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Der Afghane

Der Afghane

Titel: Der Afghane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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musste, die sich über den ganzen Pazifik erstreckte und an der Straße von Hormuz und am Suezkanal stattfand. Vielleicht berichtete er Ibrahim davon, aber den andern gegenüber erwähnte er es nicht.
    Die anderen fünf Männer aßen abwechselnd in der Kombüse Teller um Teller Konservenmahlzeiten und wechselten sich auch am Steuer ab. Der Steuermann gab den Kurs vor, zuerst lange nach Westen und dann nach Südwesten, zum Kap der Guten Hoffnung.
    Sie beteten fünfmal am Tag, wie die Schrift es verlangte, lasen im Koran und starrten auf das Meer hinaus.
    Martin dachte daran, das Schiff in seine Gewalt zu bringen. Er hatte keine Waffe; allenfalls konnte er ein Küchenmesser stehlen, und er würde sieben Männer töten müssen, von denen einer – Ibrahim – vermutlich mindestens eine, vielleicht mehrere Schusswaffen besaß. Außerdem waren die Männer vom Maschinenraum bis zur Funkerkabine auf dem Vorderkastell verteilt. Wenn sie sich einem klar erkennbaren Ziel an der Küste näherten, würde er es versuchen müssen, das wusste er. Aber solange sie auf dem Indischen Ozean waren, musste er abwarten.
    Er wusste nicht, ob seine Nachricht in der Tauchertasche gefunden oder ungelesen auf irgendeinen Dachboden gewandert war, und er wusste nicht, dass er eine weltumspannende Schiffssuche ausgelöst hatte.
     
    »Hier ist Dr. Berenson. Mit wem spreche ich?«
    Michael Linnett nahm das Mikro von dem Set auf dem Rücken des Sergeants und log: »Ich gehöre zum Büro des Sheriffs in Mazama. Im Augenblick bin ich bei Ihrer Hütte in der Wilderness. Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass hier eingebrochen wurde.«
    »Verflucht, nein. Ist was beschädigt worden?«, fragte die blecherne Stimme aus Seattle.
    »Er hat das große Vorderfenster mit einem Stein eingeschlagen, Doktor. Das scheint der einzige Schaden am Gebäude zu sein. Jetzt geht es darum, ob etwas gestohlen wurde. Haben Sie Schusswaffen in der Hütte?«
    »Auf keinen Fall. Ich habe zwei Jagdgewehre und eine Schrotflinte, aber die nehme ich mit, wenn ich im Herbst wegfahre.«
    »Okay. Und Kleidung? Haben Sie einen Schrank mit schweren Wintersachen?«
    »Ja. Da ist ein begehbarer Wandschrank neben der Schlafzimmertür.«
    Captain Linnett nickte seinem Team Sergeant zu, der mit einer Taschenlampe vorausging. Der geräumige Schrank war voll von Wintersachen.
    »Da sollten ein Paar arktistaugliche Schneestiefel sein, eine gesteppte Hose und ein Parka mit Reißverschlusskapuze.«
    Alles weg.
    »Skier oder Schneeschuhe?«
    »Na klar, beides. Im selben Schrank.«
    Ebenfalls weg.
    »Irgendwelche Waffen? Ein Kompass?«
    Das große Bowiemesser hätte in seiner Scheide an der Schranktür hängen und Kompass und Taschenlampe hätten in einer Schreibtischschublade liegen müssen. Alles war weg. Außerdem hatte der Flüchtling die Küche geplündert, aber frische Lebensmittel waren nicht da gewesen. Eine kürzlich geöffnete, leere Dose Baked Beans stand neben dem Dosenöffner auf der Arbeitsplatte, und zwei leere Sodadosen waren auch da. Ein leeres Gurkenglas war noch vor kurzem voll mit Vierteldollarmünzen gewesen, aber das wusste niemand.
    »Danke, Doc. An Ihrer Stelle würde ich, sobald das Wetter aufklart, mit einem Glaser herkommen, das Fenster reparieren lassen und den Schaden der Versicherung melden.«
    Der Alpha-Commander trennte die Verbindung und sah sich nach seiner Einheit um.
    »Weiter.« Mehr sagte er nicht. Er wusste, dass die Hütte und das, was der Afghane daraus entwendet hatte, die Chancen seines Teams verschlechtert hatten. Vielleicht standen sie jetzt sogar gegen ihn und seine Männer. Er schätzte, dass der Flüchtige, der über eine Stunde in der Hütte verbracht haben musste – während Linnett dreißig Minuten hier gewesen war –, zwei oder drei Stunden Vorsprung hatte, aber jetzt viel schneller vorankam.
    Linnett schluckte seinen Stolz hinunter und beschloss, die Kavallerie zu Hilfe zu rufen. Er befahl eine Pause und sprach wieder mit Fort Lewis.
    »Sagen Sie McChord, ich will einen Spectre, und zwar sofort. Ziehen Sie jede Autorität hinzu, die Sie brauchen – das Pentagon, wenn es sein muss. Ich will ihn über den Cascades haben, und ich will eine direkte Verbindung zu ihm.«
    Während sie darauf warteten, dass ihr neuer Verbündeter erschien, marschierten die Männer von Alpha 143 mit hohem Tempo weiter. Der Spurenleser ging an der Spitze; seine Taschenlampe beleuchtete die Spuren der Schneeschuhe im gefrorenen Schnee. Sie gaben ihr Letztes, schleppten

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