Der Anruf kam nach Mitternacht
Die F. Berkman-Gesellschaft. Sie ist im Kaffeegeschäft tätig, und das seit etwa zehn Jahren. Die Firma hat in einem Dutzend Länder ihre Niederlassungen. Und doch weist sie keine Gewinne auf. Das ist doch eigenartig, finden Sie nicht auch?«
»Wer ist dieser F. Berkman?«
»Seltsam, das weiß erstaunlicherweise niemand. Die Firma wird von einem Aufsichtsrat geleitet. Keines der Mitglieder hat ihn jemals zu Gesicht bekommen.«
Nick sah Potter entgeistert an. Ihnen war gleichzeitig derselbe Gedanke gekommen. »Magus«, flüsterte Nick.
»Das vermute ich auch.«
»Und Sarah befindet sich nichts ahnend in der Höhle des Löwen. Wenn ich sie wäre, würde ich sofort in die entgegengesetzte Richtung flüchten.«
In diesem Augenblick klingelte das neben dem Bett stehende Telefon.
»Wahrscheinlich für mich«, meinte Potter und drückte seine Zigarette aus. Er wollte zum Telefon gehen, aber Nick hatte bereits den Hörer abgenommen.
Einen Augenblick lang herrschte Stille in der Leitung. Dann fragte die Stimme eines Mannes: »Mr. Nick O’Hara?«
»Ja.«
»Sie werden sie in der Casa Morro finden, um Mitternacht. Kommen Sie allein.«
»Wer spricht da?«, wollte Nick wissen.
»Bringen Sie sie aus Amsterdam fort, O’Hara. Am besten noch heute. Ich zähle auf Sie.«
»Warten Sie!«
Die Leitung war jedoch bereits tot. Fluchend knallte Nick den Hörer auf die Gabel und rannte zur Tür.
»Was … Wohin wollen Sie?«, rief Potter.
»An irgendeinen Ort namens Casa Morro! Dort soll sie sein!«
»Halt, warten Sie!« Potter griff nach dem Telefon. »Erst will ich van Dam anrufen. Wir brauchen Hilfe …«
»In dieser Sache bin ich auf mich ganz allein angewiesen!«
»O’Hara!«
Aber Nick war bereits verschwunden.
Fünf Minuten später, nachdem Nick sein Hotel verlassen hatte, bekam der alte Mann einen Anruf. Es war sein Informant.
»Sie ist in der Casa Morro.«
»Woher wissen Sie das?«, fragte der Alte.
»O’Hara wurde angerufen. Wir wissen nicht, von wem. Er ist schon auf dem Weg. Der CIA wird ihm bald folgen. Ihnen bleibt nicht viel Zeit.«
»Ich werde ihr sofort Kronen nachschicken.«
»Und was geschieht mit diesem O’Hara? Er wird sich als Hindernis erweisen.«
Der alte Mann machte ein geringschätziges Geräusch. »O’Hara? Eine Bagatelle«, antwortete er. »Kronen wird sich auch um den kümmern.«
»Es ist Mitternacht«, sagte Sarah. »Wo ist er?«
Corrie strich sich eine Strähne ihres langen schwarzen Haares aus der Stirn. »Simon will Beweise.«
»Er hat meinen Ehering.«
»Jetzt will er Sie sehen. Aber aus sicherer Entfernung. Und nehmen Sie Ihre Brille ab. Sie können doch ohne die Brille sehen, oder?«
»Ganz gut.«
Corrie wies auf einen Platz vor dem Fenster des jetzt menschenleeren Lokales. »Gehen Sie dorthin und setzen Sie sich mit dem Gesicht zur Straße, damit er Sie erkennen kann. Bleiben Sie ruhig. Es wird nicht lange dauern.«
Sarah erschien es wie eine Ewigkeit, während sie reglos dasaß und angestrengt hinaus auf die Straße starrte. Gelächter drang von draußen herein. Menschen schlenderten am Fenster vorüber. Gelegentlich warf jemand einen Blick hinein. Aber keines der Gesichter kam ihr bekannt vor.
Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Wo blieb Geoffrey nur? Warum dauerte es so lange?
Dann öffnete sich plötzlich die Tür, und sie hörte ihren Namen. Hastig wandte sie sich dem Eingang zu und wurde kreidebleich.
Vor ihr stand Nick.
Sie reagierte auf der Stelle. Wie gehetzt sprang sie auf und rannte quer durch den kleinen Raum auf die Hintertreppe neben der Theke zu. Es war eine sinnlose Flucht, und lediglich Sarahs Verzweiflung veranlasste sie dazu. Sie hatte Angst vor Nick. Er war hier, um ihr zu schaden, und vor allem, um Geoffrey zu schaden!
Sie erreichte den Korridor und wollte im nächstgelegenen Zimmer verschwinden, als Nick sie schon am Arm festhielt. Sie riss sich los, lief in das Zimmer und wollte vor ihm die Tür zudrücken. Doch Nick hatte bereits einen Fuß in die Öffnung gestellt und lehnte sich mit aller Kraft gegen die Tür. Sarah taumelte schließlich rückwärts und blieb verängstigt vor einem Schrank stehen. Sie saß in einer Falle, aus der es kein Entrinnen mehr gab.
Am ganzen Leibe zitternd schrie sie ihn an: »Mach, dass du hier wegkommst!«
Nick kam mit ausgestreckten Händen auf sie zu. »Sarah, hör mich doch an …«
»Du gemeiner Kerl, ich hasse dich!«
Er blieb nicht stehen. Die Entfernung zwischen ihnen wurde immer geringer.
Weitere Kostenlose Bücher