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Der Advent, in dem Emma ihren Schutzengel verklagte

Der Advent, in dem Emma ihren Schutzengel verklagte

Titel: Der Advent, in dem Emma ihren Schutzengel verklagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noel Hardy
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länger gefallen. Von niemandem.«
    Â»Sind Sie ganz sicher, dass Sie nicht noch unter Narkose stehen?«
    Diesmal antwortete Emma nicht und sah ihn nur an, bis er fragte: »Glauben Sie, Sie sind die Einzige, die von ihrem Schutzengel enttäuscht ist?«
    Â»Meinetwegen reichen Sie eine Sammelklage ein.«
    Â»Wir werden wohl nicht viele andere Kläger finden.«
    Â»Dann führen wir einen Musterprozess.«
    Â»Ich war mal mit Leib und Seele Messdiener«, murmelte er.
    Â»Ich gebe Ihnen die Chance, mit Leib und Seele Anwalt zu sein.«
    Weiteres, endlos scheinendes Schweigen. Dann fragte Kant: »Was möchten Sie trinken?«
    Â»Nichts.«
    Â»Das ist eine Bar.«
    Â»Meinetwegen, also einen Tee.«
    Kant winkte dem Barkeeper. »Sie haben sich überhaupt nicht verändert«, sagte er.
    Emma antwortete nicht.
    Â»Das war kein Kompliment«, sagte er.
    Die Musik wurde lauter, don’t let me be misunderstood, und er beugte sich vor, um sicherzugehen, dass sie ihn verstand. »Wir leben in einer Welt, die sich unablässig verändert, und zwar rasend schnell. Wir müssen uns mit ihr verändern, sonst gehen wir unter.«
    Â»Ich bin Restauratorin«, sagte Emma. »Ich lebe in einer Welt, in der man alte Dinge wiederherstellt, um sie zu bewahren.«
    Â»Wenn das die beste aller möglichen Welten wäre, dann bräuchten Sie meine Hilfe nicht.« Er setzte die Brille wieder auf, als wollte er den folgenden Ausführungen mehr Gewicht verleihen. »Als mein Schutzengel sich verabschiedet hat, wissen Sie, was ich da getan habe? Ich bin ins Spielcasino gegangen. Ich habe Lotto gespielt. Und ich habe gewonnen. Kein Geld, aber eine Erkenntnis: Ich war nicht allein. Endlich war ich einmal nicht der Ein zige, der verloren hat. Den meisten anderen ging’s genauso. Da ist mir klar geworden, was an meinem Geschäfts modell bisher nicht stimmte. Wie alle anderen habe ich nur auf die Gewinner geschaut. Dabei gibt es überall, wo es Gewinner gibt, auch Verlierer. Und das sind viel mehr, unendlich viel mehr. Erst hatte ich vor, das Casino zu verklagen, auf Schadensersatz, wegen Betrugs. Allerdings wäre das nur ein Prozess mehr gewesen, den ich verloren hätte. Ein Anwalt, der sich selbst vertritt, hat einen Idioten als Mandanten. Uralter Spruch. Aber was ist mit den ganzen Verlierern? Wer vertritt die? Wer nimmt ihre Interessen wahr?« Er breitete die Arme aus. »Julian Kant.«
    Â»Der Anwalt der Verlierer«, sagte Emma.
    Â»Der Verbraucheranwalt«, korrigierte er sie, noch immer ohne das leiseste Wimpernzucken – was daran liegen mochte, dass seine Lider inzwischen schwer wie Bleischürzen herunterhingen. »Meine Klienten sind die vom Glück Betrogenen, die um ihr Glück Betrogenen. Die Geschädigten . Die, auf deren Kosten die Glückshändler ihre Geschäfte machen. Die Castingshow-Produzenten. Die Lottogesellschaften. Die Spielautomatenhersteller. Die Ruf-mich-an-Sender. Die Spielhallen. Wissen Sie, was Verbraucheranwälte in Amerika verdienen, wenn sie für ihre Mandanten gegen Tabakkonzerne, Krankenhäuser, Autofirmen oder Versicherungen klagen?« Die Lider schienen seinen ganzen Kopf nach unten zu ziehen, aber bevor er die Tischplatte berührte, ruckte er wieder hoch. »Wie wär’s mit einem Punsch?«
    Â»Danke«, lehnte Emma ab.
    Jetzt hob er auch seine Stimme wieder. »Kommen Sie! Wenn ich Sie vertreten soll, haben wir viel Arbeit vor uns, und am besten fangen wir gleich damit an. Mit dem Himmel legt man sich nicht nüchtern an, egal, wie viel da zu holen ist. Bedenken Sie die ganzen Fragen, die wir klären müssen!«
    Â»Zum Beispiel?«
    Â»Sagen wir, es gibt eine Million Engel …«
    Â»Dreihundert Millionen«, sagte Emma. »Ich habe mich informiert. 301 655 722, um genau zu sein. Das sind die einfachen, ohne Erzengel und so.« Sie sah Kants Gesicht und erklärte: »Zumindest wenn man nach der jüdischen Kabbala geht.«
    Â»Und welcher davon ist Ihr Schutzengel? Wie sollen wir ihn identifizieren?«
    Â»Gar nicht. Ich weiß ja auch nicht, wer mein Sachbearbeiter bei meiner Krankenversicherung ist. Wenn ich ihm schreibe, gebe ich meine Versicherungsnummer an, und die wissen dann, wer für mich zuständig ist.«
    Â»Aber die haben eine Adresse, an die Sie schreiben können.«
    Â»Die hat der Himmel auch, wir kennen sie nur nicht. Es gibt ja

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