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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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versetzte der Graf ärgerlich. »Wenn ich euch brauche, werde ich läuten.«
    Lenti deutete eine Verbeugung an, warf einen schnellen Blick auf Miriamel und ging hinaus.
    »Ach«, seufzte Streáwe, »manchmal ist er wie ein Kind. Aber immerhin, er tut, was man ihm sagt. Das ist mehr, als ich von vielen anderen sagen kann, die mir dienen.« Der Graf schob den Weinkrug zu Bruder Cadrach hinüber, der misstrauisch daran roch, offensichtlich hin- und hergerissen zwischen Furcht und Gier. »Trinkt nur getrost«, bemerkte der Graf bissig. »Glaubt Ihr, ich würde mich so anstrengen, Euch durch ganz Ansis Pelippé zu schleifen, nur um Euch dann in einem meiner eigenen Häuser zu vergiften? Wenn ich Euch hätte töten wollen, lägt Ihr mit dem Gesicht nach unten im Hafen, bevor Ihr noch das Ende des Landungsstegs erreicht hättet.«
    »Das beruhigt mich kein bisschen«, erklärte Miriamel, die langsam wieder zu sich kam und mehr als nur ein wenig zornig war. »Wenn Eure Absichten ehrenhaft sind, Graf, warum hat man uns dann mit Messern bedroht, um uns hierher zu bringen?«
    »Hat Lenti Euch gesagt, er hätte ein Messer?«, fragte Streáwe.
    »Allerdings«, versetzte Miriamel schnippisch. »Wollt Ihr damit sagen, er habe gar keines?«
    Der alte Mann kicherte. »Gesegnete Elysia, natürlich hat er! Dutzende von den Dingern, alle Formen, alle Längen, manche zweischneidig geschliffen, manche gegabelt, mit einer Doppelklinge – Lenti hat mehr Messer, als Ihr Zähne habt.« Wieder brach Streáwe in Gelächter aus. »Nein, es ist nur, dass ich ihm immer sage, er solle es nicht dauernd ausposaunen. In der ganzen Stadt nennen sie ihn Lenti ›Avi Stetto‹.« Streáwe hörte einen Moment auf zu lachen und schnaufte leicht.
    Miriamel wandte sich nach einer Übersetzung suchend an Cadrach, aber der Mönch war in einen Pokal mit dem Wein des Grafen vertieft, der – zu diesem Entschluss war er offenbar gekommen – doch gefahrlos zu leeren war. »Was bedeutet ›Avi Stetto‹?«, fragte sie endlich.
    »Es heißt auf Perdruinesisch: ›Ich habe ein Messer‹.« Streáwe schüttelte liebevoll den Kopf. »Und der Bursche weiß auch, wie man mit solchem Spielzeug umgeht.«
    »Und wie habt Ihr nun von uns erfahren, Herr?«, fragte Cadrach und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab.
    »Und was habt Ihr mit uns vor?«, fiel Miriamel ein.
    »Was das Erste betrifft«, begann Streáwe, »ist es, wie ich Euch gesagt habe. Mein Perdruin ist kein Land, dessen Macht andere Länder zittern lässt, deshalb brauchen wir gute Spione. Jeder Hafen in Osten Ard ist ein offener Markt für Wissen, und die besten Makler stehen in meinem Sold. Ich wusste, dass Ihr Naglimund verlassen hattet, bevor Ihr noch am Grünwate-Fluss ankamt; seitdem war immer jemand da, der auf Euch achtete.« Aus einer Schale auf dem Tisch nahm er eine rötliche Frucht und fing an, sie mit zittrigen Fingern zu schälen. »Und hinsichtlich des zweiten«, fuhr er fort, »nun, das ist in der Tat eine hübsche Frage.«
    Er kämpfte mit der harten Schale der Frucht. Miriamel, in der ein plötzliches und unerwartetes Gefühl der Zuneigung zu dem alten Grafen aufstieg, streckte die Hand aus und nahm sie ihm sanft ab.
    »Lasst mich das tun«, sagte sie.
    Streáwe hob überrascht die Brauen. »Danke, meine Liebe. Sehr freundlich. Nun denn, die Frage, was ich mit Euch anzufangen gedenke. Nun ja … ich muss zugeben, als ich von Eurem … vorübergehenden Zustand der … Absonderung erfuhr, kam mir der Gedanke, dass es vielleicht nicht wenige Personen gäbe, die für Nachrichten über Euren Verbleib Geld bezahlen würden. Später dann, als mir klar wurde, dass Ihr hier in Ansis Pelippé das Schiff wechseln würdet, sah ich ein, dass Leute, für die schon bloße Nachrichten wertvoll wären, bereit sein könnten, für eine Prinzessin aus Fleisch und Blut noch weit mehr zu bezahlen. Euer Vater oder Onkel beispielsweise.«
    Wutentbrannt warf Miriamel die halb geschälte Frucht wieder in die Schale zurück. »Ihr würdet mich meinen Feinden verkaufen?«
    »Nun, nun, Herzchen«, meinte der Graf besänftigend, »wer redet denn von so etwas? Und wen bezeichnet Ihr überhaupt als Feind? Euren Vater, den König? Euren Euch liebenden Onkel Josua? Wir sprechen doch nicht davon, Euch für ein paar Kupferstücke an nascadische Sklavenhändler zu verhökern! Außerdem«, fügte er hastig hinzu, »kommt diese Möglichkeit inzwischen ohnehin nicht mehr in Betracht.«
    »Was meint Ihr?«
    »Ich meine, dass

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