Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
der Agentenschreck

der Agentenschreck

Titel: der Agentenschreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
Vom Netzwerk:
ihn verhaftet.«
    »Verhaftet?« rief Mrs. Pollifax aus.
    Der rothaarige englische Student nickte. »Diese Trottel scheinen ihn für einen Spion zu halten.«
    »Eine Schnapsidee«, schnaufte Debby und wischte sich die Tränen ab. »Ich erkenne Sie wieder«, sagte sie unvermittelt.
    »Sie haben mit Phil geplaudert und jetzt ist er — und noch dazu in Bulgarien!« Ein neuer Tränenstrom folgte.
    »Aber das verstehe ich nicht. Was ist denn geschehen?« fragte Mrs. Pollifax.
    Der junge Franzose setzte ihr in gewähltem Englisch auseinander: »Zuerst wurden wir beim Zoll verhört —«
    »Von wem?« Mrs. Pollifax wollte wissen, ob die jungen Leute die Uniformen unterscheiden konnten.
    Er zuckte die Achseln, »Sie trugen andere Uniformen. Aber wir verstehen die Leute nicht, deshalb wissen wir auch nichts.
    Nikki war ganz aufgeregt —«
    »In welcher Sprache?« fragte Mrs. Pollifax sofort.
    Wieder zuckte er die Achseln. »Keine Ahnung. Er ist — Jugoslawe, nicht wahr?« fragte er die anderen. »Jedenfalls war er schrecklich zornig — in welcher Sprache, kann ich nicht sagen. Sie haben ihn in ein anderes Zimmer geführt. Kurz darauf kam er zurück und sagte, alles in Ordnung, es sei bloß ein kleines Mißverständnis gewesen.«
    Sie nickte. Das kam ihr bekannt vor.
    »Dann wollten wir per Autostop weiter, aber keiner nahm uns mit. Da gingen wir eben zu Fuß. Nur ein einziges Mal haben wir angehalten —«
    »Um ein Foto zu schießen —«
    »Phil hat die Aufnahme gemacht«, sagte das Mädchen. »Aber es waren wirklich nur Blumen.«
    »Und dann fuhren sie vor, zwei neue Männer in einem Auto, nicht uniformiert. Sie sagten, Phil müsse mitkommen. Das sagten sie auf Französisch. Und dann — führten sie ihn einfach ab.«
    »Das ist ja unglaublich!« rief Mrs. Pollifax. »Haben Sie die Botschaft verständigt?«
    »Wir gingen sofort hin. Sie waren sehr betroffen. Heute früh sagten sie uns, daß er wegen Spionage angeklagt sei und rieten uns, sofort das Land zu verlassen«, erklärte er niedergeschlagen.
    »Weil wir mit ihm waren.«
    »Wir fliegen heute nachmittag um sechs von Sofia ab«, ergänzte der Franzose.
    »Ich finde es schrecklich, einfach abzureisen und Phil hier zu lassen. Es hätte ja jedem von uns passieren können, und er ist völlig allein«, sagte Debby.
    »Du hast gehört, was Nikki sagte. Er bleibt einige Tage hier und wird alles Nötige veranlassen.«
    »Nikki reist nicht mit euch ab?« fragte Mrs. Pollifax lebhaft.
    Debby sah sie abschätzend an. »Nein. Woher kennen Sie Nikki?«
    »Phil hat sich über ihn beklagt.«
    »Ach«, sagte Debby abwesend.
    Der Franzose hatte auf seine Uhr gesehen. »Wir müssen gehen, wenn wir die Maschine nicht versäumen wollen. Es ist fast drei Uhr, und wir wollen nochmals zur Botschaft.
    Vielleicht erfahren wir etwas Neues.« Er sah Mrs. Pollifax dankbar an.
    »Sehr liebenswürdig von Ihnen, daß Sie sich so für uns interessieren.«
    »Hoffentlich ist Ihr Aufenthalt angenehmer als unserer«, fügte Debby hinzu. »Sind Sie im Hotel Pliska abgestiegen?«
    »Nein, im Rila.«
    Debby nickte. »Auf Wiedersehen. Und danke für Ihr Interesse.«
    Alle gaben ihr die Hand. Dann entfernten sie sich. Mrs. Pollifax dachte an den schwarzhaarigen Philip Trenda mit den blauen Augen, der gar keine Lust gehabt hatte, nach Bulgarien zu reisen. Sie war seinethalben sehr beunruhigt. Wie ausgeliefert mußte er sich in einem bulgarischen Gefängnis fühlen. Sicher wußte er gar nicht, daß sich seine Botschaft um ihn bemühte.
    Trotz des warmen Sonnenscheins fror Mrs. Pollifax. Als sie aufsah, kreuzte sich ihr Blick mit dem des kleinen grauen Mannes im grauen Anzug. Er sah hastig weg, aber sein ständiges Interesse ließ sich nicht mehr als Zufall erklären. Er verfolgt mich, dachte sie. Die freundliche Terrasse erschien ihr plötzlich trübe und die Brise kalt.
    Nach einer Seilbahnfahrt, die von dem eben Gehörten überschattet war, fuhr Mrs. Pollifax langsam zum Hotel zurück. Es war vier Uhr, als sie ihren Zimmerschlüssel verlangte. Sie hatte sich eben an ihren Schreibtisch gesetzt, um einige Ansichtskarten zu schreiben, als es klopfte.
    Tsanko! dachte sie erleichtert und öffnete eilig.
    Vor ihr stand Debby. Ihre Augen waren vom Weinen geschwollen.
    »Ja aber...«, stammelte Mrs. Pollifax.
    »Ich muß unbedingt mit Ihnen sprechen«, sagte Debby trotzig.
    »Kommen Sie weiter.«
    »Ich fliege nicht ab. Sollen sie mich doch verhaften, wenn sie Lust haben«, legte Debby los, sobald sie im Zimmer

Weitere Kostenlose Bücher