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der Agentenschreck

der Agentenschreck

Titel: der Agentenschreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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war. »Ich lasse Phil nicht im Stich. Nikki hat zwar gesagt, wir müßten alle schleunigst fort, aber das kann ich nicht. Phil ist mein Freund und der netteste Junge, den ich kenne.«
    »Vergessen Sie nicht, daß wir hier nicht in den Staaten sind.«
    Mrs. Pollifax schloß die Tür hinter Debby ab. Debby hatte sich auf einen Stuhl beim Fenster fallen lassen und schob das Kinn trotzig vor.
    »Warum sind Sie zu mir gekommen?« fragte Mrs. Pollifax.
    »Sie haben sich ganz beiläufig nach meinem Hotel erkundigt.
    Dabei wußten Sie bestimmt schon, daß Sie in Sofia bleiben und mich besuchen würden.
    Weshalb?«
    »Weil Sie plötzlich aus heiterem Himmel gefragt haben: ›Nikki reist nicht mit euch ab?‹ Dabei waren Sie sichtlich überrascht. Und das ist es ja, verstehen Sie — Nikki.«
    Mrs. Pollifax setzte sich rasch auf die Bettkante. »Nikki sprechen Sie.«
    Debby neigte sich vor und sagte eindringlich: »Nikki war es, der auf dieser Bulgarienreise bestand. Außer ihm hatte keiner von uns die leiseste Absicht, hierher zu kommen. ›Fliegen wir nach Bulgarien.‹ sagte er Tag für Tag. Es war die reinste Gehirnwäsche. Nikki hat uns auch die Visa beschafft. Er hat alles in die Wege geleitet. Phil war von allem Anfang an gegen diese Reise, Er sagte, er hätte keine Lust.«
    »Das weiß ich. Aber warum hat er sich dann doch überreden lassen?«
    Debby sagte hilflos: »Was ich jetzt sage, klingt verrückt, das weiß ich, aber ich glaube, er stand unter Drogeneinfluß.«
    »Nein!« rief Mrs. Pollifax.
    Sie nickte. »Doch. Phil wollte uns nur zum Flugplatz begleiten und dann entweder in Belgrad auf uns warten oder zurück nach Dubrovnik fahren. Er wollte nicht nach Bulgarien, verstehen Sie?«
    »Ja.« Mrs. Pollifax nickte verblüfft. Ihr war das Gespräch mit Phil wieder eingefallen.
    »Nikki gab ihm an jenem Tag beim Frühstück eine Pille angeblich gegen seine Darmgrippe.
    Ich weiß nur, daß Phil die Maschine schließlich doch nahm und schlief. Er schlief so fest, daß er nicht zu wecken war. Keiner konnte mit ihm sprechen. In Sofia mußte die Stewardeß ihn wachrütteln. Und dann...«
    »Ja?«
    »Beim Zoll benahm sich Nikki ganz merkwürdig. Anlaß dazu war, daß er etwas suchte, ein Schriftstück oder so — ja, es muß ein Stück Papier gewesen sein, weil er seine Brieftasche umstülpte, und in eine Brieftasche paßt doch nur Papier. Der Zöllner wurde furchtbar ungemütlich und rief andere Uniformierte zu Hilfe, die uns von den restlichen Passagieren absonderten und Nikki wegführten, um ihn auszufragen. Meine Freunde hatten Angst um Nikki, aber ich hatte einen anderen Eindruck. Irgend etwas stimmte nicht. In kommunistischen Ländern werden die Leute meist sehr kleinlaut, wenn sie einer Uniform begegnen. Sie fürchten sich. Aber Nikki benahm sich richtig arrogant. Er behandelte den Zöllner wie einen Bauern. Er war nicht ängstlich, sondern empört .«
    Mrs. Pollifax schwieg und dachte nach.
    »Nun?« riß Debby sie aus ihren Überlegungen. »Jetzt werden Sie mir sicher sagen, daß ich verrückt bin, wie?«
    Mrs. Pollifax lächelte. »Töricht vielleicht. Leichtsinnig, weil Sie geblieben sind. Aber nicht verrückt. Sie glauben, Philip wurde nur deshalb zu dieser Bulgarienfahrt überredet, damit er hier verhaftet werden kann?«
    Debby riß die Augen auf. »Glaube ich das? So weit hatte ich gar nicht gedacht. Ich bin nur der Ansicht, daß Nikki sich für etwas anderes ausgibt als er wirklich ist.«
    Mrs. Pollifax nickte zerstreut. Sie dachte angestrengt nach.
    Die Vernunft riet ihr zu einer anderen Lösung als das Gefühl.
    Sie traf die einzige Entscheidung, die ihr möglich war. »Wenn wir uns beeilen, erreichen wir vielleicht noch jemand in der Botschaft«, sagte sie und stand auf. »Ich komme mit Ihnen.
    Unterwegs sage ich Ihnen dann, weshalb ich Ihr Mißtrauen gegen Nikki für begründet halte.«
    »Dann nehmen Sie mich also ernst?« stotterte Debby.
    »Absolut. Ihr Flugzeug haben Sie bereits versäumt. Haben Sie Geld? Und ein Zimmer für heute nacht?«
    »Geld schon, aber kein Zimmer, weil Nikki uns untergebracht hat. Und er sollte nicht wissen, daß ich hierbleibe.«
    »Sehr klug gedacht.« Mrs. Pollifax stülpte sich ihren Hut fest auf den Kopf. »Falls im Rila kein Zimmer frei ist, können Sie bei mir übernachten. Aber Sie müssen mir versprechen, morgen früh abzureisen«, sagte sie streng. »Sie können in einem kommunistischen Land nicht einfach rumlaufen und jedem unverblümt Ihre Meinung sagen, ohne in

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