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Der Allesforscher: Roman (German Edition)

Der Allesforscher: Roman (German Edition)

Titel: Der Allesforscher: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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überraschte, daß dieses Flugzeugteil, so schwer, wie es aussah, nicht untergegangen war, sondern jetzt eng an die Boje gelehnt mit dieser ein schaukelndes Paar bildete.
    Klar, ich würde warten, bis die Retter eintrafen. Und das würden sie demnächst ganz sicher. In der Folge wäre ich angehalten, den Unfall so zu beschreiben, wie er sich abgespielt hatte. Nicht den Streit um die Schwimmweste, natürlich nicht, sondern jene Kollision, die alles verschuldet hatte. Man würde mir ganz sicher glauben, warum denn nicht? Ich brauchte nicht einmal zu lügen. Auch die halbe Wahrheit reichte hier vollkommen aus. Andererseits …
    Ich dachte nach. Was, wenn man meine Beschreibung der Geschehnisse mißverstand? Vielleicht sogar mit Absicht mißverstand. Um etwa vom eigenen Versagen abzulenken. Dem Versagen des Piloten. Dem Versagen der Fluglinie. Dem späten Eintreffen der Rettungskräfte. Was weiß ich?! Derartiges geschah. Nicht zu vergessen die Versicherungsgesellschaften, die sich gerne mal verhörten und gerne mal was mißverstanden.
    Wenn die Leiche des Zehn-Millionen-Manns hingegen auf dem Meer trieb, würde das so viel eher ins Bild dieser Katastrophe passen. Und würde rein gar nichts an meiner Unschuld ändern.
    Ich kletterte wieder nach unten und schulterte den erschlafften Körper. Ein kleiner, aber kein leichter Mann. Es kostete einige Kraft und Mühe, ihn nach oben zu hieven. Während ich ihn keuchend durch die Öffnung ins Freie drückte, kam mir der Gedanke, wie das wohl auf die Retter wirken mußte, würden sie genau in diesem Augenblick eintreffen. Nun, dann konnte ich immer noch behaupten, gedacht zu haben, der Mann wäre am Leben, und darum …
    Egal, da waren nirgends Schiffe, keine Helikopter, niemand. Ich war allein mit dem Toten und dem Meer. Und war soeben dabei, den Unglücklichen mit seinem Phobos-Kopf voran ins Meer zu befördern, als mir einfiel, daß unten in der Boje noch immer die Schwimmweste lag. Möglicherweise mit einer Sitznummer versehen, die nicht die meine war.
    Doch wen sollte das jetzt noch kümmern? Trotzdem fand ich es besser, die ursprüngliche Ordnung herzustellen. Riskierte also eine kleine Verzögerung und stieg wieder nach unten, um das gelbe Luftpolster zu holen. Ich war somit endlich in der Lage, die Kennzeichnung zu überprüfen. Ob es sich um eine Artikelnummer oder tatsächlich um den Sitzplatz handelte.
    Aber …
    Ich ließ es bleiben. Ich wollte es nicht wissen. Nicht mehr. Vor allem für den Fall, daß der Zehn-Millionen-Mann geblufft hatte. – So oder so, es war seine Weste. Und indem ich sie ihm nun anlegte, kam er doch noch zu seinem Recht. Auf diese Weise vervollständigt, übergab ich seinen Körper dem Ostchinesischen Meer, dessen Wellen ihn zügig von der verankerten Boje wegtrieben.
    »Ruhe in Frieden!« sagte ich, auch wenn das derzeit nur schwer vorstellbar war. Mir tat das alles wirklich leid, sowenig ich es hatte verhindern können. Zugleich aber fühlte ich mich von einer Last befreit. Denn keine Frage, der gute Mann hätte darauf bestanden, sich zu rächen. Im Grunde war es der Umstand seiner Millionenerbschaft gewesen, der mir Angst bereitet hatte. Solche Leute konnten ewig prozessieren. Vor allem waren sie in der Lage, Professionalisten zu engagieren, die das Bild der Wirklichkeit neu malten, beziehungsweise in das Bild der Wirklichkeit kleine fremde Stücke einfügten, die es völlig anders erscheinen ließen. Echte Künstler, die bezahlt werden wollten. Zwar war auch ich selbst nicht völlig mittellos, aber fern den zehn Millionen. Der Mann, dessen kleiner, massiger Taucherkörper in der Ferne jetzt kaum noch auszumachen war, hätte mir durchaus Schwierigkeiten bereiten können, vielleicht große Schwierigkeiten. Mit oder ohne Sitzplatznummer.
    So, wie es war, war es vielleicht nicht richtig, aber es war gut . Ein schlechtes Gewissen zu haben wäre platt gewesen. Platt und sentimental. Vor ein paar Stunden noch, als ich den Mann bereits tot wähnte, da hatte ich mich zu Recht ein wenig verantwortlich gefühlt, doch davon war nichts geblieben. Sein zweiter Tod war frei von meiner Intervention gewesen. Außer, daß ich seinen Körper ins Meer befördert hatte, wo man ihn dann finden würde oder auch nicht.
    Mich jedenfalls fand man.
    Zwei Stunden nachdem ich den Leichnam des Zehn-Millionen-Manns ausgesetzt hatte, wurde ich gerettet. Als einer von nur wenigen Überlebenden. Klar, daß ich es damit ins Fernsehen schaffte. Ob man je den Körper

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