdem, was hat man vom Heiraten, wenn es heimlich geschieht wie ein nächtlicher Diebstahl?« Der weite Rock ihres Hochzeitskleids rauschte durch die Luft, als sie davoneilte. Gleich darauf kehrte sie zurück, an der Hand das großäugige junge Mädchen, das Fikolmij bedient hatte, als Josua und seine Gefährten als Gefangene in das Wagenlager gebracht worden waren. »Das ist Hyara, meine jüngste Schwester«, erklärte Vara.»Auch sie wird eines Tages heiraten, darum soll sie sehen, dass es nicht immer schrecklich ist.«
»Ich werde versuchen, ein nettes Gesicht zu machen«, erwiderte Josua und zog eine Braue hoch. Hyara starrte ihn an, ängstlich wie ein aufgescheuchtes Rehkitz.
Vara bestand darauf, unter freiem Himmel und vor den Augen ihrer Stammesgenossen verheiratet zu werden. Die Hochzeitsgesellschaft trat also unter dem Deckendach hervor und hinaus auf die Weide. Vater Strangyeard, der verdrießlich vor sich hin murmelte, versuchte angestrengt, sich an die wichtigsten Bestandteile der Hochzeitsliturgie zu erinnern, denn natürlich hatte er kein Buch Ädon aus Naglimund mitnehmen können, und er hatte nie im Leben eine Trauung vorgenommen. Von allen Beteiligten war er sichtlich der Aufgeregteste. Die kleine Hyara, die eine verwandte Seele in ihm spürte, hielt sich so eng an seiner Seite, dass sie ihm beinah zwischen die Füße lief, was das Unbehagen des Priesters noch erhöhte.
Niemand war überrascht, eine vergnügte und neugierige Menge um die Stierkoppel versammelt zu sehen – eine Menge, deren Stimmung im Wesentlichen der des Tages entsprach, an dem Josua in Stücke gehackt werden sollte. Etwas beunruhigend wirkte freilich der Anblick von Mutter und Schwestern des Mannes, der Josua am Ende doch nicht zerhackt hatte, nämlich des toten Utvart. Die Gruppe der Frauen, einheitlich in Kleider und Tücher von dunklem Trauerblau gehüllt, warf mit zusammengepressten Lippen giftige Blicke auf die herauskommenden Steinhäusler.
War schon die Anwesenheit von Utvarts Familie überraschend, so wurde das Erscheinen von Fikolmij auf der Bühne des Geschehens noch mehr bestaunt. Der Mark-Than, der sich nach Josuas Sieg in übelster Laune zurückgezogen und geradezu eingegraben hatte, kam jetzt breitbeinig durch das Lager auf die Bullenkoppel geschritten, gefolgt von einer Handvoll narbiger Randwächter. Obwohl der Tag noch kaum begonnen hatte, zeigte Fikolmijs blutunterlaufener Blick alle Anzeichen von Trunkenheit.
»Beim
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