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Der Amerikaner - The American

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Titel: Der Amerikaner - The American Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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die Schulter und ging über die sanfte Steigung zum Haus zurück.
    Keine Minute später stieg er in den ausgebauten Keller hinab. Das vom Kopf der Treppe nach unten fallende Licht berührte nur seinen Hinterkopf, und kurz darauf war er in der pechschwarzen Finsternis verschwunden.
     
    Bisher hatten sie es nicht geschafft, gemeinsam zum Mittagoder Abendessen zu gehen. Stattdessen mussten sie sich mit
Mengen lauwarmen Kaffees begnügen, was Kealey allmählich an seinem Magen spürte. Er hatte leichte Kopfschmerzen von dem dumpfen Dröhnen der Stimmen, das unvermeidlich war, wenn in einem für sechzig Personen bestimmten Raum siebenundachtzig Menschen zusammengepfercht waren. Er war überheizt und schlecht belüftet, was seinem Befinden ebenfalls nicht zuträglich war, und das grelle Licht der Neonröhren täuschte darüber hinweg, dass es schnell auf Mitternacht zuging. Die kalten Winde der Felsküste von Cape Elizabeth wären jetzt eine willkommene Abwechslung gewesen, aber er verdrängte den Gedanken, als die Landschaft vor seinem geistigen Auge mit einem anderen Bild verschmolz.
    So sehr er es wollte, er durfte jetzt nicht an sie denken. Es gab einfach zu viel Arbeit, und allmählich wurde die Zeit knapp. In weniger als zehn Stunden sollten der Präsident und seine beiden Gäste an Bord der USS Sequoia gehen.
    Kealey rieb sich die Schläfen und versuchte, sich auf den vor seinen Augen verschwimmenden Text zu konzentrieren, aber nach ein paar Augenblicken wurde ihm klar, dass er kein einziges Wort bewusst gelesen hatte. Frustriert schüttelte er den Kopf und blickte zu Kharmai hinüber, um zu sehen, ob es ihr besser ging.
    Sie beugte sich über eines der vielen Faxgeräte und fummelte an den Knöpfen herum. Zugleich hatte sie einen Telefonhörer zwischen Wange und Schulter geklemmt. Leicht amüsiert beobachtete er, wie sie vor sich hin fluchte und mit der flachen Hand auf das Faxgerät schlug.
    Als er zu ihr ging, streckte sie ihm ein Blatt Papier entgegen, ohne ihr Telefonat zu unterbrechen. »Ja, so schnell wie möglich … Genau, alles für die letzten drei Monate, inklusive Fotokopien der Führerscheine, falls Sie die haben … Was soll das
heißen, dass es zu spät ist? Die Uhrzeit ist mir egal, rufen Sie ihn zu Hause an, wenn’s sein muss …«
    Während sie sprach, überflog Kealey schnell die gefaxte Vermisstenanzeige. Als sein Blick auf den Beruf der verschwundenen Frau fiel, wurde er etwas aufmerksamer.
    Kurz darauf beendete Kharmai ihr Telefonat, und Kealey sah, dass ihre grünen Augen leuchteten.
    »Eine Maklerin, was?«, sagte er. »Interessant.«
    »Es kommt noch besser. Diese Nicole Milbery ist auf Farmen spezialisiert. Ihr Büro befindet sich in Ashland, im Hanover County, direkt zwischen Richmond und Washington. Das wäre der perfekte Ort für ihn … Kennst du dich mit diesem elenden Gerät aus?«
    Er drückte lächelnd auf ein paar Knöpfe, um den Papierstau zu beheben. »Mit wem hast du gerade telefoniert?«
    »Mit dem Mann von der Virginia State Police, der im Hanover County die Nachtschicht hat. Im Augenblick ruft er im Haus seines Kollegen an, der für diese Untersuchung zuständig ist. Sobald er ihn erwischt, werden wir weitere Einzelheiten erfahren.«
    »Mach dir keine zu großen Hoffnungen«, warnte Kealey. »Vielleicht hat es nichts zu bedeuten.«
    Aber Kharmai wollte sich die Hoffnung nicht zu schnell nehmen lassen. »Ich denke schon.«
     
    Zehn Minuten später rief der Sergeant von der Nachtschicht zurück. Kharmai lauschte gebannt, und Kealey stand wie angewurzelt neben ihr, zugleich ängstlich und voller Erwartung. Aus irgendeinem Grund glaubte er zu wissen, dass sie endlich auf der richtigen Spur waren.
    Kharmai bedeckte die Sprechmuschel mit der Hand und sagte: »Vor drei Wochen hat Milbery eine Farm mit einem knapp
hundert Morgen großen Grundstück vermietet, die gut fünf Kilometer östlich des Interstate 95 liegt.« Sie nahm das Gespräch wieder auf. »Hat er ein … Okay, er hat. Großartig, Sie müssen mir das faxen. Wie war noch mal der Name?«
    Kealey wollte etwas sagen, aber sie gebot ihm mit einer Geste Einhalt.
    »Okay, prima. Vielen Dank für Ihre Hilfe, Sergeant. Können Sie dafür sorgen, dass Ihr Captain erreichbar ist? Wenn sich hieraus etwas ergeben sollte, müssen wir mit ihm reden … Okay, danke.« Sie legte auf und wandte sich Kealey zu. »Timothy Nichols. Sagt dir der Name etwas?«
    Er dachte nach, vertauschte Buchstaben und Namen, probierte verschiedene

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