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Der amerikanische Architekt

Der amerikanische Architekt

Titel: Der amerikanische Architekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Waldman
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Kostüm, diskreter Lippenstift und ein so grimmiger Gesichtsausdruck, dass wahrscheinlich selbst der Tod sich scheute, in ihre Nähe zu kommen. Edith Rubin.
    Aus dem Gedächtnis zitierte sie Rubins Nachruf, der sie immer noch zu schmerzen schien: »Ungeachtet seiner erfolgreichen Laufbahn in der Finanzbranche wird man ihn wohl hauptsächlich wegen seines Scheiterns als Vorsitzender des Gedenkstättenverfahrens in Erinnerung behalten, der nach Meinung vieler den langen, mühsamen Heilungsprozess Amerikas hinauszögerte.«
    »Ich habe mich jahrelang mit den Verfassern dieses Nachrufs herumgeschlagen«, sagte sie mit schroffer Stimme. »Was sie geschrieben haben, ist falsch. Es ist Paul gegenüber nicht fair. Niemand hätte das Ganze besser handhaben können als er. Es war einfach eine unmögliche Situation. Unmöglich vor allem wegen Geraldine Bitmans Verhalten, und ich hoffe, dass Sie das in Ihrem Film genau so bringen. Paul war immer der Meinung, es wäre das Beste für das Land, auch für die muslimische Bevölkerung, wenn Mohammad Khan seinen Entwurf zurückziehen würde, und das geschah dann ja auch.«
    »Aber ich habe nicht seinetwegen nachgegeben! Ich habe meinen Entwurf nicht zurückgezogen, weil er mich darum gebeten hat«, protestierte Mo, während Edith weitersprach. »Im Gegenteil. Der Druck, den Rubin auf mich ausübte, hat mich dazu gebracht, mich nur noch mehr zur Wehr zu setzen.«
    Molly warf einen Blick in ihre Notizen und spulte den Film ein Stück vor. »Was Paul mir über seine Begegnungen mit Khan erzählte, erinnerte mich so sehr daran, wie er sich unseren Söhnen gegenüber verhielt«, sprach Edith weiter, als habe sie Mo gehört. »Er wollte immer, dass die Jungs anders waren, mehr waren, als es tatsächlich der Fall war. Sie wehrten sich dagegen, und auf seine Weise hat Khan sich noch erbitterter gewehrt. Armer Paul. Und dann Claire Burwell. Paul war dermaßen überrascht, als sie sich mit dieser muslimischen Gruppe zusammentat, um Khan aufzufordern, seinen Entwurf zurückzuziehen. Ich glaube, er versuchte auch ihr gegenüber, wie ein Vater zu sein. Aber auch sie hatte ihren eigenen Kopf.«
    »In dieser Zeit gab es so Vieles, was Paul entging«, fuhr sie fort. »Es war für ihn, und für mich, eine Belastung, das alles zu beobachten. Aber zum Schluss geschah genau das, was er für das Richtige und das Beste hielt. Und das war kein reiner Zufall. Er verdient Anerkennung dafür.«
    »Ganz schön bequem, es auf diese Weise zu sehen«, sagte Mo. »Alles, was er tat, war richtig, auch das, was falsch war, weil sich zum Schluss alles zum Guten fügte. Für alle, außer für mich.«
    Der verlegene Ausdruck, der über Mollys Gesicht huschte, ließ Mo seine selbstmitleidige Äußerung bedauern.
    »Sie liebt ihn eben«, sagte der Kameramann. »Hat ihn geliebt, würde ich denken.« Molly und Mo sahen ihn überrascht an. Er wurde rot. »Tut mir leid«, stammelte er. »Ich meine ja nur – das würde erklären, wieso sie sein Verhalten in einem so rosigen Licht sieht.«
    Molly schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, schien Mo für einen Augenblick völlig zu vergessen. Dann konzentrierte sie sich wieder auf ihn. »Sie haben recht, dass es sich für andere zum Besten fügte. Issam Malik ist inzwischen Kongressmitglied, wussten Sie das?«
    Ja, Mo wusste es, da Malik die Unverfrorenheit besaß, ihn in regelmäßigen Abständen, allerdings ohne Erfolg, um Spenden für seine Wahlkampagnen anzugehen. Bevor er in den Kongress gewählt wurde, waren er und Debbie Dawson – die sein Sparringpartner wurde, als auf Lou Sarge immer weniger Verlass war – mit einer Art Kampf der Gladiatoren durch die Lande getingelt und hatten dem globalen Hunger nach Diskussionen darüber, ob der Islam eine Gefahr darstellte, Rechnung getragen. Dawson, die drei internationale Bestseller über die islamische Bedrohung geschrieben hatte, war vor allem bei Indiens hinduistischen Nationalisten sehr beliebt. Mo hasste Malik immer noch – weil er sich gegen ihn gestellt und ihm vorgeworfen hatte, für Asma Anwars Tod verantwortlich zu sein.
    Als sei Molly seinem Gedankengang gefolgt, machte sie mit Asma weiter. Laila Fathi hatte sich bemüht, Abdul in den Vereinigten Staaten zu behalten und ihn selbst aufzuziehen, erzählte sie Mo. Aber sie hatte keine legalen Ansprüche auf den Jungen und keine Unterstützung in der Gemeinde der Bangladescher. Abdul war nach Hause zurückgebracht worden und bei seinen Großeltern aufgewachsen. Mo, der

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