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Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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streifte. Die flügelähnlichen Schöpffelder der Dämmerungsgleiter zogen aus der dichten Atmosphäre riesige Klumpen von Sauerstoff, Methan und Ammoniak. Sie bremsten das Schiff um dutzende Ge, drehten es Heck über Bug; und die kleineren Waffen eilten dem Schiff voraus, begegneten feindlichen Fahrzeugen und bildeten so einen Schutzschild. Sie zogen die Aufmerksamkeit kinetischer Waffen, die sie bei hoher Geschwindigkeit zertrümmern sollten, auf sich, wobei sie die Energien des durch die Passage der Dämmerungsgleiter aufgewühlten Feuerballs benutzten, um Kraftstrahlen abzulenken…
    Sie leisteten gute Arbeit, wie gewöhnlich.
    Sie hatten sich schon seit Jahren bei dieser Art von Drill bewährt. Es war ihnen zur zweiten Natur geworden. Es war auch zu einem Spiel geworden, schwierig mit der Realität zu verbinden, mit der aktuellen Ausführung der eigentlichen Aufgabe. Wie überzeugend die Simulationen auch sein mochten – und das waren sie durchaus -, erweiterten sie nicht mehr die Sachkenntnis der Kinder.
    Aber sie übten weiter, Woche um Woche und Jahr für Jahr…
    Sie wurden älter. Martin konnte ihre Ungeduld spüren, und das machte ihm Sorgen.
    Er war verantwortlich. Er war schon seit sechs Monaten Boss.
     
    Martin begab sich stufenweise durch die Rohre und Leitungen in den langen ersten Hals vom Schiff des Gesetzes zur vorderen Heimkugel und in das Schulzimmer, um eine Mutter zu treffen und die Wochenmeldung zu erstatten.
    An Bord der Dämmerungsgleiter hatte der Tag achtundzwanzig Stunden, der Monat hatte drei Zehntagewochen, und es gab im Jahr zwölf Monate.
    Einmal alle zehn Tage war es Martins Pflicht als Boss, sich bei der Mutter zu melden. Er mußte berichten, was die Kinder getan hatten, und hören, ob die Mutter etwas zu sagen hatte.
    Er kam, nachdem er durch den Hals geklettert war, in die Heimkugel und gelangte über einen langen zylindrischen Korridor in das Zentrum der Kugel. Sein Leiterfeld hielt vor einer weiten Luke an. Er stieß sich ab und packte einen Metallstab darin. Bis die Reibung seiner Hand ihn stoppte, schwang er elegant hin und her.
    Das Schulzimmer war an der Peripherie kühl und dunkel. Licht aus dem Gang fiel schräg herein und bildete auf der gegenüberliegenden Wand einen Fleck.
    Martin war zehn Minuten zu früh angekommen. Er war allein.
    Bei Gewichtslosigkeit wirkte der Schulraum wie das leere Innere von zwei Rädern, die ineinander angeordnet sind und mit gegeneinander vertikalen Achsen ein gemeinsames Zentrum haben. Zwanzig Meter tiefer in der Nabe des Zimmers hing eine sphärische Finsternis voller Sterne, ein Fenster zu dem, was außerhalb des Schiffs lag, das man aber nicht direkt sehen konnte. Eine Simulation wie so viel anderes in ihrem Leben.
    Bei der gegenwärtigen Geschwindigkeit glich das Universum außerhalb der Dämmerungsgleiter dieser hübschen Simulation nicht sehr. Draußen waren die wahren Sterne zerfranst und verdreht, rotiert und komprimiert in einen flimmernden Ring, der sich wie ein lockeres Armband um das Schiff wand, blau auf der einen Seite – in der Flugrichtung – und rot auf der anderen, mit einer verwaschenen und schmalen Mischung von Farben dazwischen. Voraus lag eine Grube, die dem unbewaffneten Auge leer erschien, aber in Wirklichkeit von harter Strahlung erfüllt war. Nach hinten lag eine weitere Grube, gesprenkelt von unheimlichen Funken nach Rot verschobener Röntgenwellen, fernen Galaxien, die starben oder neu gebildet wurden, von toten Sternen, die wie die Titanen ihre Kinder fraßen.
    Der Sternenhimmel in der Sphäre sah nicht viel anders aus, als er auf der Erde erschienen war, bis Martin nach vertrauten Konstellationen Ausschau hielt. Es waren keine zu erkennen. Die Dämmerungsgleiter war zu weit gefahren. Die Gruppierungen der hellsten Sterne hatten sich gründlich verändert.
    Martin holte sein Handy aus der Tasche und ließ es in der Luft hängen. Es schwebte in der warmen Dämmerung neben ihm. Martin und das Gerät machten eine langsame Präzessionsbewegung, angeblasen von trägen Luftströmungen. Martin griff mit einem Finger hin und schrieb groß zwei Namen in die Luft: Theresa, William. Diese leuchteten rosa, beziehungsweise stahlblau.
    Unter Theresa schrieb Martin mit dem Zeigefinger: Ich habe fünf Jahre lang mit dir oder in deiner Nähe gelebt. Aber erst in den letzten zehn Tagen habe ich erkannt, was ich für dich empfinde. Was du für mich empfindest. Seltsam, daß wir erst jetzt zusammengefunden haben! Ich denke immer

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