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Der Afghane

Der Afghane

Titel: Der Afghane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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golfballförmigen weißen Kugeln für die verborgenen Lauschantennen, die das Klicken eines Käfers über die halbe Welt hinweg hören konnten, und der ehemalige Stützpunkt der U. S. Navy wäre ein neues nachrichtendienstliches Zentrum.
    Der Komplex würde mit dem Government Communications Headquarter in Cheltenham und mit der NSA in Maryland verbunden werden. Über direkte, abhörsichere Telefonleitungen nach Vauxhall Cross und Langley würden Marek Gumienny und Steve Hill jederzeit erreichbar sein, und acht weitere Nachrichtendienste beider Staaten würden für einen unaufhörlichen Zustrom von Informationen sorgen, unter anderem gesammelt von den Weltraumsatelliten der USA.
    Als grünes Licht gegeben wurde, begann sogleich ein Blitzeinsatz der Royal-Air-Force-Pioniere, die Edzell wieder instand setzten. Die braven Leute im Dorf Edzell merkten natürlich, dass da etwas im Gange war, aber sie akzeptierten augenzwinkernd und mit viel sagend hochgezogenen Brauen, dass es wieder eine streng geheime Sache war, ganz wie in alten Zeiten. Der Wirt des Pubs legte ein paar zusätzliche Vorräte an Ale und Whisky an und hoffte, dass seine Geschäfte wieder so gut gehen würden wie vor der Stilllegung. Ansonsten sagte niemand ein Wort.
     
    Während die Maler mit ihren Farbbürsten über die Wände der Offiziersquartiere einer schottischen Luftwaffenbasis strichen, erschien im Büro von Siebart & Abercrombie in einer bescheidenen Londoner Straße namens Crutched Friars ein Besucher.
    Mr. Ahmed Lampongs Besuch war nach einem E-Mail-Wechsel zwischen London und Jakarta vereinbart worden, und jetzt führte man ihn in das Büro Mr. Siebarts, dessen Vater die Firma gegründet hatte. Der Londoner Frachtmakler wusste es nicht, aber Lampong ist nichts weiter als eine der kleineren Sprachen auf der Insel Sumatra, von der sein indonesischer Besucher stammte. Und es war ein falscher Name, obwohl der Pass, der makellos war, ihn bestätigte.
    So makellos wie sein Englisch, und auf Alex Siebarts entsprechendes Kompliment antwortete er, er habe es bei seinem Magisterstudium an der London School of Economics vervollkommnen können. Er war eloquent, weltgewandt und charmant, doch was noch wichtiger war: Er eröffnete die Aussicht auf ein Geschäft. Nichts deutete darauf hin, dass er ein fanatisches Mitglied der islamistischen Terrororganisation Jemaat Islamija war, die eine Serie von Bombenanschlägen auf Bali zu verantworten hatte.
    Sein Beglaubigungsschreiben als Seniorpartner der Firma Sumatra Trading International ließ nichts zu wünschen übrig, genauso wenig die Referenzen seiner Bank. Als er darum bat, sein Problem umreißen zu dürfen, war Mr. Siebart ganz Ohr. Zur Einleitung legte Mr. Lampong feierlich ein Blatt Papier auf den Schreibtisch des britischen Frachtmaklers.
    Auf dem Blatt stand eine lange Liste. Sie begann mit Alderney, einer der britischen Kanalinseln, und ging weiter mit Anguilla, Antigua und Aruba. Das waren die As. Insgesamt enthielt die Liste zweiundvierzig Namen und endete mit Uruguay, Vanuatu und West Samoa.
    »Alle diese Länder sind Steueroasen, Mr. Siebart«, sagte der Indonesier, »und sie alle respektieren das Bankgeheimnis. Ob es einem gefällt oder nicht, etliche äußerst zweifelhafte, zum Teil sogar kriminelle Unternehmen bringen an solchen Orten ihre Finanzgeheimnisse unter. Und diese hier« – er holte ein zweites Blatt hervor – »sind auf ihre Art genauso zweifelhaft. Es sind Billigflaggenländer für die Handelsschifffahrt.«
    Wieder begann die Liste mit Antigua, dann folgten Barbuda, Bahamas, Barbados, Belize, Bolivien und Burma. Die Liste enthielt siebenundzwanzig Länder und endete mit St. Vincent, Sri Lanka, Tonga und Vanuatu. Dazwischen befanden sich afrikanische Höllenlöcher wie Äquatorialguinea und bloße Fliegenschisse auf der Weltkarte wie São Tomé und Príncipe, die Komoren und die Korallenatolle von Vanuatu. Faszinierender waren Luxemburg, die Mongolei und Laos – Länder, die überhaupt keine Meeresküste hatten. Mr. Siebart war verblüfft, obgleich das alles nicht neu für ihn war.
    »Wenn Sie beides zusammenfügen, was haben Sie dann?«, fragte Mr. Lampong triumphierend. »Betrug, mein Herr, Betrug in einem massiven und zunehmenden Ausmaß. Und das leider vor allem in dem Teil der Welt, in dem meine Partner und ich Handel treiben. Deshalb haben wir beschlossen, unsere Geschäfte in Zukunft nur noch über eine Institution abzuwickeln, die für ihre Integrität berühmt ist.

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