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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Reisenden merkten, dass ihre Gespräche leiser wurden, als ritten sie an der schlafenden Gestalt eines riesigen Tiers vorüber, das von respektlosem Lärm oder leichtfertigen Reden aufwachen könnte.
    Hotvig und seine Männer hatten beschlossen, zu dem Rest ihrer Leute zurückzukehren. Insgesamt handelte es sich um fast achtzig Personen, Männer, Frauen und Kinder. Hotvigs Stammesgenossen waren ihm mit den Wagen gefolgt, kamen aber nicht so schnell vorwärts wie die Reiter.
    »Ich wundere mich immer noch, dass dein Volk so leicht seine Wurzeln aufgibt und uns in eine unbekannte und übel beleumundete Wildnis nachzieht«, meinte Josua beim Abschied.
    Hotvig grinste und zeigte eine Zahnlücke, die von einer früheren Auseinandersetzung herrührte. »Wurzeln? Ein solches Wort gibt es für das Volk des Hengststammes nicht. Unsere Wurzeln sind unsere Wagen und Sättel.«
    »Aber bestimmt machen deine Stammesgenossen sich Sorgen, ein so fremdes Land zu betreten?«
    Ein kurzer Anflug von Betroffenheit zeigte sich im Gesicht des Thrithingmannes, der jedoch schnell dem Ausdruck hochmütigen Stolzes wich. »Du vergisst, Prinz Josua, dass sie zu meiner Sippe gehören. Ich habe ihnen gesagt: ›Wenn die Steinhäusler furchtlos an diesen Ort reiten, wie kann das Volk der Freien Thrithinge davor zurückschrecken?‹ Sie folgen mir.« Er zupfte an seinem Bart und grinste wieder. »Außerdem wagt man gern etwas, wenn man dadurch Fikolmijs Klauen entkommt.«
    »Und du bist sicher, dass er euch nicht verfolgt?«, fragte der Prinz.
    »Wie ich dir schon gestern Abend sagte, Josua, hat der Mark-Than deinetwegen das Gesicht verloren. Außerdem kommt es oft vor, dass unsere Stämme sich in kleinere Stammesfamilien teilen. Es ist unser Recht als Volk der Freien Thrithinge. Das Letzte, wasFikolmij tun dürfte, wäre, uns wenige daran zu hindern, den größeren Stamm zu verlassen. Das würde unwiderleglich beweisen, dass ihm die Zügel aus den Händen gleiten.«
    Als sie nach ihrer gestrigen Begegnung im Dunkeln noch zusammen am Feuer saßen, hatte Hotvig bereits berichtet, dass die Art, wie Fikolmij seine Tochter und Prinz Josua behandelt hatte, in den Wagen des Hengststammes erheblichen Unwillen hervorgerufen hatte. Fikolmij war nie ein beliebter Anführer gewesen, aber man hatte ihn als mächtigen Krieger und gewitzten Planer geachtet. Ihn nun durch die bloße Anwesenheit von ein paar Steinhäuslern derart verunsichert zu sehen, dass er sogar ohne Rücksprache mit seinen Stammeshäuptlingen Fengbald und den Männern des Hochkönigs seine Unterstützung zusagte, hatte viele veranlasst, sich laut zu fragen, ob Fikolmij überhaupt noch fähig sei, als Mark-Than über das gesamte Gebiet der Hoch-Thrithinge zu herrschen.
    »Kein Steinhäusler reitet mit Waffen über das Land des Hengststammes, ohne dass die Versammlung der Häuptlinge es ihm gestattet!«, hatte Hotvig gerufen, und seine Stammesbrüder hatten ihm zugestimmt. Fikolmij hatte getobt und gedroht, aber die Gesetze der Freien Thrithinge waren im Nomadenleben der Stämme das einzig Unverrückbare. Die Auseinandersetzung hatte damit geendet, dass Hotvig und die anderen Randwächter Graf Fengbald – ein törichter, gefährlicher und sehr von sich eingenommenen Mann, wie Hotvig fand – erklärt hatten, dass es für die Männer des Hochkönigs nur einen Weg gebe, Josua zu verfolgen, indem sie nämlich um das Gebiet des Hengststammes herumritten. Fengbald hatte angesichts einer mehr als zehnfachen Übermacht keine Wahl gehabt, als abzuziehen und die Hoch-Thrithinge so schnell wie möglich wieder zu verlassen. Bevor er davonritt, hatte der Graf von Falshire viele zornige Drohungen ausgestoßen und den Grasländern versprochen, dass die lange Zeit ihrer Freiheit nun ein Ende hätte und Hochkönig Elias schon bald selbst kommen und ihnen ein für alle Mal die Räder von den Wagen reißen würde.
    Wie zu erwarten, führte diese öffentliche Auflehnung gegen Fikolmijs Befehlsgewalt zu einem fürchterlichen Streit, der mehrmals um ein Haar zu tödlichem Blutvergießen geführt hätte. Die Auseinandersetzungfand erst dann ein Ende, als Hotvig und mehrere andere Randwächter ihre Familien sammelten und sich aufmachten, um Josua nachzuziehen. Fikolmij blieb fluchend zurück und leckte seine Wunden. Seine Macht als Mark-Than war geschwächt, aber keineswegs vernichtet.
    »Nein, er wird uns nicht folgen«, wiederholte Hotvig. »Damit würde er vor allen Stämmen zugeben, dass der mächtige Fikolmij

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