der Agentenschreck
die ärgsten Schwierigkeiten zu schlittern.«
»Dort bin ich bereits«, sagte Debby unglücklich.
»Also geben Sie mir Ihr Wort, und dann gehen wir.«
9
Es war beinahe sechs Uhr, ehe Mr. Benjamin Eastlake von der Botschaft sie empfing. »Ich möchte, daß Sie dieser Freundin Philip Trendas genau zuhören«, sagte Mrs. Pollifax und fügte spitz hinzu: »Und sei es nur, weil wir so viele Vorzimmer passieren mußten, ehe wir Sie erreichten. Ein zweites Mal möchte ich diesen Irrweg nicht gehen.«
»Tut mir leid«, erwiderte Eastlake. »Ich bin sehr beschäftigt. Deshalb schirmen mich meine Sekretärinnen so energisch ab. Tja, das ist eine sehr ernste Angelegenheit, daß ein Amerikaner wegen Spionageverdacht in Bulgarien verhaftet wird. Ich war den ganzen Tag mit Washington in Verbindung und darf Ihnen versichern, daß der bulgarischen Regierung bereits eine offizielle Beschwerde vorliegt.«
»Wird das etwas nützen?« fragte Debby ängstlich.
Eastlake zuckte die Achseln. »Das hängt vom Grund seiner Verhaftung ab.«
»Was Debby Ihnen zu sagen hat, wirft vielleicht ein neues Licht auf das Rätsel«, meinte Mrs.
Pollifax.
Eastlake lächelte Debby zu. »Sie kommen mir bekannt vor. Waren Sie nicht schon gestern hier?«
Schüchtern erwiderte Debby sein Lächeln. »Ja, aber ich habe bloß zugehört. Geredet hat Nikki.«
Er nickte. »Dann sprechen Sie jetzt.«
Debby berichtete Mr. Eastlake von ihrem Verdacht gegen Nikki und schloß mit ihrem Besuch bei Mrs. Pollifax im Hotel Rila.
»Sie hatten völlig recht, mich davon zu unterrichten«, sagte er wohlwollend. »Nur kann ich mir schwer vorstellen, daß der junge Nikki tatsächlich jener Schurke ist, als den Sie ihn hinstellen. Vermutlich hat er sich beim Zoll nur geärgert und war sehr aufgebracht.«
»Wissen Sie, unter welchem Paß er reist?« warf Mrs. Pollifax hin.
»Sie meinen seine Nationalität? Das werden wir gleich feststellen. Ich habe eine Liste der Leute aus Trendas Gruppe.«
Er zog ein Blatt Papier hervor und überflog es. »Merkwürdig«, sagte er. »Er hat einen deutschen Paß. Aber sein Akzent klang nicht deutsch.«
»Vor uns hat er sich als Jugoslawe ausgegeben«, warf Debby ein.
Eastlake runzelte die Stirn. »Dann ist er vermutlich ein ausgewanderter Jugoslawe.
Jugoslawen dürfen nämlich ihr Land verlassen. Er kann sowohl die jugoslawische als auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen.«
Mrs. Pollifax ließ sich nicht ablenken. Energisch sagte sie: »Ich war gestern bei einem Herrn, den man mir als Fremdenführer für Sofia empfohlen hat. Kennen Sie einen Mr. Carleton Bemish?«
Eastlake schnitt eine Grimasse. »Ich bin ihm einmal begegnet. Auf seine Bekanntschaft lege ich keinen Wert.«
»Mr. Bemish scheint plötzlich in Geld zu schwimmen. Champagner auf dem Tisch, Kartons mit neuen Kleidern auf dem Sofa. Er hatte nicht das geringste Interesse, mein Fremdenführer zu werden. Ein Gast, den er erwartete, interessierte ihn bedeutend mehr.«
Eastlake hörte ihr höflich, aber gelangweilt zu.
»Als ich gehen wollte, erschien sein Gast. Sie begrüßten einander überschwenglich, wie alte Freunde. Und wissen Sie, wer dieser Gast war? Nikki!«
»Nikki?« wiederholte Eastlake.
»Nikki?« sagte Debby ungläubig und sah Mrs. Pollifax überrascht an. »Aber Nikki hat behauptet, nie zuvor in Bulgarien gewesen zu sein.«
»Sind Sie ganz sicher, daß es Nikki gewesen ist?« fragte Eastlake.
»So sicher, daß ich ihn daran erinnerte, ihn am Belgrader Flughafen gesehen und dieselbe Maschine wie er benützt zu haben. Das bestritt er auch nicht. Vielmehr sprachen wir...« Sie brach ab.
»Ja?« fragte Debby.
Mrs. Pollifax legte die Stirn in Falten. »Das hatte ich ganz vergessen. Ich sagte ihm, daß ich gesehen hätte, wie ihr alle beim Zoll aufgehalten worden seid und sagte Nikki noch, ich hoffte, es hätte keine Schwierigkeiten gegeben.«
»Und?« fragte Eastlake. Seine Langeweile war wie weggewischt.
»Nikki sagte, es sei bloß ein kleines Mißverständnis gewesen. Philips Verhaftung erwähnte er mit keinem Wort.«
»Das war gestern abend?«
Mrs. Pollifax nickte.
»Aber Philip ist schon am Nachmittag abgeführt worden.
Wann haben Sie Nikki getroffen?« fragte Debby.
»Gegen sieben.«
»Und eine Stunde vorher hat Nikki sich hier erkundigt, was zu Phils Freilassung unternommen wird«, sagte Eastlake. »Halten Sie Nikki für einen Bulgaren?«
»Ausgeschlossen ist es nicht«, meinte Mrs. Pollifax.
Eastlake pfiff leise vor sich hin.
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