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Der Anruf kam nach Mitternacht

Der Anruf kam nach Mitternacht

Titel: Der Anruf kam nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Abfertigungsschalter suchte sie in ihrer Tasche nach Geld. Es reichte kaum für ein Mittagessen, geschweige denn für ein Flugticket. Es blieb ihr keine andere Wahl, sie musste ihre Kreditkarte benutzen.
    Zwanzig Minuten später verließ eine Maschine nach Amsterdam das Rollfeld. Sarah saß darin.

12. KAPITEL
    Nachdem der schwarze Citroën das Gebäude des Flughafens Tegel verlassen hatte, fuhr er in südlicher Richtung zum Kurfürstendamm zurück. Ehe Helga selbst Berlin verließ, musste sie noch einmal zurück. Sie wusste, welch großes Risiko sie damit einging. Der CIA hatte ihr Nummernschild gesehen und konnte so ihre Adresse herausbekommen. Sie musste sich beeilen, denn sie wollte nicht das gleiche Schicksal wie Eve erleiden. Sie würde Corrie noch anrufen und ihr sagen, sie solle Simon warnen. Und sie würde Corrie nach diesem Mann fragen, nach Nick O’Hara. Helga dachte angestrengt nach, wer er sein mochte. Neue Gesichter waren ihr stets suspekt. Der gefährlichste Feind war immer der, den man nicht kannte.
    Sie würde ihren Wagen zurücklassen und mit dem Zug nach Frankfurt fahren müssen. Von dort aus konnte sie in die Schweiz und nach Italien fliehen oder auch nach Spanien. Es spielte keine Rolle, wohin sie floh. Hauptsache, sie verließ Berlin, ehe es ihr so wie Eve erging.
    Aber auch Spione haben gelegentlich eine sentimentale Ader. Helga wollte die Stadt nicht ohne ihre persönlichen Dokumente, ohne die lieb gewonnenen Fotografien ihrer Familie und einige andere Dinge von privatem Wert verlassen.
    Ihr Fahrer verstand, warum sie noch einmal ihr Haus aufsuchen wollte. Es war sinnlos, sie zur Vernunft bringen zu wollen. So fuhr er sie ein letztes Mal zurück und blieb wartend im Wagen sitzen, während Helga ins Haus lief, um ihre Sachen zu holen.
    In fliegender Hast suchte sie alles zusammen und packte es, zusammen mit ihrer Pistole, in den falschen Boden eines kleinen Handkoffers. Darüber warf sie ein paar Kleidungsstücke und einen unauffälligen Mantel. Sie sah aus dem Fenster und stellte fest, dass der Wagen noch immer unten auf der Straße wartete.
    Rasch verriegelte sie das Fenster und rannte die Treppe hinunter. Vor der Eingangstür blinzelte sie einen Moment lang geblendet in die Sonne. Sekundenlang blieb sie stehen und gewöhnte ihre Augen an das grelle Licht, ehe sie die Haustür abschloss. Diese wenigen Sekunden retteten ihr das Leben.
    Von der Straße her kam das Geräusch quietschender Reifen. Fast im selben Augenblick zerrissen Schüsse die nachmittägliche Stille. Kugeln prasselten gegen das Fahrzeug. Helga warf sich flach auf den Boden und rollte sich hinter zwei nebeneinanderstehende, niedrige Zementschalen, die mit Krüppelkiefern bepflanzt waren. Erneut knallten Schüsse, und von oben fielen die Splitter der zerborstenen Fensterscheiben auf sie herab.
    Verzweifelt robbte sie an den Rand des Treppenabsatzes und ließ sich in die schützende Ecke zwischen Treppe und Haus fallen. Mit einem Griff zog sie ihren kleinen Koffer an sich. Es blieben ihr nur wenige Sekunden zum Handeln, nur ein kurzer Augenblick, ehe der Mörder vor der Tür auftauchen würde. In ihrem Versteck hörte sie, wie eine Wagentür zugeschlagen wurde.
    Sie riss den Koffer auf, fuhr unter den Kleidungsstücken in das Geheimfach und ergriff die Waffe.
    Fußtritte näherten sich über den Plattenweg dem Haus. Gleich würde der Mann auf der Treppe stehen und sie in ihrem Winkel erspähen.
    Sie zählte die Schritte auf den Stufen. Als der Mann den Treppenabsatz betrat, sprang sie unversehens auf und schoss. Als habe er einen gewaltigen Stoß bekommen, stürzte er rücklings auf der anderen Seite von der Haustür von den Treppen hinunter.
    Helga vergewisserte sich, dass ihm niemand folgte. Sie hörte, dass im selben Augenblick ein Motor aufheulte und der Wagen in rasender Fahrt von ihrem Haus fortfuhr.
    Vorsichtig stand sie auf und ging zur anderen Seite der Eingangstür. Der Mann, der da in einem Blumenbeet lag, rührte sich nicht mehr. Jetzt hatte Helga keine Zeit mehr zu verlieren.
    Mit einem Blick auf ihren Wagen erkannte sie, dass der Fahrer bei der Schießerei ums Leben gekommen war. Es tat ihr leid, sie waren Kollegen gewesen und hatten in den letzten fünf Jahren gut zusammengearbeitet.
    Sie warf die Pistole in den Koffer zurück, verschloss ihn hastig und machte sich auf den Weg. Zunächst ging sie schnellen Schrittes die Straße hinunter, ehe sie an der nächsten Kreuzung zu laufen begann. Es wäre Wahnsinn, noch

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