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der Agentenschreck

der Agentenschreck

Titel: der Agentenschreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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»Das würde allerdings ein gänzlich anderes Licht auf die Sache werfen.«
    »Ich bin ja so froh, daß wir hierhergekommen sind!« seufzte Debby auf.
    »Nur wird Phil dadurch leider auch nicht frei«, sagte Mrs. Pollifax. »Vielleicht steckt hinter Phils Verhaftung ein Grund, den wir weder kennen, noch erraten können.« Sie wandte sich Eastlake zu. »Was werden Sie tun?«
    Hilflos hob er die Hände. »Washington unverzüglich unterrichten.«
    »Aber warum Phil?« fragte Debby.
    »Eben. Warum nicht Sie oder Andre? Warum überhaupt jemand?« fragte Eastlake. »Und vor allem, weshalb ein amerikanischer Student? Wenn die Bulgaren einen Zwischenfall provozieren wollen...« Seine Lippen wurden schmal. »Nachdem Sie mir nun alles gesagt haben, Debby, müssen Sie mir versprechen, morgen früh aus Sofia abzufliegen.«
    Debby seufzte. »Das habe ich Mrs. Pollifax bereits versprochen.«
    »Dann warten Sie, bitte, draußen im Korridor. Ich möchte allein mit Mrs. Pollifax sprechen.«
    Nachdem Debby gegangen war, stand Eastlake kopfschüttelnd auf. Er trat ans Fenster und starrte hinaus. Schließlich drehte er sich um. »Eine äußerst unangenehme Situation«, brummte er. »Dieses Mädchen muß Bulgarien unbedingt morgen verlassen.«
    »Glauben Sie, daß sie in Gefahr ist?«
    »Gefahr?« sagte er überrascht. »Kaum. Warum auch? Ich dachte an andere Nebenerscheinungen. In Bulgarien wird die Jugend sehr streng behandelt. Ich habe mich den ganzen Tag bemüht zu erfahren, wer diesen Hippies die Einreiseerlaubnis erteilt hat.«
    »Da komme ich nicht mit.«
    »Es sind bestimmt nette junge Menschen, aber nicht eben eine Reklame für die Jugend Amerikas. Angeblich sollen sie barfuß durch Sofia gegangen sein. Und keiner dieser Burschen war seit Monaten beim Haarschneiden.«
    »Ach so. Sicher müssen Sie auch solche Äußerlichkeiten berücksichtigen, aber ich hatte größere Besorgnis bei Ihnen vorausgesetzt —«
    »Natürlich bin ich besorgt«, fuhr er sie an. »Nur bin ich zufällig der offizielle Vertreter der Vereinigten Staaten und habe das Ansehen meiner Heimat zu wahren.« Er beugte sich vor.
    »Ich spreche von der Publicity, Mrs. Pollifax. Den Fotografen. Sorgen Sie dafür, daß das Mädchen morgen abreist. Und daß Sie Schuhe und ein sauberes Kleid anhat.«
    »Ich weiß gar nicht, ob sie ein Kleid besitzt.« Mrs. Pollifax erhob sich. »Hoffentlich vergessen Sie bei all Ihren Bedenken nicht, daß Philip Trenda immerhin Amerikaner ist, wie lang sein Haar auch sein mag.«
    »Wir werden es nicht vergessen, Mrs. Pollifax«, sagte Eastlake kühl. »Wir bemühen uns immer, amerikanischen Staatsbürgern zu helfen, selbst wenn sich herausstellt, daß sie Verbrecher oder wohlmeinende Spione sind. Trotzdem wäre es unvergleichlich einfacher, wenn gestern jemand wie Sie verhaftet worden wäre.«
    »Und wenn ich mich als Spionin entpuppen sollte?« fragte Mrs. Pollifax und lächelte gewinnend.
    Er sah sie bloß mitleidig an. Mrs. Pollifax jedoch entfernte sich mit dem Gefühl, das letzte Wort behalten zu haben, selbst wenn ihr Gegenüber das nicht erkannt hatte.
    Um neun Uhr aßen sie und Debby im Hotelrestaurant zu Abend. Kaum hatten sie bestellt, kam ein Kellner und teilte Mrs. Pollifax in gebrochenem Englisch mit — warum hat die Direktion den Mann bisher versteckt gehalten? fragte sich Mrs. Pollifax —, daß sie in der Portiersloge von Balkantourist am Telefon verlangt werde.
    »Das wird Nevena sein«, seufzte sie und folgte dem Kellner.
    »Mrs. Pollifax«, meldete sie sich.
    Doch es war nicht Balkantourist. »Guten Tag«, sagte eine Männerstimme mit leichtem Akzent. »Hier spricht der Mann aus dem Laden, in dem Sie gestern waren. Wegen der braunen Lammfelljacke.«
    »Oh — ja!« rief Mrs. Pollifax. »Natürlich.« Dicht neben ihr standen die beiden Rezeptionsbeamten. Unauffällig rückte sie ein Stück von ihnen ab. »Das freut mich.« Sie hatte aber sofort erkannt, daß es nicht der Mann war, mit dem sie im Geschäft gesprochen hatte. Stimme und Akzent klangen anders.
    »Unser gemeinsamer Freund wurde abberufen«, fuhr die Stimme fort. »Sie sollen ihn in Tarnovo treffen.«
    »Wo?«
    »Sie haben ein Auto? Sie sollen morgen fahren, Mittwoch früh. Die Fahrt beträgt etwa hundertfünfzig Meilen. Für morgen abend wurde im Hotel Jantra ein Zimmer für Sie bestellt.«
    »Würden Sie mir die beiden Namen wiederholen, bitte?« Mrs. Pollifax kramte nach einem Bleistift.
    »Tarnovo. Hotel Jantra.«
    »Ja. Aber warum? Ist das denn

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