Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
Vom Netzwerk:
Seher-System, das mehr
Interspezies-Kontakte pflegte als alle anderen – ein halbes
Dutzend von ähnlich begünstigten Systemen, die über
die ganze Galaxis verstreut waren, vielleicht ausgenommen. Doch
selbst hier wussten die Leute nicht viel über die Dweller und
wollten auch gar nicht mehr erfahren. Es gab zwar eine ansehnliche
Minderheit, die sich anders verhielt, aber die galt schon eher als
peinlich – bornierte Alien-Freunde. Im Licht der aktuellen
Bedrohung, in der sie die Hilfe der Dweller verzweifelt nötig
gehabt hätten, erschien ihm diese Haltung jetzt erschreckend
kurzsichtig.
    Außerdem hatte sich bei der Lektüre über die
Dweller-Gesellschaft ein altes Klischee wieder einmal bewahrheitet:
je mehr man lernte, desto mehr erkannte man, wie wenig man wusste.
(Der Gasriese selbst könnte als Symbol dafür dienen, hatte
Liss vorgeschlagen, als er zum ersten Mal versucht hatte, diesem
Gefühl Ausdruck zu verleihen: unendliche Tiefen.)
    »Natürlich entscheiden bei uns die Militärs, wann
wir Krieg führen«, sagte Gruonoche, der sich wieder
beruhigt hatte. »Sie sind doch die Experten.«
    »Wenn ich mich vielleicht einmischen dürfte«,
meldete sich der Oberste Seher Meretiy aus seinem Gasschiff.
»Das Problem liegt, denke ich, darin, dass wir die
militärischen Kapazitäten unserer beiden Gesellschaften
unterschiedlich sehen. Für uns – das heißt, für
die Menschen, und vielleicht könnte man hier sogar für die
ganze Merkatoria sprechen – ist das Militär ein Werkzeug
der Politiker, die natürlich im Namen aller regieren. Für
unsere Dweller-Freunde ist das Militär dagegen ein
altehrwürdiger Berufsstand, zu dem man sich berufen fühlt
oder auch nicht, eine Institution, die allein wegen ihres Alters
Respekt verdient. Außerdem hat sie, aber das ist fast
zweitrangig, die Pflicht, die Dweller-Planeten vor Gefahren von
außen zu schützen. Damit ist das Militär für die
Dweller so etwas wie eine ›Feuerwehr‹, mehr noch, eine
freiwillige Feuerwehr. Es braucht nicht die Genehmigung der Politik,
um tätig zu werden, und es braucht auch nicht von ihr
beaufsichtigt zu werden, verstehen Sie? Seine einzige Aufgabe ist, so
schnell wie möglich auf Katastrophen zu reagieren. Das ist
alles.«
    - Verfickt nochmal, das hatte doch tatsächlich eine
gewisse Logik, sendete Liss.
    Das erste Wort, mit ihrer Stimme gesprochen, während sie
dicht hinter ihm war, löste bei Sal bereits eine Erektion aus.
Wie hoch musste die Schwerkraft eigentlich sein, um einen Steifen
unmöglich zu machen?
    »Eine Feuerwehr hat aber doch… einen Anführer,
einen Hauptmann?«, fragte Sorofieve in kläglichem Ton und
schaute von Meretiy zu Saluus. »Könnten wir nicht
wenigstens mit dem reden?«
    Yawiyuen hüpfte wieder dieses kleine Achselzucken. »Ganz
bestimmt nicht!«
    »Aber es muss sein!« Sorofieve heulte fast.
    »Wozu?«
     
    »Man braucht die Kiste nur anzusehen, um zu wissen, dass sie
schnell ist«, sagte General Thovin von den
Sicherheitskräften. Er stand auf einer der Aussichtsgalerien des
angeforderten Liners und betrachtete die schnittige schwarze Jacht.
Ringsum kreisten die Sterne. »Hat sie einen Namen?«
    »Schiff 8770«, antwortete Saluus. »Einen
richtigen Namen wird man ihm beim Militär erst zum Zeitpunkt der
Übergabe verpassen. Allerdings ist es ein Prototyp,
wahrscheinlich nicht vollständig einsatzfähig.«
    »Die Lage ist verzweifelt«, sagte Thovin achselzuckend
und stocherte in seinen Zähnen herum. »Irgendeine
Verwendung wird man schon dafür finden. Und wenn es nur als
Rakete wäre.«
    Das hättest du dir wohl so gedacht, dachte Sal.
»Ganz so weit sind wir noch nicht«, sagte er laut. Sie
waren allein. Thovin hatte den Spaziergang durch das ehemalige
Zivilschiff angeregt, das weitgehend leer war.
    »Sie finden wohl, dass wir hier unsere Zeit verschwenden,
Kehar?« Thovin drehte sich zur Seite und legte seinen fast
halslosen Kopf schräg, um Saluus ansehen zu können.
    »Wenn wir Gespräche mit den Dwellern
führen?«
    »Ja. Wenn wir mit diesen Scheiß-Dwellern Gespräche
führen.«
    »Wahrscheinlich. Andererseits verschwendet dann auch unser
Freund Fassin Taak – falls er noch am Leben ist – seine
Zeit mit der Suche nach dieser Transformation, die vermutlich nicht
existiert.«
    »Er war tatsächlich Ihr Freund, nicht wahr?«,
fragte der General und kniff die Augen zusammen. »Sind Sie nicht
zusammen zur Schule gegangen?«
    »Richtig, wir gingen zusammen zur Schule und aufs College.
Und wir haben

Weitere Kostenlose Bücher