Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Alchimist

Der Alchimist

Titel: Der Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paulo Coelho
Vom Netzwerk:
von deinen Träumen erzählt, vom alten König und vom Schatz. Du hast mir von den Zeichen erzählt. So habe ich nichts zu befürchten, denn es waren die Zeichen, die dich hierherbrachten. Und ich bin ein Teil deines Traumes, deines persönlichen Lebenswegs, wie du es genannt hast. Darum möchte ich, daß du weiterziehst, um deinen Schatz zu finden. Wenn du das Kriegsende abwarten mußt, ist es gut. Aber wenn du schon vorher aufbrechen mußt, dann gehe, um deine Bestimmung zu erfüllen. Die Dünen verändern sich mit dem Wind, aber die Wüste bleibt dieselbe. So wird es auch mit unserer Liebe sein.« »Maktub«, fügte sie hinzu. »Wenn ich ein Teil deiner Bestimmung bin, dann wirst du eines Tages wiederkommen.« Der Jüngling ging traurig von diesem Treffen mit Fatima fort. Er erinnerte sich an viele Leute, die er kannte. Die verheirateten Schäfer hatten Schwierigkeiten, ihre Frauen davon zu überzeugen, daß sie umherziehen mußten. Die Liebe erforderte, daß man in der Nähe der geliebten Person blieb. Am folgenden Tag sprach er mit Fatima darüber. »Die Wüste nimmt unsere Männer in sich auf und bringt sie uns nicht immer zurück«, sagte sie. »Dann finden wir uns damit ab. Und sie leben weiter in den Wolken ohne Regen, in den Tieren, die sich zwischen den Steinen verstecken, und in dem Wasser, das so üppig aus den Brunnen strömt. Sie werden ein Teil des Ganzen, gehen in die Weitenseele ein. Einige kommen zurück. Das beglückt auch die übrigen Frauen, denn dann wächst die Hoffnung, daß ihre Männer auch eines Tages wiederkehren. Vorher beneidete ich diese Frauen. Aber jetzt habe ich auch jemanden, auf den ich warten kann. Ich bin eine Wüstenfrau und bin stolz darauf. Mein Mann soll sich frei bewegen wie der Wind, der die Dünen bewegt. Auch ich will meinen Mann in den Wolken, den Tieren und dem Wasser sehen können.« Der Jüngling suchte den Engländer auf. Er wollte ihm von Fatima berichten. Er war überrascht, daß dieser einen kleinen Ofen neben seinem Zelt errichtet hatte. Es war ein seltsamer Schmelzofen, mit einem durchsichtigen Gefäß darauf. Der Engländer hielt das Feuer mit Reisig am Brennen und schaute dabei in die Wüste. Seine Augen schienen mehr zu leuchten als zu der Zeit, wo er stets in seine Bücher vertieft gewesen war. »Dies ist der erste Arbeitsschritt«, erläuterte der Engländer. »Ich muß den unreinen Schwefel absondern. Damit das gelingt, darf ich keine Angst mehr vor dem Versagen haben. Diese Angst hat mich bisher daran gehindert, das Große Werk zu versuchen. Jetzt beginne ich erst mit dem, was ich schon vor zehn Jahren hätte machen können. Aber ich bin froh, nicht zwanzig Jahre damit gewartet zu haben.« Er schürte das Feuer und blickte wieder in die Wüste hinaus. Der Jüngling blieb eine Weile bei ihm, bis sich die Wüste mit dem Abendhimmel rosa verfärbte. Da überkam ihn eine große Sehnsucht, in die Wüste hineinzugehen, um zu sehen, ob die Stille seine Fragen beantworten könne.
    Er ging ohne Ziel, ohne jedoch die Palmen der Oase aus den Augen zu verlieren. Er lauschte dem Wind und fühlte die Steine unter seinen Füßen. Gelegentlich fand er eine Muschel und begriff, daß diese Wüste vor geraumer Zeit ein großes Meer gewesen sein mußte. Dann setzte er sich auf einen Stein und ließ sich vom Horizont, der sich vor ihm ausdehnte, in den Bann schlagen. Liebe ohne Besitzanspruch war ihm unverständlich; aber Fatima war eine Wüstenfrau, und nur die Wüste konnte ihn das lehren.
    Lange Zeit blieb er still, ohne an etwas zu denken, bi: er spürte, daß sich etwas über seinem Kopf bewegte. Er blickte hinauf und sah zwei Sperber am Himmel schweben Der Jüngling sah den Vögeln zu und den Zeichnungen die diese mit ihrem Flug beschrieben. Es schien wie ungeordnete Linien, und doc h mußten sie einen Sinn haben Es gelang ihm nur nicht, ihre Bedeutung zu entschlüsseln Deshalb wollte er mit seinem Blick dem Flug der Vögel folgen, vielleicht konnte er ihm eine Botschaft entnehmen Vielleicht konnte die Wüste ihm die Liebe ohne Besitzanspruch erklären. Plötzlich überfiel ihn eine große Müdigkeit. Sein Herz flehte daß er nicht einschlafen möge: Er solle sich doch ganz hingeben. >Nun gleite ich in die Sprache der Welt hinein, und alles auf dieser Erde ergibt einen Sinn, sogar der Flug der Sperber<, dachte er. Und er dankte für das Glück, von der Liebe zu einer Frau erfüllt zu sein. >Wenn man liebt, hat alles noch mehr Sinn.< Doch dann stieß einer der Vögel

Weitere Kostenlose Bücher