Der Angeklagte: Thriller (German Edition)
Sie mir bis dahin folgen?«
Marrenas zuckte herablassend mit der Schulter.
Durbin fuhr fort: »Und zum Abschluss möchte ich Sie mit meinen wundervollen Plänen für die Zukunft vertraut machen. Ich werde Janices Lebensversicherung nehmen und einen Teil der Hausratsversicherung und ein neues Haus bauen. Und ich werde wieder meine Karriere als Maler aufnehmen, die dank Ihnen vor zehn Jahren so abrupt endete. Wie finden Sie das?«
»Gut«, sagte Marrenas, doch ihre wachsende Nervosiät war nicht zu übersehen. Unruhig wanderten ihre Augen von Durbin zur Tür hinter ihm. »Das klingt doch alles sehr positiv. Ich freue mich, dass sich die Dinge für Sie zum Guten wenden. Aber ich muss wirklich darauf bestehen, dass Sie mein Büro jetzt verlassen.«
Durbin verlagerte sein Gewicht auf dem Stuhl. »Kein Problem, aber eines möchte ich Sie doch noch wissen lassen: Sollte mein Name erneut in Ihrer Kolumne auftauchen, werde ich mit dem verbleibenden Geld einen Killer engagieren, der Sie bis in die letzte Ecke dieser Welt verfolgen und wie Ungeziefer zertreten wird. Denn genau das sind Sie: parasitäres Geschmeiß.«
Sie konnte ihn nur noch sprachlos anstarren.
»Sollten Sie meine Aussage allerdings nicht ernst nehmen«, fuhr Durbin fort, »wäre es vielleicht sinn-voller, es gleich an Ort und Stelle über die Bühne zu bringen.«
Durbin griff in seine Stofftasche und holte eine kleine Pistole heraus.
Sie riss die Augen auf. Panisch streckte sie die Hände in die Luft. »O mein Gott, tun Sie’s nicht. Bitte! O mein Gott, ich habe mir gerade in die Hose gemacht. Es tut mir so leid. Ich wollte niemanden verletzen. Ich wollte doch nur meinen Job machen. Bitte, bitte, tun Sie es nicht …«
Durbin konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Gut«, sagte er. »Sieht so aus, als hätte ich Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Ich werde jetzt eine berühmte Stelle aus dem Film ›Die Reifeprüfung‹ zitieren, Sheila: ›Plastik!‹« Er legte die Spielzeugpistole auf ihren Schreibtisch. »Behalten Sie sie als Souvenir, damit Sie mich nicht vergessen. Und verschwenden Sie keinen Gedanken daran, die Polizei zu benachrichtigen. Denn was hätte ich mit einer Plastikpistole schon anstellen können? Und ich bin mir sicher, dass sie sich der Meinung anschließen würden, die Sie in Ihrer Kolumne über Ro Curtlee so überzeugend vertreten haben: dass es doch gar nicht so schlimm ist, Leute zu bedrohen. Aber vergessen Sie nie, was ich Ihnen gesagt habe: Wenn mein Name noch einmal in Ihrer Kolumne auftaucht, werde ich Sie töten lassen. Und nun« – er lächelte sie an – »wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag.«
43
Frannie Hardy kam am Sonntagvormittag nach Hause zurück, als sich ihr Gatte gerade sein Frühstück in der gusseisernen Pfanne zubereitete, die gewöhnlich an einem riesigen Fischhaken über dem Herd hing. »Wo warst du denn?«, fragte er. »Ich hab mir fast schon Sorgen gemacht?«
»Das mag ich so an dir«, sagte sie. »Diese ›fast schon‹-Sorgen, die du dir immer um mich machst.«
»Ich such halt immer nach der richtigen Dosierung«, antwortete Dismas Hardy. »Man will schließlich nicht voreilig in Panik verfallen und sich unnötig Sorgen machen.« Er deutete auf seinen Teller. »Möchtest du was? Ist genug da.«
»Danke. Leg ruhig los.« Sie setzte sich zu ihm an den Tisch.
»Wo warst du denn nun?«, fragte er. »Und sag nicht ›die Galapagos-Inseln‹ oder ›Ukraine‹ oder sonst was Spinnertes.«
»Ich war in der Kirche«, antwortete sie.
»Ich sagte doch: keine Fantasieziele.«
»Ich mache keine Scherze, ich war wirklich in einer Kirche. Ich könnte dir sogar den Namen der Kirche nennen, falls dich das interessieren sollte.«
Hardy legte seine Gabel ab und schaute sie an. »Das ist ja grundsätzlich eine löbliche Aktion, vor allem an einem Sonntagvormittag, aber trotzdem mache ich mir nun ernsthaft Sorgen. Ist alles okay mit dir?«
»Alles im grünen Bereich – wir, die Gesundheit, un-sere Kinder, alles bestens.«
»Aber …?«
»Erinnerst du dich daran, als Abe neulich hier war und mit dir über die Nachwehen dieses ganzen Ro-Curtlee-Wahnsinns sprach? Und er erwähnte, dass eigentlich alles mit dem Tod dieser armen Felicia Nuñez angefangen habe, die auch eins seiner ersten Opfer war.«
»Ich erinnere mich sehr gut. Was ist mit ihr?«
»Na ja, aus irgendeinem Grund musste ich immer an sie denken. Stell dir vor: Da kommt ein junges Mädchen voller Hoffnung aus Guatemala in dieses Land. Sie
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