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Der Alchimist

Der Alchimist

Titel: Der Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paulo Coelho
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behilflich.« In den Augen des Engländers leuchtete es auf.
    »Genau das ist es! Wahrscheinlich weiß hier niemand, was ein Alchimist ist! Frage also nach dem Mann, der alle Krankheiten heilt.« Verschiedene schwarzgekleidete Frauen kamen zum Brunnen, um Wasser zu holen, und der Jüngling sprach sie nicht an, sosehr ihn der Engländer auch drängte. Bis endlich ein Mann auftauchte. »Kennen Sie jemanden, der die Krankheiten im Dorf heilt?« fragte der Jüngling. »Allah heilt alle Krankheiten«, antwortete der Mann, den die Fremden sichtlich erschreckten. »Ihr seid auf der Suche nach Zauberern.« Und nachdem er ein paar Verse aus dem Koran zitiert hatte, ging er eilig weiter. Ein anderer Mann näherte sich. Er war älter und hatte nur einen kleinen Eimer bei sich.
    Der Jüngling wiederholte seine Frage.
    »Wozu wollt ihr diesen Mann kennenlernen?« stellte der Araber die Gegenfrage.
    »Weil mein Freund viele Monate gereist ist, um ihn zu treffen.« »Wenn dieser Mann in der Oase lebt, muß er sehr mächtig sein«, sagte der Alte, nachdem er einige Minuten nachgedacht hatte. »Nicht einmal die Oberhäupter könnten ihn rufen, wenn sie ihn brauchten. Nur wenn er selber es bestimmen würde. Wartet, bis der Krieg zu Ende ist. Und dann reist mit der Karawane weiter. Versucht nicht, in das Leben der Oase einzudringen«, schloß er und ging seines Weges. Aber der Engländer freute sich. Sie waren auf der richtigen Spur. Endlich tauchte ein Mädchen auf, das nicht schwarz gekleidet war. Sie trug einen Tonkrug auf der Schulter, der Kopf war von einem Schleier umhüllt, doch das Gesicht war frei. Der Jüngling näherte sich, um nach dem Alchimisten zu fragen.
    Dann war es, als würde die Zeit plötzlich stillstehen und die Weltenseele allgewaltig vor dem Jüngling auftauchen. Als er in ihre schwarzen Augen blickte, auf ihre Lippen, die sich nicht zwischen Lächeln und Schweigen entscheiden konnten, verstand er den wichtigsten und weisesten Teil der Sprache, die die Welt sprach, die alle Menschen dieser Erde in ihren Herzen verstehen konnten. Und der nannte sich Liebe, jene Kraft, die älter war als der Mensch oder selbst die Wüste, die aber immer mit der gleichen Gewalt wiedererstand, überall dort, wo sich zwei Augenpaare begegnen, wie sich nun diese beiden Augenpaare vor dem Brunnen begegneten. Die Lippen entschieden sich endlich für ein Lächeln, und das war ein Zeichen, das Zeichen, worauf er, ohne es zu wissen, so lange in seinem Leben gewartet hatte, welches er bei den Schafen und in den Büchern, bei dem Kristall und in der Stille der Wüste gesucht hatte. Hierin drückte sich die Welt in ihrer reinsten Form aus, die keiner Erklärungen und Erläuterungen bedurfte, damit der Weltenlauf seinen Fortgang nahm. Alles, was der Jüngling plötzlich erkannte, war, daß vor ihm die Frau seines Lebens stand, und ohne Worte zu gebrauchen, mußte auch sie das erkannt haben. Das hielt er für sicherer als alles sonst auf der Welt, selbst wenn seine Eltern und die Eltern seiner Eltern behaupteten, man müsse seine Liebe erklären, sich verloben, sich erst richtig kennenlernen und dann genug Geld haben, um zu heiraten. Wer so denkt, hat wohl nie die universelle Sprache kennengelernt, denn wenn man in sie eintaucht, ist es ein leichtes zu verstehen, daß es auf der Welt immer einen Menschen gibt, der auf einen wartet, sei es inmitten der Wüste oder mitten in einer Großstadt. Und wenn diese Menschen einander begegnen und ihre Augen sich finden, dann verliert die ganze Vergangenheit und die ganze Zukunft an Gewicht, und es gibt nur noch diesen Augenblick und diese absolute Gewißheit, daß alle Dinge unter der Sonne von der gleichen Hand aufgezeichnet wurden, von der Hand, welche die Liebe erweckt, und die eine Zwillingsseele für jeden Menschen vorgesehen hat, der unter der Sonne arbeitet, ausruht und Schätze sucht. Denn sonst hätten die Träume des Menschengeschlechts nicht den geringsten Sinn. >Maktub<, dachte der Jüngling.
    Der Engländer erhob sich und schüttelte den Jüngling am Arm. »Los, frag sie!« Der Jüngling näherte sich dem Mädchen. Sie lächelte wieder. Er lächelte zurück.
    »Wie heißt du?« fragte er.
    »Ich heiße Fatima«, sagte sie und sah verlegen zu Boden. »Das ist ein Name, der auch in dem Land, wo ich herkomme, von einigen Frauen getragen wird.« »Es ist der Name der Tochter des Propheten«, s agte Fatima. »Unsere Krieger haben ihn dorthin gebracht.« Das zarte Mädchen sprach mit Stolz von den

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