Der Amboss der Sterne
»Rosa wird in ein paar Stunden von den Müttern recycelt werden. Ihre Familie und Freunde werden in ihrer Kabine warten, um diejenigen zu empfangen, welche zu trauern wünschen.«
Martin stand allein vor der Mutter, als sie sein Zimmer betrat. Nachdem sich die Tür geschlossen hatte, fragte er: »Weißt du, wer Rosa Sequoia getötet hat?«
Sie antwortete: »Hans hat mir die gleiche Frage gestellt.«
»Weißt du es?«
»Wir verfolgen oder überwachen nicht einzelne Individuen.«
»Ihr führt medizinische Akten…«
»Wir kontrollieren die Gesundheit von Personen, wenn sie sich an öffentlichen Orten befinden.«
Das wußte Martin; aber er wollte mit seinen Fragen nicht nachlassen. Eine nach der anderen würde er sie fragen; und das würde sein persönlicher Kummer sein. Denn er war in gewisser Weise durch Rosas Tod erleichtert und war sicher, daß auch Hans erleichtert war. Und eine Art von Schuldgefühl trieb ihn jetzt an.
»Konntest du herausfinden, wer in ihrem Zimmer gewesen ist?«
»Es ist möglich, die Anzahl von Anwesenheiten in einem Raum nach der Tat festzustellen; aber uns fehlen die Mittel, Individuen zu identifizieren.«
»Wie viele Leute waren in ihrer Kabine, bevor die starb, ehe sie gefunden wurde?«
Die Mutter sagte: »Eine Person war mit ihr im Raum.«
»Männlich oder weiblich?«
»Männlich.«
»Was kannst du mir sonst noch sagen?«
»Es hat sexuelle Aktivitäten gegeben«, sagte die Mutter.
Martin hatte getrocknete Samenflüssigkeit um Rosas Vulva bemerkt und feuchte Flecken auf ihrem Kissen. »Wurde sie vergewaltigt?«
»Nein.«
Er holte schaudernd Luft. Sein Bauch verkrampfte sich, sein Hals wurde steinhart, und der Kopf schmerzte heftig. »Aber du weißt nicht, wer bei ihr war.«
Die Mutter sagte: »Wir kennen sechzig Personen, die nicht mit ihr waren. Vier waren in privaten Unterkünften, die nicht die ihren waren, einschließlich der Person mit Rosa. Sie wurden nicht verfolgt.«
»Kannst du ihre Namen auflisten?«
»Ihre Namen befinden sich jetzt in deinem Handy.«
»Ich danke dir«, sagte Martin.
Die Mutter verschwand, und Martin sah die Liste durch. Einer oder mehr von den vieren hätte sie töten können. Martin stellte fest, daß Rex darunter war. Giacomo, Rex, Ariel, Carl Phoenix. Er konnte nicht umhin, auf den glühenden Namen von Rex Live Oak zurückzukommen.
Hans hatte darauf bestanden, daß Martin an der Trauerfeier teilnahm. Jeanette Snap Dragon hielt eine kurze und überraschend kühle Ansprache. Sie erwähnte weder Rosas übernatürlichen Aktivitäten noch Rosas Jünger.
Sie sprach statt dessen von Rosa der Geschichtenerzählerin, von der frühen unbeholfenen Rosa, die erst spät zu ihrer eigenen Art von Reife erblüht war.
Ehe Jeanette fertig war, füllten sich Martins Augen mit Tränen. Wir haben unsere letzten Illusionen verloren.
Nach der Trauerfeier gingen Jeanette und Rex Live Oak als letzte. Rex sah Martin in dem Korridor vor Rosas Wohnung an. Seine Augen waren rot und verquollen, sein Mund eine gebrochene Kurve.
Rex war nie ein guter Schauspieler gewesen. Jetzt spielte er nicht. »Zu viel«, sagte er und drängte sich hinter Martin in den Korridor. »Zu verdammt viel.«
Rosas Zimmer war versiegelt. Ihre Leiche lag noch darin. Außer Sicht erledigte das Schiff seine Aufgabe rasch und still; und die sterbliche Hülle von Rosa verschwand.
Jeanette trat an Hans und Martin heran, als die anderen sich zerstreut hatten. Sie sagte ihnen: »Wir sind uns noch einig. Von Rosas Leuten wird niemand kämpfen. Wir haben dienstfrei.«
»Ich verstehe«, sagte Hans.
»Wir werden nicht bei dem Urteil stimmen, wir werden nicht auf die Trojanisches Pferd gehen, wir werden uns nicht an Hilfsdiensten beteiligen.«
»Das ist alles verplant«, sagte Hans. Jeanette blickte zwischen den beiden hindurch. Ihre glatten Gesichtszüge wirkten viel älter als zuvor. Hans’ Augen waren verquollen. Er sagte leise zu Martin: »Es ist vorüber. Laß es gehen!«
Für Martin gab es nicht mehr viel zu tun.
Die Trennung stand in weniger als sechs Stunden bevor.
Martin ging neben Hans in den Schulraum. Hans hatte die Namensliste der zehn Menschen, die zehn Brüder auf der Trojanisches Pferd begleiten würden, wenn sie in das Leviathansystem eintauchte. Die Crew versammelte sich im Zentrum vor der Sternsphäre, alle aus Rosas Partei, die in Fünferreihen auf einer Seite stand.
Hakim und Giacomo hatten vorgesehen, daß die letzten Resultate des Suchteams in der Sphäre
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