Der Afghane
Händen aufgebahrt in der Kantine, wo sie vor streunenden Tieren sicher waren. Sie würden warten müssen, bis die Wolkendecke sich hob und ein Hubschrauber landen konnte.
In einem »A«-Team sind zwölf Mann. Linnett war der einzige Offizier, seine Nummer zwei war ein Unteroffizier. Die übrigen zehn waren erfahrene Soldaten, und der Rangniedrigste war ein Staff Sergeant. Zwei von ihnen waren Pioniere (und Experten für Sprengungen), zwei waren Funker, zwei Sanitäter, einer Team Sergeant (mit zwei Spezialgebieten), einer Nachrichtensergeant und zwei Scharfschützen. Während Linnett in der zerstörten Hütte war, suchte sein Team Sergeant, der ein erfahrener Spurenleser war, den Boden ringsum ab.
Der drohende Neuschnee war nicht gefallen; das Gelände um den Hubschrauberlandeplatz und vor dem Vordereingang war ein Gewirr von Schneeschuhspuren. Aber von der geborstenen Hofmauer führte eine einzelne Fußspur in Richtung Norden.
Zufall?, fragte sich Linnett. Es war genau die Richtung, die der Flüchtige unter keinen Umständen einschlagen durfte. Sie führte nach Kanada, das zweiundzwanzig Meilen weit entfernt war. Doch für den Afghanen bedeutete das einen Fußmarsch von vierundvierzig Stunden. Er würde es niemals schaffen, selbst wenn es ihm gelänge, in gerader Linie zu marschieren. Auf halbem Wege würde das Alpha-Team ihn schnappen.
Die nächste Meile zurückzulegen dauerte eine Stunde auf Schneeschuhen. Dann fanden sie die andere Hütte. Niemand hatte je von den zwei oder drei Hütten gesprochen, die in der Pasayten Wilderness stehen durften, weil sie in der Zeit vor dem Bauverbot errichtet worden waren. Und in diese hier war eingebrochen worden. Die zerbrochene Dreifach-Verglasung und der Stein, der neben den Scherben lag, ließen keinen Zweifel daran.
Captain Linnett ging als Erster hinein, den entsicherten Karabiner im Anschlag. Durch die eingeschlagene Fensterscheibe gaben zwei Mann ihm Deckung. Nach weniger als einer Minute stand fest, dass niemand da war, weder in der Hütte noch im benachbarten Holzschuppen, noch in der leeren Garage. Aber die Spuren waren überall. Linnett versuchte das Licht einzuschalten, doch der Strom wurde offenbar durch einen Generator erzeugt, wenn der Eigentümer hier war, und das Gerät stand abgeschaltet hinter der Garage. Sie waren auf ihre Taschenlampen angewiesen.
Neben dem großen Kamin im Wohnzimmer lagen eine Schachtel Streichhölzer und ein paar lange Kienspäne, um die Holzscheite auf dem Rost anzuzünden, und für den Fall, dass der Generator ausfiel, war auch ein dickes Bündel Kerzen da. Der Einbrecher hatte beides benutzt, um sich zurechtzufinden. Captain Linnett wandte sich an einen der beiden Funker.
»Treiben Sie den Sheriff auf, und stellen Sie fest, wem die Bude gehört«, befahl er und fing an, sich umzusehen. Anscheinend war nichts beschädigt, aber alles war durchsucht worden.
»Ein Chirurg aus Seattle«, meldete der Sergeant. »Macht im Sommer hier Urlaub und schließt im Herbst ab.«
»Name und Telefonnummer. Er muss beides beim Sheriff hinterlassen haben.« Als der Sergeant diese Informationen erhalten hatte, bekam er den Befehl, mit Fort Lewis Verbindung aufzunehmen; dort sollte man den Arzt zu Hause in Seattle anrufen und per Funk zur Hütte weiterverbinden. Dass es sich um einen Chirurgen handelte, war ein glücklicher Zufall: Chirurgen haben Piepser für Notfälle. Und diese Situation war einer.
Das Geisterschiff kam nicht einmal in die Nähe von Surabaya. Es gab dort keine Ladung teurer Seidenstoffe, und die sechs Scheincontainer standen ja bereits auf dem Vorderdeck der Countess of Richmond.
Sie nahm die Südroute an Java vorbei, passierte die Weihnachtsinsel und fuhr hinaus in den Indischen Ozean. Für Mike Martin wurde die Routine an Bord zu einem Ritual.
Der psychopathische Ibrahim blieb die meiste Zeit in seiner Kabine und war zum Glück fast immer seekrank. Der Ingenieur kümmerte sich um seine Maschinen, die auf vollen Touren liefen. Der Dieselverbrauch spielte keine Rolle – da, wo die Countess hinfuhr, brauchte sie keinen Treibstoff für die Rückfahrt.
Martin hatte noch immer keine Antwort auf die beiden entscheidenden Fragen. Wohin fuhr das Schiff, und welche Sprengkraft lag unter seinen Decks? Niemand schien es zu wissen, vielleicht mit Ausnahme des Chemieingenieurs. Aber der redete nie darüber, und das Thema wurde nicht angesprochen.
Der Funker hörte den Äther ab, wobei er von einer Suchaktion erfahren haben
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