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Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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werden nie Kinder sein. Mach schon, Ariel! Wir dürfen nicht noch mehr verlieren, und ich brauche keine Drohungen.«
    »Warum haben die Mütter sie nicht aufgehalten?« fragte sie kläglich.
    Martin schüttelte den Kopf. »Sie wollen nicht, daß wir Vieh oder Zootiere sind. Vielleicht ist es das. Ich weiß nicht. Wir haben soviel Freiheit, wie sie uns geben können, sogar die Freiheit zu sterben.«
    »Wir sind so traurig geworden«, sagte Ariel und blickte weg. »Es ist so lange her.«
    Martin schluckte heftig. »Ich…«
    »Bitte, geh!« sagte sie.
    Er stieß sich scharf ab und schwebte zu einer Wand, rief ein Feld auf und kletterte zur zweiten Heimkugel empor, wo William seine Unterkunft hatte.
     
    »Warum bist du nicht in der Versammlung gewesen?« Martin bemühte sich, in ruhigem Ton zu sprechen. William Arrow Feather krümmte sich in seinem Ecknetz, zog sich heraus und stieß mit dem Kopf gegen ein ansteigendes Feld, das er mit einem mudra-artigen Handzeichen aufgerufen hatte.
    »Ich wollte es dir nicht noch schwerer machen.«
    »Man erwartet, daß du für Diskussionen über unseren Auftrag anwesend bist«, sagte Martin. »Und du hast nicht abgestimmt.«
    William zuckte lächelnd die Achseln. »Kein Schaden. Ich habe die Information bekommen. Ich kann meine Entscheidung selbst fällen.« Seine Miene änderte sich leicht. »Hast du die deine getroffen?«
    »Wir werden Untersuchungen anstellen.«
    »Nicht das«, sagte William. »Das war ein vorgefaßter Entschluß. Ich frage, ob du dich entschieden hast, wer du bist, was du bist?«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Martin.
    »Es ist wichtig für dich.« William wandte den Blick ab. »Und für Theresa.«
    »Ich dachte, du hättest zugestimmt.«
    »Ich sagte, daß ich es gebilligt hätte. Aber dann haben wir uns wieder geliebt, zum ersten Mal, seit du diese Sache mit Theresa angefangen hast. Und ich habe die Dinge etwas anders gesehen.«
    Martin ließ sich grimmig in einer entgegengesetzten Ecke nieder, als ob er gezwungen wäre, Medizin einzunehmen. »Erkläre das!«
    »Dein Herz war nicht dabei.«
    »Ich habe dich immer gemocht.«
    »Martin, wie viele Liebschaften hast du gehabt?«
    Martin schaute weg und sagte: »Ich bin kein Lustmolch.«
    »Stimmt. Du bist nicht schüchtern, hast aber nur etwas Bedenken… jemand anders zu verletzen oder verletzt zu werden.«
    »Kluger William!« sagte Martin.
    »Laß das!« sagte William nicht unfreundlich. »Du stellst dir mich als eine Art von heiligem Bruder vor, wie vielleicht den heiligen Franciscus. Das bin ich nicht. Ich bin ein Lustmolch wie die meisten von uns. Du… und Theresa… ihr seid es nicht.«
    »Sie hat schon früher Liebhaber gehabt«, sagte Martin mit rollenden Augen.
    »Stimmt. Aber nie nahe dem Durchschnitt.«
    »Mehr als ich«, sagte Martin. Eine schwache Verteidigung.
    »Wie viele hast du nun also gehabt?«
    William hatte früher nie gefragt. Solche Dinge wurden selten erwähnt und waren in einer so kleinen und eng verbundenen Gruppe fast allgemein bekannt. »Das ist nicht wichtig.«
    »Manche sagen, du wärst als Boss eine schlechte Wahl gewesen, weil es dir an Verbindungen mangelt. Daß du mit jemandem intim sein mußt, um ihn zu verstehen. Und du hättest nicht mit genügend von uns verkehrt, um zu wissen, wer wir sind.«
    Martin runzelte die Stirn. »Das hat mir noch niemand ins Gesicht gesagt.«
    »Das würden sie auch nicht, weil sie Klatschmäuler und Feiglinge sind wie alle Menschen auf diesem Schiff.«
    »Bin ich etwa kein Mensch?«
    »Du bemühst dich, keine Fehler zu machen.«
    »Ach du lieber Himmel, William! Wovon sprichst du?«
    William breitete seine muskulösen braunen Arme und Beine aus. Martin nahm das Spiel der Muskeln zur Kenntnis, die wellenförmige Bewegung der Haut auf starken Armen, die Pracht der Oberschenkel – und empfand nichts Physisches –, eine brüderliche Bewunderung und Würdigung von Williams Gesundheit und geschmeidiger Vitalität. William sagte: »Ich bin die meiste Zeit homosexuell, als einer von acht männlichen und sieben weiblichen unter den Kindern. Du bist ein Querschläger. Du kannst schmusen oder dich verlieben oder was immer du willst mit so viel mehr Leuten… Aber ich weiß etwas von dir, Martin. Du bist wahrscheinlich leidenschaftlicher als ich. Ich bin fremdgegangen und habe die Erfahrung als angenehm empfunden, aber nicht als befriedigend. Darum habe ich es mit vielleicht zwölf der Kinder getrieben. Du hast fünf oder sechs gehabt, nehme ich an. Wovor

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