Der Allesforscher: Roman (German Edition)
Wandel im Kleinen wie im Großen. Einem Wandel, der ihm, wie ich glaube, gutgetan hat. Wie es guttut, ein paar Kilo abzunehmen und dann wieder ein paar Kilo zuzunehmen, aber nicht dieselben, die man zuvor verloren hat. So ergibt sich, daß man nachher zwar ein fast identisches Gewicht besitzt, aber sehr viel besser und gesünder und frischer aussieht.
Daß die neuen Kilo dieses Romans andere und bessere sind als die alten, habe ich mehreren Personen zu verdanken, die mir beratend zur Seite standen, gleich den Trainern in Fitneßstudios, die aufpassen, daß man beim Sport nicht krank und krumm wird.
Hier die Trainer:
Mein Kollege, der Übersetzer und Kunsthistoriker G.H. H., hat mir dringend ans Herz gelegt, als den eigentlichen Allesforscher dieser Geschichte den kleinen Simon anzuerkennen. Simon ist es, der mit seinen abstrakten wie konkreten Zeichnungen die Allesforschung konsequent betreibt und der Antwort nach dem »Alles« wohl näher ist als jeder andere. Und keine Frage: Wenn die Wahrheit des Universums in einem jeden Ding steckt, dann natürlich auch in der Feder einer Ente.
Mein Agent Uwe Heldt beklagte zu Recht, daß in den ersten Fassungen dieses Romans der Zehn-Millionen-Mann allein am Anfang der Geschichte auftaucht beziehungsweise untergeht, in der Folge aber keine Rolle mehr spielt. Was auch wirklich ein Witz gewesen wäre. Man verliert nicht sein Leben und damit die Möglichkeit, zehn Millionen auszugeben (vor allem für Anwälte), ohne sich dafür rächen zu wollen. Und sei es, indem man seinem Feind im Traum erscheint.
Dem Verlagsleiter Marcel Hartges und meiner Lektorin Eva-Marie v. Hippel ist vor allem zu schulden, daß die Welt in meinem Roman nicht vernichtet wird. Daß dort weiterhin nur eine Sonne am Himmel steht. Denn ursprünglich ergab sich im dritten Teil dieser Geschichte, daß unser bekanntes Zentralgestirn »kalbte« und zwei kleine Sonnen gebar und die Welt aufhörte, in ihrer bisherigen Form zu bestehen. – Aber es war richtig einzuwenden, daß in Film und Literatur schon genug untergegangene Welten und Endzeitszenarien existieren, derzeit mehr denn je, und ein solches Romanende die ganze Geschichte zu sehr befrachten würde. So blieb von den drei Sonnen allein ein bekanntes Schubertlied sowie ein weit weniger bekannter natürlicher Lichteffekt. Und die Konzentration ging von den Himmelserscheinungen wieder zurück zu den Menschenerscheinungen.
Meinem Freund, dem Gleitschirmflieger Eberhard Linckh, ist zu verdanken, daß ich – der ich genauso wie Sixten Braun unter Höhenangst leide – auf den Felsnachbildungen des Kletterzentrums in Stuttgart-Degerloch meinen Weg in die Höhe fand. Es steckt ein gar süßer Geschmack in der Bezwingung. Der Irrtum wäre nur zu meinen, man könne die Angst überwinden. Eher freundet man sich mit ihr an, um dann praktisch Seite an Seite mit der Angst zu klettern und sich gemeinsam mit ihr zu fragen, warum man sich so was überhaupt antut.
Hier wäre nun der Platz, mich noch für vieles Weitere zu bedanken, jede Bibliothek zu erwähnen, in die ich je meinen Fuß setzte, all die fleißigen Leute, die das Wikipediauniversum füllen, oder die vielen Personen, die durch ihr schlichtes Vorhandensein die Gestaltung meines eigenen Universums beeinflussen. Jemand sagt einen Satz, und – flutsch! – ist der Satz in meiner Geschichte. Wer das nicht will, muß einen großen Bogen um mich machen.
Viele Orte im Allesforscher existieren tatsächlich, ich habe sie nicht erschaffen: Tainan, das Ostchinesische Meer, Köln, das magische Bad Berg in Stuttgart, die Kletterwände auf der Waldau, das vergoldete Innsbruck, die Zillertaler Alpen, die in den Berg getriebenen Stollen der Nazis, die Tuxer Alpen, die Tulfeinalm. Dennoch sind diese Orte in meinem Roman nicht die vollkommen selben wie in der Realität. Es kümmert mich nicht, ob an einem bestimmten Tag in meiner Geschichte dasselbe Wetter war wie an den realen Orten. Der Roman hat sein eigenes Wetter. Die Verhältnisse in der Münchner Taipeh-Vertretung entspringen allein meiner Phantasie. Daß allerdings an einem Januartag 2004 mitten in Tainan ein Wal explodierte, geschah auch ganz ohne meine Phantasie. Die Hütte auf der Tulfeinalm ist von der wirklichen Hütte inspiriert und auch von den Menschen, die ich dort sah. Daß jedoch in meinem Roman daraus ein Matriarchat wird … nun, das ist wohl so, wie wenn jemand Milch in einen Kaffee gießt und in der Folge die Verläufe der Milch beobachtet.
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