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Der amerikanische Architekt

Der amerikanische Architekt

Titel: Der amerikanische Architekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Waldman
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eine Muslimin vor sich zu haben. Dann registrierte er die graue Haut, das verwüstete Gesicht, so verwüstet wie die Ruinen von Kabul. Sie war krank.
    Ihre Stimme füllte den Raum. »Was ich von ihm hielt? Ich hielt ihn für scheinheilig. Verbohrt. Das machte es wahrscheinlich schwerer. Es war nicht gerade einfach, mit ihm umzugehen. Aber er war talentiert, das dürfen wir nicht vergessen. Ich fand, er war sehr talentiert. Ich konnte einfach nicht damit umgehen, wie vage er war, wie ausweichend. Er weigerte sich vehement zu sagen, was der Garten darstellte, und das – und ich versuche, so ehrlich wie möglich zu sein –, das brachte mich natürlich auf die Frage, wer er selbst war. Er weigerte sich, die Dinge klarzustellen. Er hätte doch einfach sagen können, dass er nicht an die Theologie glaubte, die zu den Anschlägen geführt hatte, aber er konnte nicht einmal sagen, dass er die Anschläge für falsch hielt. Ich stand dermaßen unter Druck. Die Familien. Die Presse. Diese Frau von der Post . Es war nicht allein meine Schuld. Nicht einmal der New Yorker hat ihm getraut. Was hätte ich denn tun sollen? Ich hatte mich für so kultiviert und aufgeklärt gehalten. Aber ich war naiv. Ich bedaure … ich bedaure so viel.«
    »Besuchen Sie die Gedenkstätte manchmal?«
    »Nein, nie. Ich war bei der Einweihung und bin danach nie wieder hingegangen. Ein Flaggengarten? Grauenhaft. So grauenhaft wie der ganze Ablauf der Ereignisse. Die ganzen internen Querelen, die Auswahl einer ganz neuen Jury, die Einholung neuer Entwürfe – ich bin sicher, als das Ding endlich fertig war, hat es keine Menschenseele mehr interessiert. Ich jedenfalls war die ganze Sache leid, und dabei war es doch die Gedenkstätte für meinen Mann! Und dann sind so viel mehr Amerikaner in den Kriegen gestorben, die wegen der Anschläge geführt wurden, als bei den Anschlägen selbst, dass es, als die Gedenkstätte endlich fertig war, einfach nur noch falsch schien, so viel Energie und Geld darauf verwendet zu haben. Fast kommt es mir so vor, als kämpften wir das, was wir im wirklichen Leben nicht lösen können, mit Hilfe dieser Symbole aus. Sie sind das zukünftige Leben unserer Nation.«
    »Haben Sie Mohammad Khan je gesagt, wie Sie sich fühlen?«
    »Nein, nein, habe ich nicht. Es war einfach zu – zu –«
    Mo beugte sich in seinem Sessel vor, wartete gespannt auf ihre nächsten Worte. Dann erst merkte er, dass er immer noch gefilmt wurde. »Bitte, machen Sie die Kamera aus«, sagte er zu dem Kameramann, der so überrascht zusammenfuhr, als habe er sich für unsichtbar gehalten.
    »Wieso nicht?«, fragte Molly bei Claire nach. »Wieso haben Sie sich nie mit ihm in Verbindung gesetzt?«
    »Ich weiß nicht. Sein Entwurf wäre so viel besser gewesen als das, was wir stattdessen bekommen haben, und ich kam allmählich zu der Überzeugung, dass wir damals alle irgendeinem Wahn verfallen waren. Wir waren geradezu besessen. Ich hatte damals das Gefühl, Stückchen für Stückchen geschubst zu werden – unter anderem auch von ihm selbst –, bis ich auf der anderen Seite einer Linie stand, die ich nie hatte überqueren wollen. Und dann ging er ins Ausland und fing an, für jeden muslimischen Herrscher zu arbeiten, der bereit war, ihn zu bezahlen, und ich – ich wusste einfach nicht, was ich davon halten sollte. Und obwohl ich mich entschuldigen wollte, gab es in mir anscheinend irgendeinen Widerstand, denn immer wenn ich anfing, ihm zu schreiben, konnte ich die richtigen Worte einfach nicht finden.«
    »Warum nicht einfach ein ›Es tut mir leid‹?«
    Mo lachte laut über Mollys Treffsicherheit. Auf dem Bildschirm lachte auch Claire. »Das stimmt. Manchmal ist das Einfachste das Beste. Es tut mir leid. Ich weiß nicht, wieso ich das Gefühl hatte, mehr zu brauchen. Außer vielleicht, dass ich mir nie sicher war, ob es mir wirklich leid tat. Es gab Zeiten, wie ich zugeben muss, da dachte ich immer noch, er müsse sich eigentlich bei mir entschuldigen, bei allen Familien, weil er von uns verlangt hatte, ihm Vertrauen entgegenzubringen, obwohl er sich weigerte, uns auch nur einen Grund zu nennen, wieso wir ihm vertrauen sollten. Das war für mich das Schwerste – wirklich zu erkennen, was ich fühlte. So viele Menschen, die lebenden und die toten, sagten mir, was ich tun sollte. Ich dachte – ich dachte, ich wüsste endlich, was ich selbst wollte, und ich sei dabei, alles abzuwerfen, was ich sein sollte . Aber wahrscheinlich bin ich diese

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