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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Furcht. War der König von Sinnen? Hatte er Unheil über sie alle gebracht? Gott scheute weder einen Kampf noch ein paar Blutspritzer, das wusste der Graf – mit solcher Tinte schreibt Gott seinen Plan, hatte ein Philosopheinst gesagt. Aber, Usires’ Fluch darüber, das hier war anders, oder nicht?
    Erneut warf er einen verstohlenen Blick auf den König, und der Magen drehte sich ihm um. Elias lauschte aufmerksam seinem Ratgeber, dem rotgewandeten Pryrates. Der haarlose Schädel des Priesters hüpfte neben dem Ohr des Königs auf und ab wie ein mit Haut überzogenes Ei.
    Guthwulf hatte erwogen, Pryrates zu töten, war aber zu dem Ergebnis gekommen, dass das vielleicht alles nur noch schlimmer machen könnte – so als töte man den Hundeführer, wenn einem die Hunde schon an der Kehle saßen. Vielleicht war Pryrates der Einzige, der den König noch lenken konnte – wenn es nicht, wovon der Graf von Utanyeat manchmal überzeugt war, dieser sich in alles einmischende Priester selbst war, der Elias ins Verderben führte. Wer sollte das wissen, Gott verdamme sie alle miteinander! Wer sollte es wissen?
    Vielleicht als Antwort auf eine Bemerkung von Pryrates entblößte Elias lächelnd die Zähne, während er über das kleine Häuflein jubelnder Menschen hinblickte. Es war nicht, Guthwulf sah es wohl, die Miene eines glücklichen Mannes.
    »Ich bin äußerst erzürnt. Diese Undankbarkeit erschöpft meine Geduld.«
    Der König hatte auf seinem Thron Platz genommen, dem gewaltigen Drachenbeinthron seines Vaters Johan.
    »Euer Monarch kehrt mit der Nachricht von einem großen Sieg aus dem Krieg heim, und alles, was ihn begrüßt, ist elender Pöbel.« Elias verzog den Mund und starrte auf Vater Helfcene, einen schmächtigen Priester, der zugleich als Kanzler des mächtigen Hochhorstes fungierte. Helfcene kniete zu Füßen des Königs, die Oberseite seines kahlen Schädels dem Thron entgegengestreckt wie einen armseligen und unzureichenden Schild. »Warum hat niemand mich willkommen geheißen?«
    »Aber es war doch jemand da, Herr, sie waren doch da«, stotterte der Kanzler. »Empfing ich Euch nicht am Nerulagh-Tor mit allen Angehörigen Eures Haushaltes, die auf dem Hochhorst zurückgebliebenwaren – allesamt beglückt, Eure Majestät bei guter Gesundheit vorzufinden, und voller Ehrfurcht vor Eurem Triumph!«
    »Meine kriecherischen Leibeigenen unten in Erchester schienen mir weder sonderlich begeistert noch gar von Ehrfurcht erfüllt zu sein.« Elias griff nach seinem Becher. Der stets wachsame Pryrates reichte ihm das Gefäß, wobei er sorgsam darauf achtete, die dunkle Flüssigkeit nicht über den Rand schwappen zu lassen. Der König tat einen tiefen Zug und schnitt eine Grimasse, so bitter schmeckte der Trank. »Guthwulf, fandest du, dass die Untertanen des Königs ihm echte Lehenstreue bezeigt haben?«
    Der Graf holte tief Atem, bevor er langsam begann: »Vielleicht waren sie … vielleicht hatten sie Gerüchte vernommen …«
    »Gerüchte? Worüber? Haben wir die Feste meines verräterischen Bruders in Naglimund geschleift oder nicht?«
    »Gewiss, mein König.« Guthwulf hatte das Gefühl, am äußersten Ende eines dünnen Astes zu sitzen. Elias starrte ihn mit seegrünen Augen an, voll von wahnwitziger Neugier wie der Blick einer Eule.
    »Gewiss«, wiederholte der Graf, »aber unsere … Verbündeten … boten auf jeden Fall Anlass zu Gerüchten.«
    Elias wandte sich an Pryrates. Die bleiche Stirn des Königs war gerunzelt, als stehe er tatsächlich vor einem Rätsel. »Wir haben mächtige Freunde gewonnen, nicht wahr, Pryrates?«
    Der Priester nickte seidenweich. »Mächtige Freunde, Majestät.«
    »Und doch haben sie nach unserem Willen gehandelt, oder nicht? Sie haben ausgeführt, was wir von ihnen wünschten?«
    »Ganz genau so, wie es Euer Plan, König Elias, vorsah.« Pryrates warf Guthwulf einen verstohlenen Blick zu. »Sie handelten nach Eurem Willen.«
    »Nun also.« Befriedigt drehte Elias sich um und sah wieder nach unten zu Vater Helfcene. »Euer König ist in den Krieg gezogen und hat seine Feinde vernichtet. Er ist als Verbündeter eines Reiches zurückgekehrt, das noch älter ist als das uralte, untergegangene Imperium von Nabban.« Seine Stimme schwankte gefährlich. »Warum drücken sich meine Untertanen in den Ecken herum wie geprügelte Hunde?«
    »Es sind unwissende Bauern, Gebieter«, antwortete Helfcene. Auf seiner Nase stand ein Schweißtropfen.
    »Ich glaube, jemand hat Unruhe gestiftet,

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