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Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Angeklagte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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da an was …«, sagte Ro. »Ich hab ’ne Idee.«
    Glitsky redete länger als eine Stunde mit Jeff Elliot, fuhr dann aber noch mal am Justizgebäude vorbei, um kurz sein Gesicht zu zeigen. Farrell war mit unbekanntem Ziel verschwunden, während Glitskys eigene Truppen bis über beide Ohren in ihre Fälle vertieft waren. Im Besprechungszimmer bekam er immerhin moralische Unterstützung von den anwesenden Leuten der Mordkommission, und das kollektive Schulterklopfen tat ihm so gut, dass Glitsky für eine Weile nur rumhing und die Sympathie der Kollegen genoss.
    Nun fuhr er einen Häuserblock nach dem anderen ab und suchte verzweifelt nach einem Parkplatz, der nicht weiter als fünf oder sechs Blocks von seinem Haus entfernt war.
    Es war auch nicht hilfreich, dass sich im Westen eine dichte Nebelbank aufgebaut hatte, die das Ende des kalten, aber trockenen Wetters ankündigte. Kalt und nass, dachte Glitsky, war wohl nur noch eine Frage der Zeit. Und da tauchte sie auch schon auf, eine schwarze Regenfront, die vom Horizont auf ihn zurollte.
    Als sein Handy klingelte, war er versucht, es auszuschalten, ohne auch nur aufs Display zu schauen. Er hatte schon einen brutalen Tag hinter sich, fühlte sich nach seinem Fress-Exzess noch immer etwas übel und war schlicht und einfach erschöpft. Aber dann dachte er, dass es vielleicht Treya sein könne, und schaute nach, wer der Anrufer war.
    Michael Durbin.
    »Lieutenant«, sagte Durbin. »Sie müssen sofort vorbeikommen. Sie werden nicht glauben, was er diesmal angerichtet hat.«

29
    Als Glitsky in der Rivera Street ankam, hatte die Regenfront die Nachbarschaft bereits erreicht. Die Scheibenwischer verrichteten Schwerstarbeit, als Glitsky den Wagen bis vor die Ruine rollen ließ, deren Umrisse im Nebel kaum zu erkennen waren.
    Jemand saß hinter dem Steuer des Wagens, hinter dem Glitsky geparkt hatte, und stieg umgehend aus. Im Scheinwerferlicht sah Glitsky, dass es Michael Durbin war. Glitsky schaltete Licht und Zündung ab und stieg aus, bevor Durbin seinen Wagen erreicht hatte.
    »Danke, dass Sie gekommen sind. Ich glaube wirklich, dass es den Besuch wert ist.«
    Es war eisig draußen, Glitsky verschränkte die Arme vor der Brust. »Dann wollen wir uns es mal anschauen.«
    Schweigend führte ihn Durbin die Einfahrt hoch und hinter das Haus, wo eine separate Garage stand, die etwa die Hälfte des kleinen Gartens in Anspruch nahm. Da sie mit dem Haupthaus nicht verbunden war, hatte der Brand hier keine Schäden hinterlassen. Ihre Füße knirschten unter geborstenem Glas, als sie zu dem seitlichen Eingang gingen. Eine nackte Glühbirne hing über der Tür.
    Durbin fischte in seiner Hose nach dem Schlüssel und steckte ihn ins Schloss. »Ich hätte wahrscheinlich dran denken müssen, den Türknopf nicht zu berühren«, sagte er, »aber ich konnte ja nicht wissen, was ich hier vorfinden würde.«
    Glitsky schaute auf den blanken Türknopf, der eine ideale Oberfläche für Fingerabdrücke bot. »Warten Sie. Sie sind also schon mal auf diesem Weg hineingegangen?«
    »Nur das eine Mal.«
    Glitsky schob Durbin zur Seite und holte die Latex- Handschuhe heraus, die er immer bei sich trug. »Ich öffne sie diesmal. Und fassen Sie nichts an, weder hier noch drinnen, verstanden?«
    »Klar.«
    Glitsky drehte den Schlüssel, dann den Türknopf und stieß die Tür auf. Er ging hinein und ertastete an der rechten Wand den Lichtschalter. Als er ihn betätigte, wurde der Raum von drei Schienenstrahlern taghell erleuchtet.
    Glitsky hatte keine Ahnung, was ihn erwarten würde, war aber doch auf diesen Anblick nicht vorbereitet. Durbin hatte den Raum als Atelier genutzt. Knapp zwanzig großformatige, farbintensive und – in Glitskys Augen – professionelle Porträts sehr realistisch wirkender Per sonen standen an den Wänden. In der Mitte des Raum befanden sich drei Bilder, offensichtlich noch nicht fertiggestellt, die gegen Staffeleien gelehnt waren.
    Jemand war in den Raum eingedrungen und hatte sie alle aufgeschlitzt – einige mit einem Hieb, andere fünf oder sechs Mal, sodass die Leinwand nur noch in Fetzen herunterhing. Soweit Glitsky sehen konnte, gab es kein Gemälde, das unbeschädigt geblieben war. Aber was den Vandalismus noch schlimmer machte, waren die Bilder selbst. Glitsky hielt sich nicht gerade für einen Kunstkenner, aber diese Bilder – die größten von ihnen reichten bis unter die Decke – waren offenkundig das Resultat eines wirklich ungewöhnlich talentierten

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