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Der amerikanische Architekt

Der amerikanische Architekt

Titel: Der amerikanische Architekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Waldman
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antwortete Ariana. »Ich finde, man muss sich dem Schmerz stellen, ihm ins Gesicht sehen, völlig darin aufgehen, bevor man den nächsten Schritt machen kann.«
    »Ich werde es mir merken«, gab Claire zurück und legte die Hand über ihr Weinglas, bevor der Kellner es nachfüllen konnte.
    Paul bekam nur noch am Rande mit, wer was sagte. Seine Juroren hatten das von ihm georderte Wohlfühlessen – Brathähnchen, Kartoffelpüree, Rosenkohl mit Speck – zwar gegessen, aber anscheinend hatte es nicht viel zu ihrem Wohlbefinden beigetragen. Er war stolz darauf, gut mit dominanten Frauen umgehen zu können – schließlich war er mit einer verheiratet –, aber Claire Burwell und Ariana Montagu zusammengenommen machten ihm ziemlich zu schaffen. Ihre gegensätzlichen Gewissheiten prallten aufeinander wie elektrisch aufgeladene Felder, das Zimmer knisterte geradezu, so viel Feindseligkeit strahlten die beiden aus. Außerdem hatte Paul das Gefühl, dass Ariana mit ihrer Kritik an der Schönheit des Gartens, an Schönheit an sich, irgendetwas über Claire aussagen wollte.
    In Gedanken war er schon bei den kommenden Tagen, Wochen, Monaten. Sie würden den Gewinner bekannt geben. Dann würden er und Edith die Zabars in ihrem Haus in Ménerbes besuchen, eine Erholungspause für Paul zwischen den monatelangen Debatten und der Aufgabe, das Geld für den Bau der Gedenkstätte aufzutreiben, die er gleich nach seiner Rückkehr in Angriff nehmen würde und die eine nicht unerhebliche Herausforderung darstellte. Die Umsetzung jedes der beiden Pläne, die es in die Endausscheidung geschafft hatten, wurde auf mindestens 100 Millionen Dollar geschätzt. Aber Paul liebte es, seine wohlhabenden Freunde um beachtliche Geldsummen zu erleichtern, und natürlich würden auch zahllose ganz gewöhnliche Amerikaner ihre Brieftaschen zücken.
    Anschließend würde der Vorsitz über diese Jury zu anderen Posten dieser Art führen, das zumindest hatte Edith ihm immer wieder versichert. Anders als viele ihrer Freundinnen sammelte sie weder Chanel-Kostüme noch Harry-Winston-Schmuck, obwohl sie beides reichlich besaß. Nein, ihre Begehrlichkeit galt prestigeträchtigen Positionen, und so sah sie Paul bereits als Vorsitzenden des Vorstands der Public Library, dem er jetzt schon angehörte. Die Public Library verfügte über mehr Geld als die Metropolitan Opera, und Edith hatte längst angefangen, Paul zum »Literaturliebhaber« zu deklarieren, obwohl er sich nicht einmal mehr erinnern konnte, ob er seit Tom Wolfes Fegefeuer der Eitelkeiten irgendeinen anderen Roman gelesen hatte.
    »Vielleicht sollten wir uns mehr auf das örtliche Umfeld konzentrieren«, sagte Madeline, die Vertreterin der Bewohner des Viertels rund um das Gelände. Wie aufs Stichwort zog Ariana eine von ihr selbst angefertigte Zeichnung des Nichts aus der Tasche, um zu demonstrieren, wie perfekt es sich vor dem Hintergrund der Stadtlandschaft ausnehmen würde. Die »Vertikalität« des Nichts, sagte sie, spiegele die von Manhattan wider. Claire warf Paul unter hochgezogenen Augenbrauen einen Blick zu. Arianas »kleine Skizze«, wie sie es nannte, war mindestens ebenso ausgearbeitet wie die Zeichnungen, die für die Ausschreibung eingereicht worden waren. Claire hatte Paul gegenüber mehr als einmal den Verdacht geäußert, dass Ariana den betreffenden Künstler kannte – ein Student vielleicht, ein Protegé? –, weil sie so verbissen versuchte, ihn durchzuboxen. Möglich. Andererseits fand Paul, dass Ariana sich nicht mehr für ihren Favoriten eingesetzt hatte als Claire für ihren. Trotz all ihrer Reserviertheit schien Claire nicht besonders gut damit umgehen zu können, wenn sie ihren Willen nicht bekam. Das Gleiche galt für Ariana, die daran gewöhnt war, Jurys um den Finger zu wickeln. Allerdings spielte dabei normalerweise kein so schwer fassbares Quantum an Emotionen mit wie bei dieser.
    Zum Nachtisch begab sich die Gruppe in den Salon mit seinen in einem warmen Gelb gehaltenen Wänden. Jorge, der Chefkoch des Hauses, schob einen mit Kuchen und Gebäck beladenen Servierwagen herein. Dann enthüllte er mit großer Geste eine meterhohe Lebkuchennachbildung der nicht mehr existierenden Türme. Ihre Form war unverkennbar, die eintretende Stille mit Händen greifbar.
    »Sie sind natürlich nicht zum Essen gedacht«, sagte Jorge, plötzlich verlegen. »Sondern als Tribut.«
    »Natürlich«, sagte Claire und fügte mit mehr Wärme hinzu: »Sie sehen märchenhaft aus.« Das

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