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Der Alchimist

Der Alchimist

Titel: Der Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paulo Coelho
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überwiegend aus Frauen und Kindern bestand. Und es gab Oasen beiderseits der Fronten, so daß die Krieger im Sand der Wüste kämpften und die Oase als Zufluchtsort betrachteten.
    Der Anführer der Karawane trommelte alle mit einiger Mühe zusammen und begann die Anweisungen zu erteilen. Sie würden hierbleiben, bis der Krieg zwischen den Stämmen beendet sei. Als Besucher sollten sie die Zelte mit den Oasenbewohnern teilen, die ihnen die besten Plätze überlassen würden. Das forderte das Gebot der Gastfreundschaft. Danach bat er alle Männer, auch seine Wächter, ihre Waffen den von den Stammesoberhäuptern bestimmten Männern auszuhändigen. »Das verlangen die Kriegsregeln«, erklärte der Anführer ihnen. »Die Oasen dürfen keine Heere oder Krieger beherbergen.« Zur Überraschung des Jünglings holte der Engländer einen verchromten Revolver aus seiner Jacke und übergab ihn dem Mann, der die Waffen einsammelte.
    »Wozu einen Revolver?« fragte er.
    »Um mich unter die Menschen zu wagen«, antwortete der Engländer. Er war glücklich, am Ziel seiner Suche angelangt zu sein. Der Jüngling hingegen mußte an seinen Schatz denken. Je näher er seinem Traum kam, um so schwieriger gestalteten sich die Dinge. Das, was der alte König als Anfängerglück bezeichnet hatte, galt nicht mehr. Was weiter galt, das wußte er: daß Ausdauer und Mut eines Menschen geprüft werden, der nach seinem persönlichen Lebensweg sucht. Darum durfte er auch nichts überstürzen oder ungeduldig werden. Sonst würde er die Zeichen Gottes am Wegrand nicht bemerken.
    >Die Zeichen am Wegrand sind von Gott, dachte der Jüngling, überrascht von seinen Gedankengängen. Bisher hatte er die Zeichen als etwas Natürliches betrachtet. Wie Essen oder Schlafen, etwas wie Liebe suchen oder eine Arbeit finden. Er hatte noch nie daran gedacht, daß es eine Sprache sein könnte, die Gott gebrauchte, um ihm zu zeigen, was er tun sollte.
    >Sei nicht ungeduldig, sagte er abermals zu sich. >Wie es der Kameltreiber erklärte: Iß zur Essenszeit. Und reise zur Reisezeit.< Am ersten Tag verschliefen alle vor Erschöpfung, sogar der Engländer. Der Jüngling war getrennt von ihm untergebracht, in einem Zelt mit fünf anderen jungen Männern, alle ungefähr im gleichen Alter. Es waren Wüstenkinder, und sie wollten Geschichten über die großen Städte hören. Der Jüngling erzählte von seinem Leben als Hirte und wollte gerade beginnen, seine Erfahrungen im Kristallwarengeschäft zu schildern, als der Engländer hereinkam. »Ich habe dich schon überall gesucht«, sagte er und zog den Jüngling ins Freie. »Du mußt mir helfen, ausfindig zu dachen, wo der Alchimist wohnt.« Zuerst versuchten die beiden es allein. Ein Alchimist würde sicherlich anders leben als die übrigen Oasenbewohner, und in seinem Zelt brannte wahrscheinlich immer rein Schmelzofen. Sie liefen lange herum, bis es ihnen klar wurde, daß die Oase viel größer war, als sie es sich vorgestellt hatten, mit vielen Hunderten von Zelten.
    »Jetzt haben wir fast den ganzen Tag verloren«, bemerkte der Engländer und setzte sich mit dem Jüngling in die Nähe eines Brunnens. »Vielleicht sollten wir lieber fragen«, meinte der Jüngling. Der Engländer war recht unschlüssig, weil er die Anwesenheit des Alchimisten in der Oase den anderen nicht verraten wollte. Aber er stimmte schließlich doch zu und bat den Jüngling, es zu tun, weil er besser Arabisch sprach. So näherte sich der Jüngling einer Frau, die zum Brunnen gekommen war, um ihren Ziegenlederschlauch mit Wasser zu füllen.
    »Guten Tag. Ich würde gerne wissen, wo hier in der Oase ein Alchimist lebt«, fragte er vorsichtig.
    Die Frau sagte, daß sie noch nie von so etwas gehört habe, und eilte schnell davon. Vorher jedoch machte sie den Jüngling noch darauf aufmerksam, daß er nie mit einer schwarzgekleideten Frau reden dürfe, weil es sich dabei um eine verheiratete Frau handle. Er müsse die Tradition achten.
    Der Engländer war sehr enttäuscht. Sollte er diese lange Reise ganz umsonst gemacht haben? Der Jüngling wurde auch traurig; schließlich war sein Begleiter ebenfalls auf der Suche nach seinem persönlichen Lebensweg. Und wenn das so ist, dann wird das ganze Universum dazu beitragen, damit die betreffende Person auch erreicht, was sie will, hatte einst der alte König gesagt. Und er konnte sich doch nicht irren. »Ich habe noch nie etwas von einem Alchimisten gehört«, sagte der Jüngling, »sonst wäre ich dir gerne

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