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Der Afghane

Der Afghane

Titel: Der Afghane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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jedoch viel mehr Ausrüstung mit sich als der Mann vor ihnen. Linnett schätzte, dass sie mit ihm Schritt hielten, aber holten sie auf?
    Dann fing es an zu schneien. Das war ein Segen und ein Fluch zugleich. Trügerisch sanft wehten die Flocken von den Nadelbäumen. Sie bedeckten Steine und Baumstümpfe und ermöglichten es den Männern, in einer kurzen Marschpause von Schneeschuhen auf Skier zu wechseln. Aber sie deckten auch die Spur zu.
    Linnett brauchte eine leitende Hand vom Himmel, und sie kam kurz nach Mitternacht in Gestalt einer Lockheed Martin AC-130 Hercules, die auf 20000 Fuß Höhe über der Wolkendecke kreiste, allerdings durch sie hindurchschauen konnte.
    Unter den vielen Spielzeugen, die den Special Forces zur Verfügung stehen, ist die Spectre aus der Sicht des Feindes am Boden ungefähr das Abscheulichste, was es gibt.
    Die ursprüngliche Hercules-Transportmaschine wurde ausgekernt und ihre Innereien durch ein von der Nase bis zum Schwanz reichendes Arrangement von Technologie ersetzt, die dazu dient, den Feind am Boden zu orten, anzuvisieren und zu töten – für diesen eine schlechte Nachricht im Wert von zweiundsiebzig Millionen Dollar.
    In ihrer hauptsächlichen Funktion des Ortens ist sie nicht abhängig von Tageslicht oder Dunkelheit, Wind oder Regen, Schnee oder Hagel. Die Firma Raytheon ist so freundlich, ein Synthetic Aperture Radar und ein Infrarot-Sichtgerät zur Verfügung zu stellen, das jede Gestalt in der Landschaft erkennt, die Körperwärme abstrahlt. Und das Bild, das es liefert, ist kein verschwommener Klecks; es ist so deutlich, dass man zwischen vierbeinigen und zweibeinigen Geschöpfen unterscheiden kann. Nur mit dem verrückten Mr. Lemuel Wilson konnte es trotzdem nichts anfangen.
    Auch er hatte eine Hütte, dicht außerhalb der Pasayten Wilderness, an den unteren Hängen des Mount Robinson. Aber anders als der Arzt in Seattle war er stolz auf seine Fähigkeit, dort oben zu überwintern, denn er hatte kein Zuhause in der Großstadt, wohin er sich hätte zurückziehen können.
    Also überlebte er ohne elektrischen Strom; er heizte mit einem lodernden Holzfeuer, und sein Licht kam von Kerosinlampen. Im Sommer ging er auf die Jagd und trocknete das Fleisch streifenweise an der Luft, um es im Winter zu essen. Er schlug sein Holz selbst und sammelte das Futter für sein zähes Bergpony. Aber er hatte noch ein Hobby.
    Mit seiner CB-Funkausrüstung, gespeist durch einen winzigen Generator, hörte er in den Winterstunden die Frequenzen des Sheriffs, der Notdienste und der öffentlichen Einrichtungen ab. So erfuhr er, dass zwei Flieger in der Wilderness gelandet waren und professionelle Bergungstrupps sich zu ihnen durchschlugen.
    Lemuel Wilson bezeichnete sich gern selbst als »engagierten Bürger«. Wie so oft in solchen Fällen bevorzugten die Behörden für sein Engagement die Bezeichnung »lästige Einmischerei«. Kaum hatten die beiden Piloten ihre Lage bekannt gegeben und die Behörden ihre genaue Position ermittelt, hatte Lemuel Wilson sein Pony gesattelt und war losgeritten. Er hatte sich vorgenommen, die Südhälfte der Wilderness bis zum Nationalpark zu durchqueren und Major Duval zu retten.
    Seine Funkausrüstung war zu sperrig, um sie mitzunehmen, und deshalb erfuhr er nicht, dass die beiden Flieger gerettet worden waren. Menschlichen Kontakt fand er jedoch trotzdem.
    Er sah den Mann nicht kommen. Gerade noch trieb er sein Pferd auf eine ungewöhnlich hohe Schneewehe zu, und im nächsten Moment erhob sie sich und kam ihm entgegen. Die Schneewehe war ein Mann in einem gesteppten Anzug aus silbrigem Raumfahrtmaterial.
    Das Bowiemesser hatte nichts Raumfahrtmäßiges an sich. Erfunden um die Zeit der Belagerung von Alamo, war es immer noch sehr effizient. Ein Arm schlang sich um Wilsons Hals und riss ihn vom Pferd, und noch während er fiel, drang die Klinge von hinten zwischen seine Rippen und ins Herz.
    Ein Infrarot-Suchgerät ist dazu da, Körperwärme aufzuspüren, aber Lemuel Wilsons Leichnam, der in einer Spalte lag, zehn Schritte neben der Stelle, an der er gestorben war, kühlte sehr schnell ab. Als die AC-130 Spectre dreißig Minuten später über den Cascades zu kreisen begann, erschien Lemuel Wilson nicht auf ihren Monitoren.
    »Hier Spectre Echo Foxtrott, ich rufe Team Alpha, hören Sie mich, Alpha?«
    »In Stärke fünf«, antwortete Captain Linnett. »Wir sind zwölf Mann auf Skiern hier unten. Sehen Sie uns?«
    »Lächeln Sie freundlich, und ich mache ein Foto

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