Der Afghane
von Saudi-Arabern gesucht hatten, von denen einer einen Meter neunzig groß war. Und er war noch einmal da gewesen und hatte an der Operation Anaconda teilgenommen. Auch die war schlecht gelaufen. Bei Anaconda waren ein paar gute Männer verloren gegangen. Mit Paschtunen aus Tora Bora hatte Linnett noch eine Rechnung zu begleichen.
»Aufsitzen«, rief er, und das Team Alpha stieg wieder in den Lastwagen, der sie zum Hart's Pass hinauffahren würde. Von dort an würde es weitergehen wie vor dreitausend Jahren: auf Skiern und Schneeschuhen.
Als sie abrückten, kam über das Funkgerät des Sheriffs die Meldung, dass die beiden Piloten gefunden und evakuiert worden waren, stark unterkühlt, aber lebend. Sie waren jetzt im Krankenhaus in Seattle. Das war eine gute Nachricht, doch für einen Mann namens Lemuel Wilson kam sie ein bisschen zu spät.
Die angloamerikanischen Schifffahrtsexperten, die Operation Crowbar übernommen hatten, konzentrierten sich immer noch auf die Möglichkeit Nummer eins: dass al-Qaida planen könnte, eine lebenswichtige internationale Wasserstraße zu schließen.
In diesem Fall käme es entscheidend auf die Größe des Schiffes an. Die Ladung war ohne Bedeutung, einmal abgesehen davon, dass auslaufendes Öl die Arbeit von Abwracktauchern unmöglich machen würde. Nachfragen wanderten rund um den Globus; ihr Ziel war es, jedes Schiff oberhalb einer bestimmten Tonnage-Grenze auf den Weltmeeren zu erfassen.
Natürlich, je größer ein solches Schiff ist, desto weniger gab es von seiner Sorte, und die meisten gehörten respektablen und gigantischen Konzernen. Die fünfhundert landläufig als »Supertanker« bekannten Schiffe wurden überprüft und als ungefährdet erkannt. Danach wandte man sich in Zehntausend-Tonnen-Schritten den kleineren Frachtern zu. Als alle Schiffe von mehr als 50000 Bruttoregistertonnen für unbedenklich befunden waren, ließ die »Blockadepanik« allmählich nach.
Das Lloyd's Register ist wahrscheinlich immer noch das umfassendste Archiv der Welt. Das Team in Edzell richtete eine Standleitung zu Lloyd's ein, die ständig offen blieb. Auf den Rat von Lloyd's konzentrierte man sich auf Schiffe, die unter Billigflaggen fuhren, in zwielichtigen Häfen beheimatet waren oder suspekten Reedereien gehörten. Lloyd's und die Antiterror-Abteilung des Secret Intelligence Service in Zusammenarbeit mit der CIA belegten mehr als zweihundert Schiffe mit einem Küstenannäherungsverbot, ohne dass ihre Kapitäne oder Reedereien etwas davon wussten. Aber noch immer tauchte am Horizont nichts auf, was die Alarmglocken schrillen ließ.
Captain Linnett kannte die Berge und wusste, dass ein Mann ohne spezielles Schuhwerk, der versuchte, durch den hohen Schnee, durchsetzt von unsichtbaren Baumstümpfen, Wurzeln, Spalten, Gräben und Bachläufen voranzukommen, nicht mehr als eine klägliche halbe Meile in der Stunde zurücklegen würde.
Ein solcher Mann würde wahrscheinlich durch den verharschten Schnee in ein Wasserrinnsal brechen, und dann würde – bei nassen Füßen – seine Körpertemperatur in alarmierendem Tempo sinken, was zu Unterkühlung und Erfrierungen an den Zehen führen würde.
Olsens Nachricht aus Langley ließ keinen Platz für Zweifel: Unter keinen Umständen durfte der Flüchtling Kanada oder auch nur ein funktionierendes Telefon erreichen.
Linnett war seiner Sache ziemlich sicher. Ohne Kompass würde der Flüchtling im Kreis herumlaufen. Bei jedem zweiten Schritt würde er stolpern und fallen. In der Dunkelheit unter den Bäumen konnte er nichts sehen; selbst wenn der Mond nicht hinter einer zwanzigtausend Fuß dicken Eiswolkendecke verborgen gewesen wäre, hätte er hier nicht durchdringen können.
Schön, der Mann hatte fünf Stunden Vorsprung, aber selbst wenn er sich in gerader Linie voranbewegte, würde er nicht mehr als drei Meilen zurückgelegt haben. Auf Skiern konnten die Männer der Special Forces das Dreifache schaffen, und wenn Felsen und Baumstümpfe sie zwangen, Schneeschuhe zu benutzen, wären sie immer noch doppelt so schnell wie der Flüchtling.
Was die Skier anging, hatte er Recht. Vom Ende der Piste, wo der Lastwagen sie absetzte, bis zu der zerstörten CIA-Hütte brauchte er weniger als eine Stunde. Er und seine Männer untersuchten sie kurz, um festzustellen, ob der Flüchtige zurückgekehrt war und sich eine bessere Ausrüstung geholt hatte, aber darauf wies nichts hin. Die beiden Toten lagen steif gefroren mit auf der Brust gefalteten
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