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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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anzugreifen.«
    »In diesem Fall…«, schaltete Saluus sich nun
geschickt ein. Seine Stimme drang voll und kräftig aus dem
Lautsprecher. »… wollen sie jedoch das Ulubis-System nur
angreifen, um an Nasqueron heranzukommen.«
    »Wozu?«, fragte Gruonoche.
    »Das können wir nicht mit letzter Sicherheit
sagen«, erklärte Saluus. »Wir wissen, dass sie etwas
von Nasqueron wollen, etwas, das sie von keinem anderen Gasriesen
bekommen können, aber wir wissen nicht, was das genau sein
könnte. Wir sind aber überzeugt, dass sie den Angriff
überhaupt nur deshalb führen.«
    »Und woher wisst ihr das so genau?« Wieder
Gruonoche.
    »Wir haben entsprechende Informationen abgefangen«,
antwortete Sorofieve.
    »Was für Informationen?«, wollte Yawiyuen
wissen.
    »Informationen«, sagte Sorofieve, »aus dem
persönlichen Tagebuch des Oberbefehlshabers einer
Invasionsflotte des Hungerleider-Kults, die vor knapp achtzehn Jahren
ins Ruanthril-System geschickt wurde. Die Flotte wurde von einer
Einsatztruppe der Merkatoria abgefangen. Aus den erbeuteten
Unterlagen geht hervor, dass sich der feindliche Befehlshaber
besonders darüber beklagte, nur wegen eines einzigen Objekts
oder einer Information in Nasqueron so viele Truppen des E-5-Separats
für ein so entlegenes und strategisch bedeutungsloses System
abzweigen zu müssen.«
    »Nasqueron wurde namentlich erwähnt?«, fragte
Gruonoche.
    »So ist es«, sagte Sal.
    Er war schon darauf gefasst, in seinem Ohr ein Stimmchen zu
hören, das etwas wie ›gut gelogen‹ sagte, doch dann
fiel ihm ein, dass nicht einmal Liss die volle Wahrheit über die
Dweller-Liste und die mythische Transformation kannte. Natürlich
hatte sie – wie so viele am Rande des Epizentrums der Macht
– mitbekommen, dass Fassin in geheimer Mission unterwegs war, um
in Nasqueron nach irgendeinem Wertgegenstand zu suchen, und dass das
betreffende Objekt etwas mit dem Krieg zu tun haben könnte, aber
mehr wohl auch nicht. Sie war nicht dabei gewesen, als die
KI-Projektion von Admiral Quile ihre Instruktionen erteilt hatte, und
sie war – anders als Sal – auch nachträglich von
keinem Anwesenden in das Geheimnis eingeweiht worden. Deshalb wusste
sie nichts Genaueres über die Informationen, die bei diesem
Treffen bekannt gegeben worden waren.
    »Nun«, sagte Yawiyuen sachlich, »dann lasst den
Hungerleider-Kult doch angreifen. Wir werden uns schon zu wehren
wissen.«
    Genau das hatte sich der Krisenstab des Kriegskabinetts
erhofft.
    - Könnten wir hier nicht einfach Ja sagen?, sendete
Liss.
    »Würden Sie in diesem Fall nicht Hilfe von uns erwarten?«, fragte Sorofieve.
    »Oh nein!«, rief Gruonoche, als wäre die
Vorstellung geradezu absurd.
    »Wie Submeister Sorofieve eben sagte«, schaltete sich
Saluus ein, »sind wir ganz sicher, dass der Hungerleider-Kult
beabsichtigt, das gesamte Ulubis-System einschließlich
Nasquerons zu erobern. Die Gefahr betrifft uns alle. Deshalb
wäre es für beide Seiten sinnvoll, unsere Verteidigung
gemeinsam zu organisieren.«
    »Eine gemeinsame Bedrohung erfordert eine gemeinsame
Reaktion«, erklärte Sorofieve den Dwellern.
    »Oder vielleicht eine Zangenbewegung«, schlug Yawiyuen
vergnügt vor.
    Wieder unterdrückte Saluus einen Seufzer. Diese zwei Typen
waren angeblich hochrangige Unterhändler, unter Vorbehalt –
man wollte nach einem noch nicht klar definierten Verfahren eine
Volksbefragung abhalten – ermächtigt, für die
Dweller-Gesellschaft auf Nasqueron zu sprechen, aber sie plapperten
oft genug wie kleine Kinder.
    »Vielleicht«, sagte er. »Vorausgesetzt, wir
können die Aktionen zumindest koordinieren.«
    »Und es wäre natürlich möglich«, sagte
Sorofieve, »unsere Defensivtechnologie gemeinsam zu
nützen.«
    »Oh!«, sagte Yawiyuen und erhob sich über seine
Sitzgrube. »Gute Idee! Habt ihr etwas, das wir brauchen
könnten?« Seine Begeisterung wirkte vollkommen
aufrichtig.
    »Unsere Stärken liegen mehr in der
Informationsbeschaffung, wir könnten Ihnen sagen, wie diese
Hungerleider-Kultisten denken«, bot Saluus an. »Im Grunde
sind es auch Menschen. Trotz aller Unterschiede gibt es große
Ähnlichkeiten zwischen ihren und unseren Denkstrukturen. Wir
würden also versuchen, ihre Gedankengänge zu erraten, um
ihnen zuvorzukommen.«
    »Und was wollt ihr von uns?«, fragte Yawiyuen und
ließ sich in die Sitzgrube zurücksinken.
    »Wahrscheinlich Waffen«, sagte Gruonoche. Es klang
unbeeindruckt.
    »Wir mussten die schmerzliche Erfahrung machen«,

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