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Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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öffnete die Tür, drehte sich im Rahmen um und sagte: »Bitte, schwänze keine Versammlungen mehr!«
    »Das werde ich nicht.«
     
    Erin Eire war für Martin ein Rätsel: intelligent, vernünftig im Gespräch, klarsichtig, meistens angenehm, aber mit einem starken und bisweilen arroganten Zug für Unabhängigkeit. Martin fand sie in der Schwimmhalle, die Filtermaske gegen die Gischt über den Mund gespannt. Er mußte sie zweimal rufen, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen.
    »Bedaure«, sagte sie. Sie paddelte aus einem Wasserbecken heraus und über das grüne Leiterfeld, welches Wasser und Gischt aus dem Vorraum fernhielt. Das Wasser wurde durch den sphärischen Raum zurückgeworfen. Man schwamm manchmal in Luft, den größten Teil der Zeit in Wasser und den Rest der Zeit in Gischt und feinem wolkenartigen Nebel.
    Martin hatte keinen besonderen Spaß am Schwimmen. Er war, als er vier Jahre alt war, in dem Fluß neben dem Haus seiner Familie in Oregon fast ertrunken. Diese Erinnerung verdarb ihm jedes Vergnügen in der Schwimmhalle.
    »Ich hätte in der Versammlung sein sollen, nicht wahr?« Sie roch frisch, sauber und kräftig. Obwohl sie nackt war, ließ ihr Verhalten keinerlei Zweideutigkeit hinsichtlich sexueller Erregung aufkommen. Sie war unkompliziert, natürlich und nicht im geringsten schüchtern vor ihm. Dieser Gedanke kam ihr einfach nicht in den Sinn. Martin verglich sie rasch mit Theresa. Bei Theresa waren ihre Instinkte klar. Obwohl Erin gut gebaut war, übte sie einfach nicht viel sexuelle Anziehung auf ihn aus.
    »Richtig«, sagte Martin. Er haßte es, unfreundlich zu sein. »Warum warst du nicht da?«
    »Ich vertraue auf dein Urteil, Martin.«
    »Das ist keine Entschuldigung, Erin.«
    Sie tat das lächelnd und mit einem Achselzucken ab. »Theresa ist sehr hübsch. Ich hoffe, das macht die Zusammenarbeit weniger unangenehm.«
    Martin war von der Anstrengung des Tages erschöpft. Sein Gesicht lief rot an. »Erin, warum bist du so verdammt starrköpfig?«
    Sie hob den Blick und sagte: »Vielleicht, weil ich Angst habe.« Sie wickelte sich in ein Handtuch und trocknete sich mit einem Zipfel davon ihr Kurzhaar. Die meisten Wendys trugen das Haar kurz, aber das von Erin war kaum mehr als ein buschiger Flaum. Ihre grünen Augen tauchten zwischen den Falten des Handtuchs auf, in keiner Weise nervös oder verängstigt. »Ich stelle deine Autorität nicht in Frage. Ich bin nicht auf der Seite von Ariel. Das sind nicht viele von uns.«
    »Ich zähle meine kleinen Wohltaten.«
    »Hat sie den anderen zugestimmt? Wegen des Beschlusses? Ich bin gespannt.«
    »Sie hält ihr Urteil zurück. Hast du mit deinem Handy die Versammlung gehört?«
    »Natürlich. Ich bin kein Drückeberger. Es macht mir nur keinen Spaß, dort zu sein. Ich hasse formelle Dinge.«
    »Es ist trotzdem wichtig«, erwiderte Martin. »Wir tun den Job zusammen. Ich brauche deinen Beitrag ebenso, wie ich den von jedem anderen brauche.«
    »Das weiß ich zu schätzen, obwohl ich es nicht glaube.« Sie faltete das Handtuch zusammen und ließ es schweben, während sie ihre Shorts und die Bluse anzog, deren Enden sie unter der Brust verknotete. Darüber zog sie den obligatorischen Overall. »Ich will die die Dinge in keiner Weise erschweren«, sagte sie und wandte sich ab.
    Martin wollte noch etwas hinzufügen, verzichtete aber darauf. Mit einem Kopfnicken verließ er den Vorraum, froh wegzukommen.
     
    Die Party der Wendys hatte länger gedauert als erwartet, und Martin, durch die wechselnden Empfindungen in den letzten Stunden erregt, arbeitete allein in seinem Quartier. Er wühlte sich durch die in den Bibliotheken des Schiffs verfügbaren Materialien über Training und Ressourcen hindurch.
    Unfähig noch länger zu warten, machte er sich auf die Suche nach Theresa. Er fand sie an dem angegebenen Ort. Seine Erleichterung war ebenso groß wie seine Besorgnis darüber, daß er durch Ungeduld und Verlangen getrieben wurde, und durch eine unbestimmte Besorgnis, daß irgend etwas, daß alles schiefgehen könnte.
    Die Wendys waren damit beschäftigt, aus Material, das die Mütter geliefert hatten, Kleider anzufertigen. In den Räumen von Paola Birdsong waren dreißig beisammen. Die Tür war offen, und Martin trat ein. Theresa kniete bei vier Frauen. Kimberly Quartz projizierte mit einem Handy Muster auf ein breites zusammengerafftes Stofftuch auf dem Boden. Theresa hielt eine Ecke des Tuchs und glättete es, während Paola mit einem blauen Stift darauf

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