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Der Afghane

Der Afghane

Titel: Der Afghane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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dient kaum einem anderen Zweck, und die SBS hat in ihrem Hauptquartier in Poole ein ganz ähnliches Haus.
    Die vier Mann stürmten ohne Umstände durch die Tür, identifizierten die Aufständischen an der Kleidung und ihren Bärten und eröffneten das Feuer. Das Standardverfahren bedeutet: zwei Kugeln ins Gesicht. Die drei Araber kamen nicht dazu, das Feuer zu erwidern, und schauten ohnehin in die falsche Richtung. Dave Tyson und die britische TV-Crew versprachen auf der Stelle, diesen Zwischenfall niemals zu erwähnen, und sie haben es auch nicht getan.
    Am Mittwochabend war für Izmat Khan klar, dass er und seine Männer nicht länger über der Erde bleiben konnten. Inzwischen war Artillerie eingetroffen und verwandelte die gesamte Südflanke der Festung nach und nach in Schutt. Die Keller waren ihre letzte Zuflucht. Die Zahl der überlebenden Aufständischen war auf unter dreihundert gesunken.
    Einige von ihnen wollten sich nicht unter die Erde flüchten, sondern lieber unter freiem Himmel sterben. Sie starteten einen selbstmörderischen Ausfall, kamen ungefähr hundert Meter weit und töteten eine Handvoll unvorbereiteter Usbeken, deren Reaktionszeit zu lang war. Aber dann feuerte das Maschinengewehr auf dem Ersatzpanzer der Usbeken und mähte die Araber nieder. Die meisten von ihnen waren Jemeniten, und ein paar Tschetschenen waren auch dabei.
    Am Donnerstag rollten die Usbeken auf amerikanischen Rat Tonnen mit Dieselöl, das als Treibstoff für ihren Panzer dienen sollte, durch die Festung und gossen das Öl durch Luftschächte in die Kellerräume. Dann zündeten sie es an.
    Izmat Khan war in einem anderen Teil der Gewölbe; der Leichengestank überlagerte den Dieselgeruch, aber Izmat hörte das Tosen der Explosion und spürte die Hitze. Wieder starben viele, und die Überlebenden kamen ihm durch den Rauch entgegengetaumelt, hustend und würgend. Izmat Khan zog sich mit hundertfünfzig Mann in das letzte Kellergewölbe zurück, schlug die Tür zu und verriegelte sie, um den Rauch abzuhalten. Draußen hämmerten Sterbende an die Tür, aber das Poltern wurde schwächer und verstummte dann ganz. Über ihnen schlugen Granaten in leere Räume.
    Aus dem letzten Keller führte ein Gang hinaus, an dessen Ende die Männer frische Luft rochen. Sie vermuteten einen Ausgang, doch dann stellten sie fest, dass die Luft durch einen Gully über ihnen hereinkam. An diesem Abend hatte der neue Usbeken-Kommandant Din Mohammed die Idee, einen Wassergraben in diesen Gully umzuleiten. Nach dem Novemberregen war der Graben voll mit eiskaltem Wasser.
    Um Mitternacht standen die verbliebenen Rebellen bis an die Hüften im Wasser. Von Hunger und Erschöpfung geschwächt, sanken sie nach und nach unter die Oberfläche und ertranken.
    Oben über der Erde hatten die Vereinten Nationen, umringt von Medien, das Kommando übernommen, mit dem Auftrag, die Rebellen gefangen zu nehmen. Durch den Schutt der eingestürzten Gebäude über ihnen hörten die letzten Überlebenden das Megafon, das ihnen befahl, unbewaffnet und mit erhobenen Händen herauszukommen. Nach zwanzig Stunden wankte der erste auf die Treppe zu. Andere folgten ihm. Endlich gab sich auch Izmat Khan geschlagen und verließ, zusammen mit den anderen sechs noch lebenden Afghanen, den überfluteten Gang.
    Oben angekommen, stolperten die letzten sechsundachtzig Rebellen über die Trümmer der Südfassade und standen dann vor einem Wald aus Gewehren und Raketen. Im samstäglichen Frühlicht sahen sie aus wie Vogelscheuchen aus einem Horrorfilm. Schmutzig, stinkend, schwarz vom Kordit, zerlumpt, verfilzt, bärtig und unterkühlt – sie schwankten, und einige brachen zusammen. Auch Izmat Khan stürzte.
    Als er einen Schutthaufen hinunterkletterte, rutschte er ab, streckte Halt suchend die Hand aus und packte einen Stein. Ein Stück davon brach in seiner Hand ab. Ein nervöser junger Usbeke fühlte sich angegriffen und feuerte seinen Granatwerfer ab.
    Die feurige Granate pfiff am Ohr des Afghanen vorbei und fuhr in einen Felsblock hinter ihm. Der Fels zersplitterte, und ein Brocken von der Größe eines Baseballs traf Izmat mit verheerender Wucht am Hinterkopf.
    Izmat trug keinen Turban; der war ja vor sechs Tagen dazu benutzt worden, ihm die Hände zu fesseln, und er hatte ihn nicht wiedergefunden. Der Steinsplitter hätte seinen Schädel zu Brei zerschmettert, wenn er senkrecht aufgetroffen wäre. Aber er streifte ihn nur, riss die Kopfhaut auf und stürzte Izmat fast ins Koma. Er

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