Der Angeklagte: Thriller (German Edition)
was nicht vor August der Fall sein wird. Vielleicht wird das ja das Blutbad zu einem Ende bringen.«
»Glaubst du das wirklich?«
Farrell schüttelte den Kopf. »Nein. Ro wird noch immer die andere Zeugin aufspüren wollen, eine Frau namens Gloria Gonzalvez. Sie wird sich bald in akuter Gefahr befinden. Nein, sie ist schon in akuter Gefahr. Und allein schon aus diesem Grund kann ich nicht einfach aufgeben – abgesehen davon, dass ich das im Innersten meines Herzens auch nicht will. Aufgeben steht nicht auf der Agenda. Ich muss den Druck auf diesen Abschaum weiter aufrechterhalten, muss sie ständig daran erinnern, dass sie sich den Falschen ausgesucht haben, wenn sie meinen, mit dieser Scheiße durchzukommen.«
»Und was ist, wenn sie mit noch größeren Kanonen auf dich schießen?«
»Auf einen von uns beiden?« Er schüttelte den Kopf. »Ich werde ihnen keine Zeit dafür geben. Auch wenn ich weiß, dass sie zu allem fähig sind« – er fuhr mit der Hand über den Körper seines Hundes –, »dass es nichts gibt, vor dem sie zurückschrecken würden. Vielleicht sollte ich dich an einen sicheren Ort bringen, bis das alles vorbei ist.«
»Das will ich nicht.«
»Wäre aber vielleicht klüger.«
Sam ließ Farrells Hand los, stand auf und ging zur Tür. Mit verschränkten Armen stand sie da, unbeweglich wie eine Statue, und blickte in den dunklen Nebel hinaus. Schließlich atmete sie tief durch und drehte sich um. »Um nichts in der Welt. Wenn sie dich nicht abschütteln können, werden sie mich auch nicht los.«
»Aber du hast dich für diesen Job nicht beworben, ich schon. Macht einen kleinen Unterschied.«
»Aber nur einen ganz kleinen.«
»Finde ich nicht. Bist du nicht vor ein paar Tagen ausgezogen, weil ich in meinem Job so jämmerlich versagt habe? Und du hattest ja völlig recht. Ich hätte meine Unfähigkeit in den letzten Wochen nicht besser unter Beweis stellen können.«
Sie war zum Sofa zurückgekehrt und kniete sich vor ihn. »Aber da ging es doch nicht um deinen Job, Wes. Es ging um dich und mich und die Tatsache, dass wir nicht mehr über das gesprochen haben, was in unserem Leben passierte. So wie wir es in diesem Moment tun. Und, nein, du kannst diese Leute nicht unbehelligt laufen lassen, wenn sie Sachen tun wie … wie das hier. Oder noch Schlimmeres.«
Er sah sie eindringlich an. »Um ehrlich zu sein: Ich weiß nicht genau, wie ich sie aufhalten kann, Sam. Aber ich weiß, dass ich es mit aller Kraft versuchen werde. Es gibt einfach keine Alternativen – selbst wenn es stimmt, dass ich wahrscheinlich nicht die ideale Besetzung für diesen Job bin.«
»Aber das bist du, Wes. Vielleicht bist du sogar der einzige Mann, der noch das nötige Rückgrat hat, um die Sache durchzustehen.«
»Vielleicht hast du auch konkrete Vorschläge, wie ich das anstellen soll?«
»Spontan fällt mir nichts ein, aber wir beide werden einen Weg finden. Das verspreche ich dir.«
»Wir beide?«
»Natürlich wir beide. Was hast du denn gedacht?«
30
Zwei Stunden lang stellte das CSI -Team Durbins Garage auf den Kopf. Sie nahmen Fingerabdrücke von verschiedenen Oberflächen, machten Fotos, sammelten Staubmäuse und Fasern, konnten aber nichts finden – auch kein Werkzeug zum Aufschlitzen der Bilder –, was auf Ro Curtlee oder einen anderen Täter hingewiesen hätte. Und da die nächsten Schritte ihrer Untersuchungen ohnehin im Labor stattfanden, erklärten sie ihre Arbeit am Tatort für beendet und gingen. Glitsky, wortkarg und unwirsch, hatte Durbin von den Ermittlern ferngehalten und ließ sich keine weitere Informationen entlocken, geschweige denn in eine Unterhaltung verwickeln.
Nun, gegen 20 Uhr, kehrte Durbin zum Haus der Novios zurück. Als er durch die Küchentür eintrat, war das Haus dunkel; außer von einem Fernseher im ersten Stock war kein Laut zu hören. Michael war daher überrascht, plötzlich Kathy vor sich zu sehen. Sie hockte im Dunkeln am Küchentresen, vor sich einen Drink.
Sie hatte offensichtlich geweint und schaute hoch, als er hereinkam. »Hey«, sagte sie mit kaum vernehmbarer Stimme.
»Hey.« Er ging zu dem Tresen. »Alles okay mit dir?«
Sie zuckte mit den Schultern.
»Was trinkst du?«, fragte er.
»Keine Ahnung. Bourbon, glaube ich.«
»Kann ich dir Gesellschaft leisten? Wobei mir schon klar ist, dass du den ganzen Tag nur Leute um dich rum hattest. Solltest du also …«
»Nein, ist schon recht. Die Flasche steht da drüben. Du kannst mir auch noch einen
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