Der Amboss der Sterne
zeichnete. Ein paar Frauen bemerkten Martin und lächelten höflich. Paola schaute auf, und dann erblickte ihn Theresa. Für einen Moment fürchtete er, daß sie ärgerlich sein würde; aber sie gab ihre Ecke des ausgebreiteten Stoffs an Kimberly Quartz und kam zu ihm, um ihn an sich zu drücken.
»Die Zeit vergeht«, sagte sie. »Es tut mir leid, daß ich mich verspätet habe.«
»Kein Problem. Ich bin gegen Ziegelwände gerannt.«
»Kannst du noch ein paar Minuten warten?«
Er setzte sich nahe der Tür hin und sah sich Paolas Wohnung an, in der er noch nie gewesen war. Sie hatte die Wände mit Gemälden von Dschungeln bedeckt, breiten grünen Blättern, Blumen und Insekten. Ein Papagei flatterte im Zimmer herum, erfreut durch den Anblick.
Nur zwei Kinder waren nicht bei der Versammlung. Es hätte viel schlimmer sein können.
Martin schüttelte seine Grübeleien ab und betrachtete die ausgeschnittenen Stoffteile, die in einem transparenten farblosen Feld zur Besichtigung aufgehängt waren. Andere Wendys, die bisher geplaudert oder gesungen oder an Steppdecken gearbeitet hatten, brachen nun auf und verließen den Raum, wobei sie Martin im Vorbeigehen herzlich zunickten.
»Komm und schau!« sagte Theresa. Sie hantierte mit den projizierten Bildern des Musters und ordnete sie in der Luft an. Paola Birdsong und Donna Emerald Sea lächelten, als sie sahen, wie ihr Entwurf Gestalt annahm. Donnas Kakadu putzte sich auf einem Gestell, das Muster der Stoffe trug, welche die Mütter herstellen konnten.
»Das ist ein Kleid. So wird es aussehen, wenn es zugeschnitten und zusammengenäht ist«, sagte Paola und glättete die Stoffbahn. Martin hatte sie nie besonders beachtet, aber in Theresas Anwesenheit empfand er für sie eine plötzliche Zuneigung und darüber hinaus für alle Wendys; und er bedauerte es, diese Art von lockerer, wunschloser einsichtiger Zuneigung bisher nicht gehabt zu haben.
»Paola und ich haben es entworfen«, sagte Donna.
Der letzte Entwurf zeigte ein langes weißes Gewand mit kleinen Glasperlen, die in einem hinter der Projektion rotierenden, unsichtbaren Licht glitzerten. »Ein Zeremoniengewand«, sagte Theresa. Sie trat in die Projektion hinein.
»Jetzt bin ich dran«, sagte Paola. Theresa stellte es auf die kleinere Figur ein.
»Das ist dafür bestimmt, wenn wir unsere neue Erde finden, nachdem wir unsere Aufgabe erfüllt haben«, erklärte Paola. »Die erste Wendy, die den Planeten betritt, wird dies tragen. Die Vermählung der Kinder mit der neuen Erde.«
Martin hatte nichts von diesen Plänen gehört und fand sich selbst plötzlich voller Gemütserregung. »Es ist wunderschön.«
»Er freut mich, daß es dir gefällt«, sagte Theresa. »Glaubst du, die Verlorenen Jungen würden für ihren ersten Schritt eine Ausstattung mögen?«
»Ich weiß nicht.« Er hatte nie viel Gedanken auf jene Zeit verwendet. »Es würde uns gefallen. Wird jede das tragen?«
Donna sah Theresa an. »Wir haben nur ein einziges gemacht…«
»Martin hat recht. Jede wird so eins haben wollen«, sagte Theresa.
»Dann sollten wir lieber mehr planen«, meinte Donna. »Ein triftiger Grund für mehr Parties.«
Sie probierten noch einige Stoffe aus, dann verabschiedete sich Theresa.
Martin geleitete Theresa durch einen schattigen Gang. Sie kamen an Rosa vorbei, die mit einem verstohlenen Nicken wegsah. Martin fragte sich, wann er mit ihr würde reden und verhandeln müssen. Sie hatte wenige Freundinnen und keine Liebhaber. Sie scherte langsam aus ihrer eng verbundenen Gesellschaft aus.
Theresa warf einen Blick auf sie und sagte: »Es wäre nett, auch für sie ein Kleid zu machen. Martin, sie braucht etwas.«
»Ich weiß.«
Theresa zupfte ihn leicht an den Ohrläppchen und zog ihn sanft herunter, damit er sie küßte. Sie sagte: »Wir sind hier allein. Du bist sehr geduldig gewesen… Das muß schwer gewesen sein. Ariel kann hartnäckig sein.«
Martin blickte den Korridor auf und ab. »Laß uns… in meine Wohnung gehen«, sagte er zwischen ihren Küssen.
»Warum?« fragte sie, und reizte ihn mit ihren Hüften.
»Weil ich schüchtern bin. Das weißt du.«
»Wird uns jemand sehen?«
»Komm schon!« Er zog leicht an ihrer Hand, während er den Weg führte.
»Es ist, weil du der Boss bist, nicht wahr?«
»Theresa…«
»Schon recht«, sagte sie schmachtend. »Für die Geliebte eines Bosses keine Abenteuer.«
Er runzelte die Stirn. Dann zog er sie an sich und öffnete ihren Overall und flüsterte ihr ins
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