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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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teilte sich der Strahl, wanderte rasch nach beiden Seiten an
den Rand des Habitats, sprengte alle Gebäude auf seiner Bahn,
ließ die Gondeln in Flammen aufgehen und zerschnitt die kleine
Welt fein säuberlich in zwei Teile. Die Hälften wurden
durch den Luftdruck im Innern auseinander gedrückt, und die
Atmosphäre entwich in einem Doppelhurrikan aus Gasen, Schutt und
Leichen ins All. Zu beiden Seiten explodierten Gebäude und
Gondeln, zwei Kreise der Zerstörung breiteten sich aus und
wanderten über die Innenflächen der durchtrennten
Halbkugeln. Bauwerke wurden allein durch die Kraft der Luft
auseinander gerissen, die sich den Weg nach draußen bahnte.
Thay Hohuel wurde mit allen anderen von dem Wirbelwind erfasst und
über den brodelnden Rasen zu der rasch breiter werdenden Bresche
gezogen. Es dauerte nur Sekunden, bis sie in die Finsternis geblasen
wurde. Die Luft wurde ihr aus den Lungen gerissen und ins All
gesaugt. Sie hörte sich schreien. Es war ein schriller Schrei,
wild und hart, lauter, als sie ihn aus eigener Kraft hätte
erzeugen können; Schmerz, Schock und Angst entrissen den
Mündern aller anderen diesen schrecklichen Todesgesang, der erst
verklang, als die letzte Luft durch ihre Ohren ins Vakuum
verströmte.
    Ein Leichenwirbel löste sich langsam von den auseinander
driftenden Hälften des zerstörten Habitats, teilte sich und
entschwebte in bizarren, zuckenden Drehungen, zwei lange,
gekrümmte Kommas in einem Ballett von galaktischen
Dimensionen.
    Die Besatzungstruppen strahlten die Bilder im ganzen System
aus.
    Am folgenden Tag erklärte der Hierchon in aller Form seine
Kapitulation.
     
    Der Archimandrit Lusiferus stand im Bug der Hauptkampfeinheit Lusiferus VII und betrachtete die Aussicht. Der Planet Sepekte
mit seinem riesigen, trüben, nur stellenweise glitzernden Halo
von Habitaten, Orbitalfabriken und Satelliten füllte das
Blickfeld. Der vordere Nasenabschnitt der Lusiferus VII, eine
kreisrunde, hundert Meter breite Linse von atemberaubender
Transparenz, bestand ganz und gar aus Diamantfolie, von
fingerdünnen Streben gestützt. Der Archimandrit kam gern
allein hierher, um einfach nur hinauszuschauen. In solchen
Augenblicken spürte er die gewaltige Masse der kilometerlangen,
megatonnenschweren Lusiferus VII mit ihren Labyrinthen von
Docks und Tunneln, großen und kleinen Räumen,
Mannschaftsquartieren, Magazinen, Geschütztürmen und
Werferrohren hinter sich. Ein Jammer, dass sie vielleicht schon bald
zerstört werden musste.
    Seinen Strategen und Taktikern waren die Triebwerkssignaturen der
nahenden Generalflotte nicht geheuer. Zu viele schwere Schiffe waren
unterwegs, und die ersten könnten schon in Wochen hier
eintreffen, nicht erst in Monaten – oder gar in einem Jahr
–, wie sie gehofft hatten. Die Lusiferus VII war
zweifellos ein großartiges Schiff, aber sie bot ein
unübersehbares und wahrscheinlich nicht zu verfehlendes Ziel.
Durchaus möglich, dass es strategisch sinnvoll wäre, den
Riesenkahn als Köder zu benutzen, die eigenen Truppen zum Schein
so zu postieren, als wären sie entschlossen, die Lusiferus
VII bis zum Letzten zu verteidigen, das Schiff aber in
Wirklichkeit als Ballast zu behandeln, den man jederzeit abwerfen
konnte. Möglichst große Teile der Merkatoria-Flotte
anzulocken und dann alles zu zerstören, einschließlich, so
sehr er das bedauerte, der Lusiferus VII selbst.
    Dem Admiral, der von der Hackordnung oder durch irgendein
Auswahlverfahren dazu verdonnert worden war, dem Archimandriten
diesen Vorschlag zu unterbreiten, war sichtlich mulmig gewesen, als
er den Plan erläutert hatte. Er hatte mit einem Wutausbruch
seines Oberbefehlshabers gerechnet. Doch Lusiferus hatte von der Idee
bereits gehört - Tuhluer hatte sich wieder einmal als
nützlich erwiesen – und sich damit abgefunden, dass selbst
so drastische Lösungen zumindest in Betracht gezogen werden
müssten, wollte man nicht die ganze Mission gefährden. So
hatte er nur genickt und bestätigt, dass alle Möglichkeiten
zu erwägen seien. Erleichterung beim betroffenen Admiral.
Bestürzung bei den anderen, die nun wünschten, sie hätten den Vorschlag unterbreitet.
    Man wollte auch andere Strategien erarbeiten, bei denen der
Verlust der Hauptkampfeinheit nicht ins Kalkül gezogen
würde, aber die Zuversicht war gering. Tue immer das, wovon der
Feind hofft, du würdest es nicht tun. Schlachte die eigenen
Kinder oder etwas in der Art. Das Vorgehen war von zwingender
Logik.
    Schließlich konnte er

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