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Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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hast du Angst?«
    Martin stieß sich von der Ecke ab. Er war ärgerlich.
    »Du haßt die Vorstellung, daß man dich zurückweist. Du magst die Leute gar nicht verstehen und so akzeptieren, wie sie sind. Warum?«
    Martins Gesichtsmuskeln spielten. Er sagte betrübt: »Ich bin nicht grausam. Ich weiß nur, was passieren wird; und mir gefällt nicht, daß du es nicht weißt, wenn es dich so sehr bewegt… und Theresa. Du bist einer unserer Besten.« Williams Miene wurde wärmer wie immer, wenn er Martin lobte. »Mindestens denke ich so, und die Kinder haben dich als Boss gewählt.«
    »Du wirst der nächste sein«, sagte Martin und vermied seinen Blick.
    »Nein, das werde ich nicht.« sagte William sehr sanft. »Vielleicht Hans. Er wünscht sich das. Ich mache mir darüber Gedanken, daß dann vielleicht mehr Verlorene Jungen fremd gehen möchten… Aber ich nicht. Ich bin Soldat und kein General. Du bist ein General. Auch wenn du es nicht glaubst. Oder doch?«
    Martin schüttelte den Kopf. »Ich habe nie Boss werden wollen.«
    »Du hast es aber nicht abgelehnt. Du weißt, was ein General tut? Im Gegenteil zu dem allgemeinen Tratsch auf diesem Schiff schmust er nicht mit allen Truppen herum. Er beobachtet sie von außen und lernt, wie er sie benutzen kann. Wie er sie in Sicherheit hält. Und wie er einige von ihnen opfern muß, um den Rest zu retten, oder alle opfern, damit der Job getan wird. Jedes Kind, das Geschichte studiert, weiß das. Martin, du bist in Geschichte bewandert. Stimmst du zu?«
    Instinktiv stimmte Martin nicht zu; aber er hatte nie seinen Instinkt zu Wort kommen lassen.
    »Stimmst du zu?« fragte William noch einmal.
    »Einer für alle und alle für einen«, erwiderte Martin, obwohl er wußte, daß das nicht dasselbe war. William schien es dafür zu halten.
    »Gut. Du brauchst jemanden, der dir zur Seite steht.«
    »William, es ist zu viel Betriebsamkeit dabei. Ich kann nicht isoliert sein und zu etwas taugen…«
    »Nicht isoliert, nur ein bißchen abseits. Mit einem Partner, der ab und zu deine Segel brassen kann. Ich bin für Theresa; aber du kannst nicht… – ich bemühe mich, es endlich deutlich zu sagen –, du kannst nicht das sein, was du mit mir gewesen bist, und mit Therese ein noch stärkeres Verhältnis haben.«
    »Ich will dich nicht verlieren oder verletzen.«
    »Du willst nichts verlieren oder irgend jemanden verletzen«, sagte William. Er schwebte mit einem Stoß des Fußes gegen das Eckpolster nach vorn und packte Martin an der Schulter. »Aber du bist immer noch ein General und wirst beides tun müssen.
    Hör auf den klugen alten William! Darin liegt dein Fehler, Martin. Du denkst, wenn du mit jedem schmust, mußt du dich in ihn verlieben und sie müssen sich auch in dich verlieben. Du denkst, wenn du jemanden führst, mußt du sanft sein und ihn nie verletzen oder gegen dich aufbringen.«
    »Quatsch!« sagte Martin scharf und warf den Kopf zurück.
    »Und wenn sie dich nicht lieben, fühlst du dich zurückgewiesen und verletzt. Du willst jeden lieben, tust das aber nicht. Und das ist Heuchelei. Ich denke, du willst zu viel. Du willst die Seelen derer haben, die du liebst.«
    »Du bist nicht so weise, William«, sagte Martin. Er stieß ihn grob zurück. »Du hast mich völlig falsch verstanden.«
    »Theresa ist für dich vollkommen. Sie ist etwas schlauer als du und etwas lockerer. Sie sieht in dir etwas, das ich auch sehe. Aber ich stehe beiseite. Ich will nicht mit dir an zweiter Stelle stehen. Das führt zu nichts.«
    Martin sah die Tränen in Williams Augen. Er schwebte näher heran und sagte: »Es tut mir leid.« Er streichelte William die Wange. »Du bist für mich ein Bruder.«
    »Brüder werden wir sein. Aber bitte keine Zärtlichkeiten als Almosen!« sagte William und stieß seine Hand weg. »Respektiere mich so sehr, daß du glaubst, ich könnte ohne dich auskommen.«
    »Was du sagst, ergibt immer noch keinen Sinn. Aber wenn es das ist, was du wünschst…«
    »So laufen die Dinge bereits«, erwiderte William. »Wir werden Soldaten und Generale sein, und wir haben eine Aufgabe zu erfüllen; und ich denke, es wird für uns alle härter sein, als wir uns vorstellen oder befürchten können. Darum kein Unsinn und keine Untätigkeit. Martin, wir sind wirklich nicht unsere eigenen Herren, was auch immer wir gern glauben möchten und was auch immer die Mütter tun oder nicht tun, außer hinsichtlich der Personen, die wir lieben und Bruder oder Schwester nennen.«
    Martin

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