Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
während ich fort war«, erklärte Elias mit schrecklicher Bedächtigkeit. »Ich möchte gern wissen, wer hier Geschichten verbreitet. Hört Ihr mich, Helfcene? Ich muss herausfinden, wer da besser zu wissen glaubt, was für Osten Ard gut ist, als der Hochkönig. Geht nun, und wenn ich Euch das nächste Mal sehe, solltet Ihr mir etwas zu berichten haben.« Zornig zupfte er an der Haut seines Gesichts herum. »Ein paar von diesen verdammten Drückebergern sollten wohl einmal den Schatten des Galgens im Genick spüren! Vielleicht fällt ihnen dann wieder ein, wer dieses Land regiert.«
    Der Schweißtropfen fiel endlich von Helfcenes Nase herunter und zerplatzte auf den Steinplatten des Bodens. Der Kanzler nickte lebhaft, und mehrere weitere Tropfen, erstaunlich zahlreich für einen so kühlen Nachmittag, sprangen ihm vom Gesicht.
    »Natürlich, Herr. Es ist gut, so gut, Euch wieder bei uns zu haben.« Er erhob sich zu halbgeduckter Stellung, verneigte sich nochmals, machte kehrt und verließ eilig den Thronsaal.
    Das Krachen der großen Tür, die ins Schloss fiel, hallte bis an die Deckenbalken und gezackten Banner. Elias lehnte sich in den riesenhaft gespreizten Brustkorb aus vergilbten Knochen zurück und rieb sich mit den kräftigen Handrücken die Augen.
    »Guthwulf, komm her«, sagte er mit undeutlicher Stimme. Der Graf von Utanyeat trat vor. Er spürte den unerklärlichen, aber heftigen Drang, aus dem Raum zu fliehen. Dicht neben Elias’ Ellenbogen verharrte Pryrates, das Gesicht glatt und regungslos wie Marmor.
    Im selben Augenblick, als Guthwulf den Drachenbeinthron erreichte, ließ Elias die Hände in den Schoß sinken. Die blauen Ringe unter seinen Augen erweckten den Eindruck, der Blick des Königs sei tief in seinen Schädel zurückgewichen. Einen Moment lang schien es dem Grafen beinahe, als spähe der König aus einem dunklen Loch hervor wie aus einer Falle, in die er hineingestürzt war.
    »Du musst mich vor Verrat schützen, Guthwulf.« Ein rauher Unterton von Verzweiflung klang aus Elias’ Worten. »Noch bin ich verwundbar, aber es stehen große Dinge bevor. Dieses Land wird einGoldenes Zeitalter erleben, wie es sich die Philosophen und Priester bisher nur erträumt haben – aber dazu muss ich am Leben bleiben. Ich muss überleben, oder alles wird zerstört. Alles wird zu Asche.« Elias griff mit Fingern, so kalt wie Fischschwänze, nach Guthwulfs schwieliger Hand.
    »Du musst mir helfen, Guthwulf.« Die Stimme kam mühsam, hatte aber einen kraftvollen Beiklang. Für einen Moment hörte der Graf seinen Kameraden in vielen Schlachten und ebenso vielen Schenken wieder so, wie er ihn in Erinnerung hatte, und das machte die Worte des Königs nur noch schmerzlicher. »Fengbald und Godwig und die anderen sind Narren«, sagte Elias. »Helfcene ist ein Angsthase. Du bist der Einzige auf der ganzen Welt, dem ich trauen kann – außer Pryrates natürlich. Ihr seid die Einzigen, die mir ganz und gar treu sind.«
    Der König sank zurück und bedeckte von neuem die Augen, wobei er die Zähne zusammenbiss, als leide er Schmerzen. Er entließ Guthwulf mit einem Wink seiner Hand. Der Graf sah nach Pryrates, aber der rote Priester schüttelte nur den Kopf und wandte sich ab, um Elias’ Pokal neu zu füllen.
    Als er die Tür des Saales aufstieß und in den von Lampen erleuchteten Korridor hinaustrat, fühlte Guthwulf, wie sich ein schwerer Stein auf seinen Magen legte – es war die Furcht. Langsam machte er sich daran, über das Undenkbare nachzusinnen.

    Miriamel befreite ihre Hand aus Graf Streáwes Griff und riss sich los. Sie tat einen jähen Schritt rückwärts und fiel in einen Stuhl, den der Mann mit der Schädelmaske hinter sie geschoben hatte. Einen Augenblick blieb sie so sitzen, völlig überrumpelt.
    »Woher wusstet Ihr, dass ich es war?«, erkundigte sie sich dann. »Dass ich hierherkommen würde?«
    Der Graf lachte leise, streckte einen verkrümmten Finger aus und klopfte auf die Fuchsmaske, die er abgelegt hatte. »Die Starken verlassen sich auf Stärke«, meinte er. »Die weniger Starken müssen schlau und schnell sein.«
    »Ihr habt meine Frage nicht beantwortet.«
    Streáwe hob eine Braue. »Ach ja?« Er wandte sich zu seinem Helfer mit dem Schädelgesicht. »Du kannst gehen, Lenti. Warte mit deinen Männern draußen.«
    »Es regnet«, erklärte Lenti klagend, und sein knochenweißes Gesicht hüpfte auf und nieder, während aus den schwarzen Höhlen die Augen lugten.
    »Dann warte oben, Narr!«,

Weitere Kostenlose Bücher