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Der Advent, in dem Emma ihren Schutzengel verklagte

Der Advent, in dem Emma ihren Schutzengel verklagte

Titel: Der Advent, in dem Emma ihren Schutzengel verklagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noel Hardy
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Blackout.«
    Â»Aber warum?«
    Â»Was ich als Engel verpatzt habe, muss ich als Mensch wiedergutmachen. Und weil die Versuchung, auf Engelfähigkeiten zurückzugreifen, ziemlich groß wäre …«
    Â»Das heißt im Klartext, Sie können auch meine ganzen anderen Fragen nicht beantworten?«
    Â»Was für Fragen wären das?«
    Julian hob einen Daumen. »War ein Schutzengel schon immer ein Engel oder war er vorher ein Mensch?« Zu dem Daumen gesellte sich der Zeigefinger. »Wer entscheidet, wer welchen Schutzengel kriegt? Die Personalabteilung?« Der Mittelfinger. »Ist ein Schutzengel nur für einen Menschen zuständig, für mehrere oder gibt es ein Rotationsprinzip wie früher bei den Grünen?«
    Â»Ich weiß es nicht«, unterbrach Murat ihn, bevor Julian auch noch den Ringfinger heben konnte.
    Aber der Ringfinger ließ sich seinen Auftritt nicht verderben. »Was wird aus den Menschen, wenn sie gestorben sind? Gibt es ein Leben nach dem Tod?«
    Â»Werde ich eines Tages meine Mutter wiedersehen?«, warf Emma ein.
    Â»Es tut mir leid, ich kann die Fragen nicht beant worten.«
    Â»Kennen Sie meine Mutter überhaupt?«
    Â»Deine Mutter?«
    Â»Elise Brahms.«
    Â»Elise … Nein, sorry.«
    Â»Wissen Sie, wie sich das für mich anhört?«, sagte Julian. »Als wären Sie ein Betrüger. Ein lupenreiner Auf schneider. Eine Mischung aus Felix Krull, Hauptmann Schweijk und Freiherr zu Guttenberg. Mich interessiert jetzt nur noch eins: Woher wissen Sie von der Klage?«
    Â»Wir müssen ihm glauben! «, rief Emma, jäh erleuchtet. »Das ganze Prinzip von Religion und Kirche beruht auf dem Glauben. Wenn wir wissen könnten, wo wäre die Prüfung?«
    Â»Ja, ja, schon gut!« Julian winkte ab. Er konsultierte seine Uhr, als hätte er schon zu viel von seiner kostbaren Zeit vergeudet. Er wollte gerade aufstehen, als ihn die hingerissenen Stripperinnen auf eine Idee zu bringen schienen. So leise, dass man es trotz der Musik noch hören konnte, sagte er: »Es könnte trotzdem funktionieren. Oder gerade deswegen!«
    Â»Was denn?«, fragte Emma. »Was könnte funktio nieren?«
    Â»Die Kampagne!
    Â»Welche Kampagne?«
    Â»Die Vermarktungskampagne! »Schutzengel kommt auf die Erde, um sich gegen Multi-Millionen-Euro-Klage wegen unterlassener Hilfleistung zu verteidigen. Himmel hebt erstmals Immunität eines Engels auf!« Erst die BILD- Zeitung, dann die Bunte, Gala, die Boulevardmagazine im Fernsehen, die Talkshows, die Buch- und Filmrechte. Damit können wir schneller weit mehr Geld verdienen als mit einem Prozess, der sich womöglich durch mehrere Instanzen hinzieht! Wenn wir unsere Karten richtig ausspielen –«
    Â»Nein!« Murat wirkte plötzlich verstört. »Ich habe nur eine Woche Zeit, um alles wieder ins Lot zu bringen! Das Datum, an dem die Kreditkarte ausläuft, soll mich immer daran erinnern. Und ich darf dabei nicht die geringste Aufmerksamkeit erregen – der Präzedenzfall! Ein großer Medienrummel oder eine spektakuläre Gerichtsverhandlung wären eine Katastrophe! Emmas plötzliches Glück muss so unauffällig, so selbstverständlich aus ihren Lebens umständen entstehen wie vorher das Pech. Wir müssen alle an einem Strang ziehen und dürfen keinesfalls gegeneinanderarbeiten, sonst bin ich geliefert. Und wenn ich geliefert bin, seid ihr es auch!«
    Wenn, wenn, wenn!, dachte Emma. Wenn Minus mal Minus Plus ist, was ergibt dann dreimal Minus? Sie wusste nicht, ob es auch unter den Engeln Verlierer gab, aber wenn, dann hatte sich mit Murat Honigfels allem Anschein nach ein weiteres Prachtexemplar zu ihnen gesellt.
    Â»Keine Sorge, lassen Sie mich mal machen«, versuchte Julian den Engel zu beruhigen. »Wissen Sie schon, wo Sie schlafen werden?«
    Â»Ich gehe in ein Hotel«, sagte Murat. »Macht man das nicht so auf der Erde? Dafür ist jedenfalls die Kreditkarte gedacht.«
    Â»Wie hoch ist der Kreditrahmen bei Ihrer Karte?«
    Â»Kreditrahmen?«
    Julian breitete die Hände aus. »Sie wissen doch gar nicht, welche Kosten noch auf Sie zukommen. Was ist, wenn wir uns nicht einigen? Stellt der Himmel Ihnen einen Verteidiger, oder müssen Sie den selbst bezahlen? Wenn Sie in ein teures Hotel gehen, kann das schnell das Limit Ihrer Karte übersteigen – falls sie überhaupt schon aktiviert ist. Und in

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