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Der amerikanische Architekt

Der amerikanische Architekt

Titel: Der amerikanische Architekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Waldman
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Verwirrung immer noch nicht ganz losgeworden.« Sie richtete den Blick in die Ferne, worauf, konnte Mo nicht sehen. Der Bildschirm wurde schwarz.
    Ein paar Augenblicke blieben sie schweigend sitzen. Molly fragte, ob sie die Kamera wieder einschalten, das Interview zu Ende führen könnten. Er nickte, obwohl er nicht mehr in der Stimmung war.
    »Denken Sie immer noch an den Garten. Haben Sie den Entwurf immer noch im Kopf?«
    Mo lächelte. »Man könnte sagen, dass ich nie aufgehört habe, daran zu denken.«
    »Wir wollen dir etwas zeigen«, sagte Molly zu Claire.
    Mohammad Khan geisterte über den gigantischen Bildschirm an der Wand ihres Wohnzimmers. Graue Fäden durchzogen seine Haare, er wirkte winzig vor der hohen weißen Mauer, auf die er zuging. Dann durchschritt er ein hohes, schmiedeeisernes Tor in einem filigranen, kunstvollen Muster und bückte sich, um ein Blatt vom Weg aufzuheben. Vor ihm lag ein Garten, beherrscht von strenger Geometrie.
    Claire hatte ihn nur auf Papier gesehen, nur im Miniaturformat. Aber sie hatte keinen Zweifel daran, was sie da vor sich hatte.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte sie zu Molly. »Es ist der Garten. Aber wie? Ich verstehe es nicht.«
    »Es ist der Privatgarten irgendeines reichen Typen – eines Sultans oder Emirs oder was weiß ich«, sagte Molly. »Er hat ihn in Auftrag gegeben, nachdem Khan seinen Entwurf zurückgezogen hatte. Khan hat uns nach dem Interview hingeführt. Er wollte, dass du ihn siehst.«
    »Bevor ich sterbe?« Claire lachte rau auf, aber sie wandte sich wieder dem Bildschirm zu.
    Zwei Kanäle durchzogen den Garten, bildeten vier Rechtecke. Khan gab beim Gehen Erklärungen ab. Die Kamera folgte ihm, als er Bäume auflistete – Kirsche, Mandel, Pfirsich, Aprikose, Walnuss. Reihen von Zypressen, stolz, sich selbst genug. Platanen von beeindruckenden Ausmaßen. Stählerne Bäume, im Licht aufblitzend, auf dem Kopf stehend, mit Wurzeln, die wie die zerwühlten Haare einer verzweifelten Frau aussahen, anstelle von Ästen und Blättern.
    Der Pavillon stand, ein wenig erhöht, genau im Mittelpunkt des Gartens, ein gigantisches Gebilde, das über Land und Wasser gleichermaßen schwebte. Das Konzept war denkbar schlicht, elegant: ein flaches Dach, schmucklose Säulen aus grauem Marmor, rechte Winkel. Drinnen warfen Gitter aus weißem Marmor komplizierte geometrische Muster, schufen eine Reihe besinnlicher Räume mit Bänken. Die Kanäle kamen unter dem Pavillon hervor, genährt von einem Reservoir, das, als sei es die Quelle allen Lebens, unter einer runden Öffnung im Fußboden sichtbar war.
    Claire schloss die Augen, hörte Wasser tröpfeln, hörte das Knirschen von Khans Schritten, den Gesang von Vögeln, die miteinander schwatzten, ihre Geschichten erzählten, vielleicht auch die von Claire. Sie wünschte, sie könnte die Szenerie betreten. Cal war ihr in diesem Augenblick näher als in den letzten zwanzig Jahren. Den Garten leibhaftig zu sehen war ein Geschenk und ein Vorwurf. Sie hatte ihn, gleich als sie ihn das erste Mal sah, zu einer Allegorie für Cals ewigen Optimismus gemacht. Als sie sich dann davon abwandte, hatte sie sich auch von Cal abgewandt. Der eigentliche Willensakt war nicht, einen Garten zu schaffen, sondern ihn zu erhalten, der ewige Kampf gegen die Wildnis. Sie hatte sich vereinnahmen lassen.
    Beschämt wandte sie sich an den Kameramann. »Hast du es ihm gesagt?«
    Er machte ein betretenes Gesicht. »Ich wollte, ich hatte es fest vor«, sagte er. »Aber als er den Garten erwähnte, dachte ich – fürchtete ich –, er würde ihn mir vielleicht nicht zeigen.«
    In diesem Augenblick sah Claire William nicht als den breitschultrigen jungen Mann, sondern als den kleinen Jungen, dem sie die Magie des Gartens immer und immer wieder geschildert hatte. Er hatte ihn so oft mit eigener Hand gezeichnet. Wie eigenartig es gewesen sein musste, ihn endlich betreten zu können. Erst war der Garten da gewesen, dann plötzlich nicht mehr. So, begriff sie jetzt, wie bei seinem Vater. Erst da, und dann plötzlich nicht mehr. William war ein problematischer Teenager gewesen, seine schlechten Noten und sein destruktives Verhalten so anders als ihre eigene, streng reglementierte Jugend, dass sie nicht wusste, wie sie ihm helfen sollte. Sie war nie sicher gewesen, ob seine Probleme von seinem Unglücklichsein herrührten oder von zu glücklichen äußeren Umständen. Oder von beidem? Sie versuchte, mit ihm über den Tod ihres eigenen Vaters zu sprechen

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